Blumenhäuschen: Perfekt fürs Carlsplatz-Feeling mitten in Oberkassel

Immobilien sind in Düsseldorf immer ein Thema. Normalerweise sind sie groß, eindrucksvoll und teuer. Aber das hier ist ein Objekt, das in kein Raster passt: Es ist 20 Quadratmeter klein und im Fachwerkstil gebaut, es steht am Rand des Barbarossaplatzes in Oberkassel, mitten im Saitta-Imperium. Ursprünglich verkaufte dort die Rheinbahn Fahrkarten, zuletzt gab es dort Tulpen, Rosen und Nelken. Inzwischen steht es schon länger leer.
Der neue Mieter heißt Niclas Rehmann und ist Sohn einer Düsseldorfer Unternehmerfamilie, die ihr Geld unter anderem mit Parkhäusern verdient. Er hat das Blumenhäuschen in Oberkassel von der Rheinbahn gemietet und will dem Winzling neues Leben einhauchen. Wie das gehen, was da kommen soll, ist allerdings nicht absehbar. Immerhin hat man offenbar begonnen, das Häuschen zu entkernen. Was vermutlich an einem Tag erledigt war. Seitdem tut sich dort nichts, die Fenster sind verklebt.
Im Hintergrund jedoch, so glaubt man in der Branche, laufen längst Gespräche mit einem Partner vom Carlsplatz: Konzept Riesling. Dessen Macher haben dort eine lebhafte Partyszene etabliert, die aus Sicht des Betreibers des früheren Fahrkartenverkauf-Büdchens der Rheinbahn auch nach Oberkassel passen würde. Anwohner und die nebenan liegenden anderen gastronomischen Betriebe dürften das anders sehen.
Denn dass und was in dem Objekt passiert, beobachten die Nachbarn ebenso gespannt wie die früheren Mitbewerber um das Objekt: Giuseppe Saitta, Alexander Esposito (Betreiber des Café Muggel) und Walid El Sheikh. Die drei Gastronomen hätten es jeder gern für sich gehabt und entweder ins bestehende Geschäft integriert (Saitta und Muggel) oder etwas Neues (El Sheikh) aufgezogen. Auch viele Menschen aus dem Rest des Stadtgebiets nehmen Anteil. Das jedenfalls haben wir bei VierNull festgestellt, als wir über den früheren Blumenladen berichtet haben: Die Resonanz war enorm.
Ein Grund war, dass die drei stadtweit bekannten Wirte eben nicht den Zuschlag bekamen, sondern der weitgehend unbekannte Niclas Rehmann. Rehmann hat seine ersten Schritte als Geschäftsmann in Düsseldorf gemacht, als er Ende 2021 das Mixgetränk Batbee erfand und zwei Jahre später an einen Münchener Investor verkaufte. Wieso er beim Vermieter Rheinbahn Erfolg hatte, führte umgehend zu Gerüchten über mögliche Mietaufschläge, die der vermögende junge Mann dem Verkehrsunternehmen angeboten haben könnte.
Passend zu diesem insgesamt kuriosen Fall kommt jetzt noch eine Besonderheit: Erstmals soll das Haus einen Kanalanschluss bekommen. Normalerweise ist das nichts Besonderes, in diesem Fall aber schon. Bisher gab es zwar fließend Wasser aus einem Hahn und ein Waschbecken, aber keine Vorrichtung für eine Toilette. Wie die dort arbeitenden Menschen das geregelt haben, ist nie erläutert worden. Nun, so heißt es inoffiziell bei der Rheinbahn, plane man eine Abwasser-Verbindung. Wenn die kommt, ist ein WC möglich, und somit auch ein gastronomischer Betrieb. Der wäre in diesem Umfeld, trotz naher Konkurrenz, mit Sicherheit einträglich. Und er wäre, wenn auch eingeschränkt, tatsächlich möglich – so ist es jedenfalls bei der Rheinbahn zu hören.
Niclas Rehmann mag sich nicht klar dazu äußern. Auf meine Frage kam diese Antwort: „Wir sind im Finale mit dem Architekten und dem Bauamt. Es warten zwei, drei lokale und nachhaltig überraschende Partnerschaften, die eine Bereicherung für das Viertel sein werden. Wir bemühen uns, so schnell wie möglich zu eröffnen, allerdings brauchen die Ämter viel länger als gedacht und unser Vermieter auch hauptsächlich. Dort sind die Prozesse nicht die schnellsten. Wir sind zuversichtlich, dass man bald die schönsten Blumen der Stadt dort kaufen kann.“ Konkret auf Konzept Riesling angesprochen, verwies er auf bald laufende weitere Gespräche, dementierte aber auch nicht.
Der Verkauf von Blumen ist vertraglich vereinbart. Die wenn auch stark eingeschränkt mögliche Gastronomie ist für die wenige Meter entfernt sitzenden Konkurrenten Saitta und Esposito eine beunruhigende Variante. Denn sollte es die Chance geben, Getränke oder Snacks anzubieten, und das vielleicht mit Sitzmöglichkeiten auf dem Platz verbunden sein, wäre das eine weitere Konkurrenz auf dem Barbarossaplatz.
Genau aus diesem Grund wollten Saitta und Espositio das Objekt haben: Sie hätten versucht, es gastronomisch zu nutzen und ihr Angebot abzurunden. Zusätzlich ein paar Blümchen zu verkaufen, wäre vermutlich kein Problem gewesen.