Orient in Oberbilk: Salām aleikum, kleine Welt

Zitronensoße aus der Plastikflasche, französische Chansons und gezapftes weißes Pils: Eine kulinarische Reise durch das orientalische Oberbilk.
Von Frank Lorentz (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 13. November 2025
Kulinarische Führung mit Ahmad Eljesri in Düsseldorf Oberbilk
Die kulinarische Führung von Ahmad Eljesri führt unter anderem zu Diwan Sweets an der Kölner Straße.

Sahara-Wellness, wir kommen. Es dauert aber noch ein bisschen, denn erst einmal geht es in die Kölner Straße. Ha! Das war ja klar. Die Kölner Agentur „Kulturklüngel”, die auf alternative Stadttouren spezialisiert ist, bittet in Düsseldorf erstmals zur „kulinarischen Orientreise”. Treffpunkt: Hauptbahnhof, Vordereingang, 17 Uhr. Die Teilnehmenden, ein Dutzend Leute zwischen 40 und 70 Jahren, trudeln nach und nach ein. Wie sich herausstellt, stammen einige aus: Köln. Und wohin geht es als Erstes? Wie gesagt: Kölner Straße. Als wäre die Stadt mit K ein Synonym für den Orient. Was sie für manche Menschen in der Landeshauptstadt möglicherweise sogar ist.

Reiseführer an diesem Tag ist Ahmad Aljesri, zuhause in Wesseling (nahe Köln) und geboren im syrischen Aleppo. Seit 2015 lebt er in Deutschland. Mit 22 flüchtete er vor dem Krieg in seinem Land, heute ist er Sozialarbeiter und schreibt an seiner Master-Arbeit an der Hochschule Bochum. Sein Studiengang: „Gesundheit und Diversity in der Arbeit”. Nebenbei gibt er Kochkurse mit einem Fokus auf syrische Küche und verdingt sich als Führer durch den Düsseldorfer Orient, der sich gleich hinterm Hauptbahnhof erstreckt: in Oberbilk, ehemals Arbeiterviertel, Heimat vieler Zugewanderter und entsprechend bunt.

Weltreisen durch die eigene Stadt
Zur Feier der Premiere ist auch Thomas Bönig gekommen, Gründer und Chef der Kölner Agentur. Der 50-Jährige ist ein weitgereister Mann, der viele Jahre in Asien verbrachte. Seine Agentur versteht sich als „Fremdenverkehrsamt für lokale Reisen”, ist im gesamten Rheinland aktiv und organisiert „Weltreisen durch die eigene Stadt”. Bönigs Ziel: den Zusammenhalt zwischen den Kulturkreisen fördern. Oder, mit einem leicht sperrigen Fachausdruck: interkultureller Austausch.

Nahreisen in die Ferne haben unschlagbare Vorteile: kein Check-in. Kein Warten am Gate. Kein beschämend großer CO2-Fußabdruck, der kompensiert werden will. Keine Turbulenzen. Kein Gepäck, das irgendwo verloren geht. Kein Jet-Lag und kein tropischer Wirbelsturm, der einen ans Hotel fesselt. Vergesst Fernreisen – die wahre Ferne ist die unmittelbare Nähe, das Lokale.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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