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In der Altstadt stehen 500 Wohnungen leer

Düsseldorf hat ein Problem damit, alle Menschen bezahlbar unterzubringen, die hier leben möchten. Stephan Keller will das mit einem Wohnungsbauprogramm angehen. Ob er dabei zigtausende Quadratmeter auf dem Schirm hat, die in der Altstadt nicht genutzt werden?

Von Hans Onkelbach (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 9. Oktober 2023
Leerstand an Wohnungen in der Düsseldorfer Altstadt
Das Klingelschild macht deutlich: Da wohnt keiner. So sieht es an vielen Gebäuden der Altstadt aus.

Merkwürdigerweise spricht keiner davon: Leerstand von Wohnungen. In Berlin sollen es 13 Prozent sein, in Düsseldorf zehn. Bei insgesamt rund 360.000 Einheiten wären das ungefähr 36.000. Das sagen Experten, die sich mit den Details zur Stadtentwicklung beschäftigen und derzeit vor allem eine Frage zu beantworten versuchen: Wie kann man mehr Menschen eine bezahlbare Bleibe verschaffen?

Es gibt immer wieder spektakuläre Beispiele von Städten, die das vermeintlich im Griff haben. Österreichs Hauptstadt Wien betreibt seit den 1920er Jahren ein öffentlich gefördertes Baumodell, das selbst in den Top-Bezirken Wohnen nicht zum Luxus werden lässt. Die Stadt hat immer wieder Grund gekauft und 220.000 kommunale Wohnungen errichtet. Sie alle sind bis heute im Besitz der öffentlichen Hand und garantieren günstige Mieten.

In Düsseldorf ist die Lage völlig anders. Gebaut wird zwar, aber meist privat und im Bereich von Mieten jenseits der 20 Euro. Oder es entstehen Eigentumswohnungen für Preise von einer Million Euro aufwärts. Für die massenhafte Nachfrage also ungeeignet. Hinzu kommt im Augenblick der Kostendruck in der Bauindustrie. Ein Fachmann erklärte mir vor ein paar Tagen, im Augenblick sei es in Ballungsräumen wie Düsseldorf unmöglich, Wohnungen zu erstellen, die am Ende weniger als 17 Euro Kaltmiete kosten.

Umso erstaunlicher ist, wie viele Quadratmeter in Düsseldorf quer über die Stadt verteilt leer stehen. Eklatant und – bei aufmerksamem Hinschauen – leicht zu entdecken, ist das in der Altstadt. Wer den Blick nach oben richtet, über die Zugänge zu Clubs und Kneipen, der wird schnell feststellen, wie leer oder verwahrlost dort die Fenster zur Straße aussehen. Dass da keiner wohnt, ist offensichtlich.

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