Ein Düsseldorfer Putin-Erklärer im Kölner Schauspiel
Journalismus funktioniert immer dann gut, wenn er berührt, informiert, unterhält und so die Menschen am Ende klüger macht. Sie wollen sich nicht belehrt fühlen, sondern gern zuhören, zuschauen oder lesen und sogar dafür zahlen. Eigentlich ganz einfach. Man muss es nur tun. Und natürlich können.
Der 31-jährige Regisseur und Schauspieler Calle Fuhr tut es und kann es. Was er in Köln präsentiert, bildet diese Form der Wissensvermittlung ideal ab, in dem es alle Kriterien dessen erfüllt, wie Menschen Informationen gern konsumieren. Insofern erleben wir eine Neuerfindung jener medialen Arbeit, wie sie die meisten aus der Print-Branche kennen, aber erleben müssen, wie sie an mangelnder Akzeptanz zugrunde geht. Anders formuliert: Wer zurzeit in Verlagen grübelt, wie das hauseigene Produkt zu retten sein könnte, dem empfehle ich einen Besuch im Schauspiel Köln bei „Krieg und Frieden“ (Dramaturgie: Lennart Göbel). Womöglich kommt man da auf andere Ideen.
Perfekte Autokratie
Das Thema, das sich Fuhr vorgenommen hat, ist extrem komplex. Es hat enorme Recherche-Arbeit verursacht, bei der er sich auf die Kooperation mit den Recherche-Netzwerken Correctiv und Dossier stützt. Ziel war es, transparent zu machen, wie sich die Beziehung des Westens und sein Umgang mit einem Russland entwickelt hat, das nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion für kurze Zeit zu „einer defekten Demokratie“ und dann schnell „zu einer perfekten Autokratie“ (Fuhr) wurde. Folglich beginnt das Stück mit den frühen 1990er Jahren, beschreibt den Aufstieg Wladimir Putins vom kleinen KGB-Agenten in Dresden bis an die Spitze des neuen alten Russlands binnen zehn Jahren. Gepusht vom Trinker Boris Jelzin.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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