Stephan Keller fordert den Oberbürgermeister heraus

Es ist die vorletzte Lektion aus dem Lehrbuch „Wie Thomas Geisel sich um sein Amt brachte“. 2020 präsentiert der damalige Düsseldorfer Oberbürgermeister das Programm, mit dem er wiedergewählt werden wollte. Auf den Folien dazu war das Logo seiner Partei nicht zu sehen, um ihn herum standen keine Repräsentant:innen der SPD. Es folgte ein Sommer weiterer fataler Signale und am Ende die Niederlage gegen Stephan Keller.
Der wiederum hat die Lektion offenbar verinnerlicht. Als er nun seine Ideen für eine mögliche zweite Amtszeit vorstellte, hing neben ihm ein Banner. Darauf las man als erstes CDU, dann einen Slogan und darunter den Namen des Kandidaten – in einer Schriftgröße, für die man beinah eine Lesebrille benötigte. Rechts und links von sich versammelte der Oberbürgermeister ein hochrangiges Ensemble von Statisten: sämtliche Vorstände aus Kreispartei und Stadtrat, an diesem Nachmittag voll darauf konzentriert, die Körperhaltung senk- und die Gesichtszüge mindestens waagerecht zu halten.
In diesem Kreis erscheint Stephan Keller beinah als Idealist. Die Düsseldorfer Christdemokraten werden vorrangig von Großmeistern des Machterhaltens geprägt. Parteichef Thomas Jarzombek etwa hat es dank der richtigen Seilschaften inzwischen zum Parlamentarischen Staatssekretär in Berlin gebracht. Rolf Tups führt ungefährdet die Ratsfraktion und mehrere Aufsichtsräte, obwohl öffentliche Reden bei ihm so selten sind wie konkrete Aussagen.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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