Walid El Sheikhs Weinbar vorläufig gestoppt: Nun muss wohl ein Gericht entscheiden

Neue Runde im Konflikt um eine Weinbar in Oberkassel: Die Fronten sind verhärtet, im Hintergrund zeichnen sich neue Probleme ab, denn die Stadt hat dem Gastronomen Walid El Sheikh die Genehmigung für den Umbau eines ehemaligen Friseursalons verweigert – weil kein Stellpatz ausgewiesen worden ist. Das wundert den Betroffenen, denn es gebe einen Stellplatz, und der sei sogar im Mietvertrag vereinbart, sagt er. Außerdem irritiert ihn, dass man ihm nicht – wie sonst üblich – angeboten hat, für den Stellplatz eine Ablösesumme zu bezahlen. Normalerweise kann man sich mit 12.500 Euro von der Verpflichtung freikaufen, einen Stellplatz einzurichten. Das wird im Rathaus durchaus gern gesehen, weil so zusätzliches Geld in die Kasse kommt, das dann für andere Verkehrsprojekte genutzt werden kann.
Die Akteure:
Walid El Sheikh
Der Chef mehrerer Bars in der Altstadt (Sir Walter, Fett), ist dabei, aus einem früheren Ladenlokal an der Sonderburgstraße ebenfalls einen gastronomischen Betrieb zu machen. In den Räumen hatte über Jahrzehnte ein Friseur sein Geschäft. Gewerbe ist dort also erlaubt. Die Adresse ist nicht weit von den nächsten gastronomischen Betrieben entfernt.
… die Nachbarn
Sie befürchten Lärm vor ihrer Haustür, vor allem aber Wertverlust ihrer Immobilien, wenn die in Teilen des Viertels sehr gut besuchte Gastro-Szene bis zu ihnen wächst. Sie bringen es auf diese knappe Formel: „Wir wollen hier keine Altstadt 2.0.“ Vor allem mit Hinweis auf das nächtliche Treiben vor El Sheikhs Betrieben empfinden sie es als bedrohliches Szenario, das bald auch vor ihrer Haustür wahr werden könnte. Zuletzt eskalierte der Streit, und Unbekannte demolierten nachts die Tür zum noch leeren Ladenlokal, indem sie die Schlösser mit Sekundenkleber blockierten.
Der Widerstand hat sich formiert, die Nachbarn haben eine Petition mit 500 Unterschriften im Rathaus präsentiert. Nun sehen sie eine Chance, dauerhaft Erfolg zu haben, weil (siehe oben) eine Baugenehmigung für das neue Lokal verweigert wurde. Also ruht das Projekt derzeit zwangsläufig.
… andere Gastronomen
Jenny Hülsmanns Chez Lio, das Muggel, die Brüder Giuseppe und Michelangelo Saitta mit Saittavini sowie Piazza Saitta sind nicht direkt betroffen, indirekt aber schon. Ihre Betriebe liegen in der Nähe von Walid El Sheikhs neuem Lokal. Offen hat sich noch keiner zu dessen Plänen geäußert.
Dass diese Restaurants und Bistros ihn als Konkurrenten sehen, ist nicht zu erwarten. Denn El Sheikh will eine Bar eröffnen, dort wird es vor allem Getränke und nur kleine Snacks geben. Dennoch beobachten die anderen die Pläne aufmerksam. Ihre Befürchtung: Sollte sich El Sheikh am Ende durchsetzen, seine Bar also an den Start gehen, droht ein auf Dauer schwelender Konflikt im Viertel. Und zwar mit Konsequenzen für alle. Denn dann würden die Menschen darauf pochen, die bereits geltende Sperrstunde um 22 Uhr penibel einzuhalten, was diesen Betrieben nicht passen dürfte – bisher wurde die Regelung zwar berücksichtigt, aber oft nicht auf die Minute. Schon jetzt haben sie deshalb regelmäßig Ärger mit ihren eigenen Nachbarn. Dass sich die Situation verschärft, wollen sie auf keinen Fall.
Abschreckendes Beispiel in Niederkassel
Um zu sehen, wie so etwas eskalieren kann, muss man nicht weit gehen: Im Nachbarstadtteil Niederkassel hat es über Monate Streit zwischen dem Betreiber der Dorfschänke und einem einzigen Nachbarn gegeben (meine Geschichte ist hier nachzulesen). Mehrere hundert Anzeigen gingen beim Ordnungsamt ein, am Ende lagen die Nerven auf beiden Seiten blank. Selbst der Staatsschutz wurde eingeschaltet, weil man dem Beschwerdeführer, er ist Muslim, einen Schweinekopf vor die Tür gelegt hatte. Einen solchen Dauerkonflikt will man in Oberkassel unbedingt verhindern.
Wie geht es weiter?
Walid El Sheikh sieht das Recht auf seiner Seite. Nach seinen Angaben kann er gegen die verweigerte Baugenehmigung zwar keinen Widerspruch einlegen, er kann aber eine Klage einreichen. Er will seinen Anwalt beauftragen, das zu tun. Denn das Problem mit dem nicht ausgewiesenen Stellplatz sei juristisch einwandfrei lösbar, sagt er. Er argwöhnt, man versuche auf diesem Weg, den Konflikt im Sinne der protestierenden Anwohner zu beenden.
Das will er nicht hinnehmen und verhandelt derzeit mit seinem Vermieter, einem bekannten Immobilien-Entwickler, dem im Stadtteil viele Häuser gehören. Ziel der Gespräche: Für die Dauer des anstehenden Prozesses die Miete zu senken, um seinen finanziellen Druck zu mindern. El Sheikh ist nämlich sicher, dass das Verfahren lange dauert.