Neuer Vorstand in Sicht: Wie es bei der Rheinbahn weitergeht

Nach der Trennung von Michael Richarz scheint eine unternehmens-interne Lösung wahrscheinlich. Sie würde zunächst für zwei Jahre vereinbart. Favorit ist der Mann, der das Erfolgsprojekt während der Fußball-EM leitete.
Veröffentlicht am 22. April 2025
Christian Finke Rheinbahn Hauptverwaltung Lierenfelder Straße 42
VierNull-Fotochef Andreas Endermann hat für dieses Motiv zwei Aufnahmen zusammengefügt: sein Foto von der Hauptverwaltung der Rheinbahn in Lierenfeld und ein Bild der Rheinbahn von Christian Finke. Er gilt als Favorit für den zweiten Vorstandspostens des Verkehrsunternehmens.

Bei der Rheinbahn zeichnet sich eine zügige Neubesetzung des zweithöchsten Postens ab. Nach meinen Informationen wird Christian Finke neuer Vorstand für Betrieb und Technik – zunächst kommissarisch für 24 Monate. Der Ingenieur ist derzeit stellvertretender Betriebsleiter. Er kam vor 15 Jahren nach dem Studium zur Rheinbahn, war zunächst Sachgebietsleiter und verantwortete dann die Abteilungen Verkehrsmanagement sowie Verkehr und Fahrbetrieb.

Christian Finke würde Nachfolger von Michael Richarz. Die Rheinbahn stellt den bisherigen Vorstand nach meinen Recherchen frei. Sein Vertrag läuft zwar noch bis März 2027, das Vertrauen für eine weitere Zusammenarbeit scheint aber nicht mehr gegeben zu sein. Ein Grund: Im Stadtrat wurde Anfang April öffentlich, dass sich der Bau der Linie U81 weiter verzögert. Die Verbindung zwischen Innenstadt und Flughafen sollte ursprünglich schon eröffnet sein, aktuell geht man von einem Start im zweiten Quartal 2026 aus. Selbst dieser Termin ist nicht sicher. Michael Richarz erhält – wenn er keine neue Tätigkeit beginnt – seine Bezüge für zwei Jahre weiter. Mehr zur Freistellung des bisherigen Vorstands lesen Sie hier.

Aus meiner Sicht sprechen mindestens vier Gründe dafür, Christian Finke zum neuen zweiten Vorstand zu machen:

1. Die Fußball-Europameisterschaft
Während des Turniers im Sommer 2024 fanden fünf Spiele in Düsseldorf statt. Zudem waren zahlreiche Fans unabhängig von den Partien in der Arena hier zu Gast. Die Spitzen von Rathaus und Rheinbahn wollten deshalb zeigen, dass sie ein solches Großereignis genauso gut stemmen können wie die Verkehrsbetriebe in München oder Hamburg. Der Projektleiter für dieses ehrgeizige Vorhaben wurde Christian Finke.

Die Idee setzte zunächst intensive Verhandlungen mit dem bei der Rheinbahn mächtigen Betriebsrat voraus. Nachdem Stadt und Vorstand vor allem die finanziellen Zugeständnisse gemacht hatten, ging es darum, alle verfügbaren Fahrzeuge auf Schiene und Straße zu bringen sowie den passenden Dienstplan aufzustellen. Die Rheinbahn setzte damals 225 zusätzliche Mitarbeitende ein und meldete die Fahrt von so vielen Bahnen wie noch nie. So beförderte sie alle Zuschauer:innen, die auf den Nahverkehr setzten, in den 75 Minuten nach Abpfiff zurück in die Stadt.

Ein weiteres Beispiel für die Organisation in jenen Tagen: Parallel zu den Bahnen, die im engstmöglichen Takt zum Stadion rollten, schuf man eine Bus-Verbindung zwischen Altstadt und dem Congress-Centrum in der Nähe der Arena. So hatten die Fußball-Fans zwei Optionen.

Das erfolgreiche Projekt qualifizierte Christian Finke für höhere Aufgaben – und es passt zu neuen Vorstellungen des Oberbürgermeisters. Nach meinen Informationen möchte Stephan Keller den so genannten Rheintakt in diesem Sommer weiterentwickeln.

Einstellung und Kommunikation
Es gibt zwei Wege, eine Unternehmensphilosophie zu vertreten. Die Vokabeln sind in beiden Fällen die gleichen, entscheidend ist aber, diese glaubhaft zu vertreten. Nur so kann man Vorhaben motivierend an seine Kolleginnen und Kollegen vermitteln.

Christian Finke scheint diese Fähigkeit zu besitzen. Er veröffentlicht in den Sozialen Netzwerken zwar bisher gefühlt einmal pro Jahreszeit einen Beitrag, hat dann aber stets etwas zu sagen. Er zeigt, was das Team der Rheinbahn macht, lobt, ohne zu übertreiben, und spielt sich selbst auf keine Weise in den Vordergrund. Der Mann ist Ingenieur und postet auch so.

Der neue Kurs der Vorstandsvorsitzenden Annette Grabbe und ihrer Mitstreiter:innen setzt neben guten Ideen vor allem eine gute Kommunikation voraus. Die Belegschaft ist durch die Umbrüche verunsichert, viele reagieren auf Veränderungen, wie Menschen nun mal auf Veränderungen reagieren: skeptisch bis ablehnend. Umso mehr braucht es Führungskräfte, die vermitteln, warum man etwas macht und dass es etwas Positives ist.

Relativ günstige Lösung
Die Rheinbahn muss wie beschrieben die Bezüge des bisherigen Vorstands Michael Richarz bis zu zwei Jahre weiterzahlen. Laut jüngstem Jahresabschluss erhielt er 2023 rund 345.000 Euro, davon waren 64.000 Euro Boni.

Würde das Unternehmen nun einen neuen Vorstand extern suchen und einstellen, wäre das mit mehreren hohen Ausgaben verbunden: Schon die Suche einer solchen Führungskraft kostet Geld. Zudem würde die Person einen üblichen Fünf-Jahres-Vertrag erhalten und Bezüge in der genannten Größenordnung.

Wenn man hingegen einen geeigneten Kandidaten in den eigenen Reihen hat, fällt schon mal die gesamte Suche weg. Natürlich erhält auch Christian Finke eine deutliche Gehaltserhöhung, aber das Ganze bewegt sich in einem anderen Rahmen als bei einer Neueinstellung für fünf Jahre.

Wenn der Vertrag von Michael Richartz im März 2027 ausläuft, hat die Rheinbahn alle Möglichkeiten: Sie kann mit einem dann bewährten Vorstand verlängern oder eine neue Führungskraft suchen, ohne doppelt zahlen zu müssen.

Keine interne Konkurrenz
Christian Finke ist wie beschrieben stellvertretender Betriebsleiter. Er hat also einen Vorgesetzten, der normalerweise der natürliche Kandidat für den kommissarischen Vorstandsposten wäre. Das scheint in diesem Fall nach meiner Wahrnehmung keine Option zu sein.

Der Betriebsleiter heißt Ralf Lüdeking, er vertritt die Rheinbahn unter anderem im Verkehrsausschuss im Rathaus. Dort erlebe ich ihn regelmäßig und beinah genauso oft macht er keine glückliche Figur. Typisch sind Momente, in denen die Politikerinnen und Politiker Aufträge an die Rheinbahn definieren und Ralf Lüdeking wortreich erklärt, warum das nicht möglich ist. Ebenso typisch sind anschließend die drei bis fünf Reden, in denen Ausschussmitglieder mit Nachdruck die Wünsche wiederholen.

Der Betriebsleiter wäre also schon politisch kaum durchzusetzen. Hinzu kommt offenbar noch ein weiteres Thema. Die Rheinbahn arbeitet derzeit einen Fall auf, in dem Hunderte Kunststoffschwellen ohne Genehmigung eingebaut und später wieder beseitigt werden mussten. Der Schaden ging in die Millionen. Es ist offen, ob und wie Ralf Lüdeking in dem gesamten Verfahren agierte oder nicht agierte. Deshalb wäre es ein Risiko, ihn jetzt zu befördern.

Fazit
Die Rheinbahn scheint eine kluge Lösung für den jüngsten personellen Umbruch gefunden zu haben. Sie lässt sich schnell umsetzen, ist mit einem offensichtlich qualifizierten Kandidaten verbunden, der sehr gut zum neuen Kurs der Rheinbahn passt. Zudem ist sie verhältnismäßig günstig – und zukunftsfähig, denn Christian Finke hat alle Chancen, in zwei Jahren das kommissarisch aus seinem Titel zu streichen.


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