Düsseldorferin arbeitet mit Nadeln gegen Heuschnupfen

Luis kenne ich seit Jahren. Er ist 25 und ein enger Freund meines Sohnes. Oft erlebe ich ihn mit geröteten Augen und geschwollener Nase – Heuschnupfen. Und zwar in einer Intensität, wie ich sie noch nie gesehen habe. Als junger Mann war ich selbst davon betroffen, habe über die Jahre kubikmeterweise Tempotücher verbraucht. Mir ist also klar, wie er leidet, wie diese Krankheit sein Leben einschränkt und prägt. Erst mit zunehmendem Alter verschwanden bei mir diese extrem lästigen Beschwerden von selbst. Eine ähnlich lange Leide- und Wartezeit sollte Luis erspart bleiben.
Als ich von Isabelle Kujath höre und ihrem Anspruch, diese Form der Allergie mit Akupunktur behandeln zu können, bringe ich die beiden zusammen. Kujath arbeitet als Qigong-Lehrerin (chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform für Körper und Geist) und ist Heilpraktikerin. Sie hat die entsprechenden Abschlüsse und Prüfungen in Deutschland gemacht und großes Vertrauen in TCM (Traditionelle Chinesische Medizin). Eine der Säulen ist die Akupunktur. Also das Setzen haarfeiner Nadeln an eindeutig definierten Körperstellen. Unterschiedliche Leiden lassen sich damit behandeln, sagt sie – auch Allergien, also Heuschnupfen.
Luis nutzt die Chance gern. Endlich beschwerdefrei zu werden, ist sein größter Wunsch. Kujath dämpft die Hoffnung auf blitzschnellen Erfolg. Man müsse mindestens zehn Sitzungen, womöglich mehr, hinter sich bringen, und das auch über mehr als ein Jahr. Aber deutlich spürbare Erfolge seien bald möglich.
Bei der ersten Sitzung bin ich dabei und sehe, wie Kujath aus einem kleinen Behälter ihre Nadeln holt und sie vorsichtig Stück für Stück platziert. Mehrere in jedes Ohr, unter die Nase, dann am Oberkörper. Währenddessen erzählt sie von den Traditionen der fernöstlichen Medizin, ihren Säulen und Richtungen.

Luis zeigt keine Reaktion, wirkt angespannt, ist aber tapfer und erträgt klaglos, was da passiert. Nur an der Nase seien die Nadeln unangenehm, sagt er. Das kann ich nachvollziehen, weil für mich schon das regelmäßige Abschneiden meiner Nasenhaare der Horror ist – ein Mittelding zwischen Kitzel und Schmerz. Rund eine halbe Stunde dauert die Sitzung, die der Patient liegend absolvieren muss. Verblüfft schildert Luis, wie er ein Kribbeln im gesamten Körper spürt. Sein Eindruck: Da passiert etwas.
Beim nächsten und übernächsten Mal bin ich nicht dabei, aber Luis berichtet von seinem Befinden: Er registriert deutliche Verbesserungen. Was ich nicht wusste: Seit langem ist sein Geruchs- und Geschmackssinn eingeschränkt oder nicht mehr vorhanden. Nun riecht und schmeckt er plötzlich wieder. Für mich verblüffend – ich wusste nicht, wie sehr solche Allergien jemand einschränken können. Luis ist begeistert, man merkt ihm an, wie er Hoffnung schöpft, endlich dieses Leiden loszuwerden. Und er spürt, wie sich sein linkes Nasenloch öffnet, er bekommt Luft hindurch. Seit Jahren sind bei ihm beide Nasenöffnungen zugeschwollen.
Demnächst wird er wieder beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt sein, der ihn seit Jahren behandelt. Vor allem wegen seiner Polypen. Ein früherer Mediziner hatte sie nicht einmal bemerkt, obwohl sie groß sind wie Weintrauben, sagt er. Normalerweise sind sie winzig. In der Kombi mit seiner Allergie verursachen sie ihm erhebliche Probleme. Nun soll der Arzt feststellen, ob und wie sie sich verändert haben.
Können solche Fortschritte durch ein halbes Dutzend Akupunkturen verursacht worden sein? Kujath glaubt fest daran, weil sie mit ihren Nadeln in ein System von Energieströmen eingreift, von deren Existenz und Bedeutung die chinesische Medizin ausgeht, und diese positiv stimuliert. Meridiane heißen diese Linien, in denen die Energie des Lebens kreuz und quer, rauf und runter durch den Körper strömt, das Chi. Ist dieser Fluss gestört, erkrankt der Mensch. Daher gelte es, für freie Bewegung zu sorgen. Und das geht mit Stimulanz durch die korrekt gesetzten Nadeln. Übrigens spielt es bei der Behandlung keine Rolle, auf was der Patient allergisch reagiert, sagt Kujath.
Und wie funktioniert das genau, was bewirkt das, wie sind die Ursachen? Kujath ist entwaffnend ehrlich und sagt: „Das wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass es oft funktioniert, aber wieso ist nicht erforscht.“ Faszinierend, was sie über diese Linien berichtet, welche Bedeutung sie für unsere Lebensenergie haben. Von der, davon sind chinesische Mediziner fest überzeugt, wir bei der Geburt eine bestimmte Menge mit auf den Weg bekommen. Dieses Chi zu schützen, seinen Fluss in Gang, es gesund zu halten, muss also in unserem Interesse sein. Vermehren könne wir es nicht, aber seine Effizienz für uns erhalten.
Luis jedenfalls freut sich. Sein Gaumen juckt nicht mehr, erstmals seit Jahren schmeckt, riecht er, sein asthmatischer Husten hat nachgelassen.
Auch wenn ihm dafür wieder die Nadeln ins Ohr, in die Nase und an den Körper gesetzt werden.
Mehr zur Praxis von Isabelle Kujath erfahren Sie hier.
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