Björn Höcke kommt nach Düsseldorf – seine Ideologie ist längst da

Die Empörung über den geplanten Auftritt des Thüringer AfD-Chefs im Bürgerhaus Garath ist so erwartbar wie einkalkuliert. Dabei ist seine Ideologie bereits lokaler Parteikonsens. Eine Analyse.
Von Marc Latsch (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 17. Dezember 2025
Ankündigung und Protest AfD-Politiker Björn Höcke in Düsseldorf
Social-Media-Beiträge zum und gegen den Auftritt von Björn Höcke in Düsseldorf.

Wenige Tage nach der Gründung der Generation Deutschland ist Patrick Heinz per Video mit dem Deutschland Kurier verbunden. Als frisch gewählter stellvertretender Vorsitzender der neuen AfD-Jugendorganisation greift der Langenfelder die Stichworte einer ihm sehr zugeneigten Fragestellerin auf. Heinz spricht über Gewalt an Schulen, Identität und Migration. Er sagt, dass der Islam „inkompatibel mit der deutschen Seele“ sei, dass Männer unterdrückt würden, obwohl sie wieder stark und wehrhaft werden müssten, um „das Volk zu beschützen“ und dass Remigration die einzige Hoffnung darauf sei, das Land wieder zu gesunden. In einer schnellen Fragerunde am Ende antwortet Heinz auf die Frage der Moderatorin, ob er Migranten lieber mit Boeing oder Airbus abschieben wolle: „Je nachdem, was unkomfortabler ist.“ Dann lachen beide.

Ende Februar soll Björn Höcke auf Einladung des Düsseldorfer AfD-Kreisverbands im Bürgerhaus Garath auftreten. Die Nachricht war gerade bekannt geworden, da forderten lokale Bündnisse und Parteien wie SPD und Die Linke bereits, Höcke aus der städtischen Einrichtung auszuladen. „Wir sollten alles tun, um zu verhindern, dass ein gesichert rechtsextremistischer Akteur hier ungehindert auftreten kann“, sagte Düsseldorfs SPD-Chef Adis Selimi. Nach dem Auftritt Götz Kubitscheks im September in Bilk sei das die nächste Eskalationsstufe.

Es ist absolut verständlich, wenn sich die politische Linke und Mitte dagegen ausspricht, dass ein Rechtsextremist wie der Thüringische AfD-Landeschef in ihre Stadt kommt. Eine weitere Eskalationsstufe ist es allerdings nicht. Wie auch, wenn mit Kubitschek der größte Höcke-Vordenker als Vergleichswert gilt. Es ist aber auch fernab von prominenten Gästen ideologisch nichts Bemerkenswertes mehr. Patrick Heinz tickt wie Björn Höcke. Die Düsseldorfer AfD-Stadtratsfraktion tickt wie Björn Höcke. Wenn im März ein neuer AfD-Landesvorstand gewählt wird, tickt auch der höchstwahrscheinlich wie Björn Höcke. Das Einzige, was am Gast aus dem Eichsfeld noch als Aufreger taugt, ist seine symbolhafte Prominenz.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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