Biker und Spaziergänger – gemeinsam friedlich im Wald

Beide mögen die Natur, sind dort unterwegs und begegnen einander dort. Damit sie dabei nicht in Konflikt geraten, haben die Sportler für Düsseldorf einige Ideen entwickelt, die wir hier vorstellen.
Veröffentlicht am 5. August 2021
Vincent Vogt und Ben Bodenburg sind zwei der jungen Mountainbiker, die im Aaper Wald trainieren - auch naturverträgliches Fahren und Bremsen. Foto: Johannes Boventer
Vincent Vogt und Ben Bodenburg sind zwei der jungen Mountainbiker, die im Aaper Wald trainieren - auch naturverträgliches Fahren und Bremsen. Foto: Johannes Boventer

Das Bild wirkt ein wenig gestellt, transportiert aber trotzdem eine wichtige Botschaft. Die Deutsche Initiative Mountainbike zeigt auf ihrer Internetseite ein Foto mit zwei Wander*innen und drei Mountainbiker*innen, die einander freundlich zuwinken. Passend zu dem Bild hat der Dachverband Regeln verabschiedet. Nummer 4 davon lautet „Respektiere andere Naturnutzer“. Wie das, also das Nebeneinander von Radsportler*innen und Fußgänger*innen in Düsseldorf gelingen kann, erarbeiten die Aktiven gerade. Ich haben einige von ihnen beim Training im Aaper Wald getroffen und mit ihnen diskutiert.

Begegnen die Jungs auf ihren Trainingstouren Spaziergängern, fahren sie langsam daran vorbei, grüßen, bedanken sich fürs Platzmachen und sagen „Da kommen noch ein paar“. Sie machen Übungen mit Hütchen, um die sie bergab lenken. Dabei lernen sie naturverträglich zu fahren und zu bremsen und wie sie sicher unterwegs sind.

Erste wichtige Feststellung: Es gibt nicht den Mountainbiker, sondern verschiedene Disziplinen und Interessen. Die einen bevorzugen Ausdauertouren mit Landschaftsgenuss, die anderen fahren am liebsten bergab, wieder andere sind mehr in der Luft als am Boden (Dirtbiker). In Düsseldorf vertreten drei Vereine deren Interessen: das „Team D“, das ist die Mountainbike-Abteilung des Deutschen Alpenvereins, der Verein für Geländeradsport und die Radsport-Abteilung des Ski-Klub Düsseldorf. Hinzu kommen viele unorganisierte Fahrer.

Mountainbiken ist kein Trend-, sondern Breitensport. Die Vertreter*innen der Vereine gehen von 20.000 Mountainbiker*innen in Düsseldorf aus, die mindestens wöchentlich im Sattel sitzen. Während der Lockdowns ist die Zahl noch einmal kräftig gewachsen, damit wurden nicht kartografierte Wege häufiger genutzt und es gab mehr Konflikte mit Wander*innen. Deshalb hat der Düsseldorfer Sportausschuss in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause die Verwaltung beauftragt, „natur- und sozialverträgliche Lösungen zur Ausübung des Freizeitradsportes“ zu finden.

Womit wir wieder im Wald wären. Die Sportler*innen haben Vorschläge und Vorbilder, die ein friedliches Nebeneinander in der Natur ermöglichen und zu den Interessen der verschiedenen Disziplinen passt:

Die Szene der Dirtbiker*innen, die gerne springen und Tricks zeigen, hatten ihren zentralen Treffpunkt an den Sieben Hügeln im Grafenberger Wald. Da es sich um ein Bodendenkmal handelt, ist die Forstverwaltung eingeschritten. Die zum Teil schon professionell agierenden Sportler*innen waren frustriert und wanderten in andere Städte ab, heute gibt es viele kleine Spots, die jeweils einige wenige Dirtbiker*innen gebaut haben. Besser wäre eine andere Lösung, die auch zur Sportstadt Düsseldorf passt: eine eigene Dirtbike-Anlage – nahe an einem Wald gelegen, dann können die Sportler*innen zwischen den Disziplinen wechseln, vom Park auf die Strecken im Wald. Nach Aussagen der Sportler würden sich alle auf eine solche Anlage konzentrieren, Konflikte und Frust wären beseitigt.

Die Mountainbiker*innen fahren nicht nur auf den breiten Wegen, sie mögen auch die schmalen Pfade mit Stufen, Steinen und Sprüngen. Die haben sie sich im Düsseldorfer Stadtwald gesucht. Weil es aber so viele waren, ist auch hier die Forstverwaltung eingeschritten. Deshalb schlagen die Vertreter*innen der genannten Vereine vor, so genannte Trails anzulegen. Das sind klar begrenzte, markierte und gestaltete Bergab-Strecken mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Bundesweit gibt es eine ganze Reihe positiver Beispiele, in der Region unter anderem in Aachen und Krefeld.

Der Verein Geländefahrrad Aachen hat vor acht Jahren den „Bikepark Dreiländereck“ geschaffen. Um das Waldstück mit den Trails regelkonform zu nutzen, müssen die Sportler*innen eine Versicherung nachweisen. Folglich können ausschließlich Mitglieder des Vereins den Bikepark nutzen. Sie finden dort sechs Strecken mit drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden vor, die man ausschließlich bergab fahren darf. Der Verein ist zuständig für die Pflege des Parks und bietet unter anderem Kurse an, in denen die Teilnehmer*innen die richtigen Fahrtechniken lernen. Dass der Ansatz funktioniert, zeigt die Mitgliederzahl des Vereins. Sie liegt nach dessen Angaben inzwischen bei 1200.

Der Verein Home Trail Krefeld ist drei Jahre jünger als der Aachener, hat aber in seiner kürzeren Historie einen ähnlichen Höhepunkt: die Eröffnung offizieller Vereinsstrecken im Juli 2019. Die Mitglieder haben sie selbst gebaut und eigenes Geld darin investiert. Vom Inrather Berg führen drei Wege nach unten: ein leichter namens „Old Daddy“ (blau gekennzeichnet), ein schwierigerer, der „Stoneman Trail“ heißt (Rot), und der heftige „Phil’s Trail“ (Schwarz). Der zweite wichtige Erfolg von Home Trail Krefeld ist die große Jugendabteilung, für deren Training die Strecke zweimal wöchentlich gesperrt wird.

Aus den genannten und anderen Städten kann man für Düsseldorf einiges lernen:  

  • Die Radsportler*innen brauchen neben den festen Wegen auch offizielle Querfeldein-Strecken. Gibt es Trails, halten sich die im Verein organisierten Aktiven an deren Grenzen und suchen keine Abkürzungen.
  • Üblicherweise stellt die Stadt die Flächen für Dirtbike-Parks oder Trails zur Verfügung, die Vereine kümmern sich um den Unterhalt. Dabei müssen beide Seiten auch klären, wer für Sicherheit und Haftung verantwortlich ist.
  • Die Vereine und die „Unorganisierten“ (die in der Regel nicht un-, sondern anders organisiert sind) müssen sich austauschen und gemeinsame Vorschläge erarbeiten: Wo können und wollen sie ihren Sport betreiben? Wo sind No-go-Areas?
  • Kreuzungen, die es mit den anderen Wegen gibt, sollten so gestaltet sein, dass man dort langsam fahren muss und rücksichtsvoll unterwegs ist.

Der Sportausschuss berät nach den Ferien wieder über das Thema. Wenn eine Lösung verabschiedet wird, könnte in diesem Zusammenhang ein Missverständnis mit behoben werden: Viele Wanderer*innen wissen nicht, dass die Mountainbiker*innen die festen Wege nutzen dürfen, sie glauben, Radfahren sei dort nicht erlaubt. Das Landesforstgesetz für NRW ist da aber eindeutig. Paragraph 2 regelt, wer den Wald betreten darf und unter welchen Bedingungen. Im Absatz 2 heißt es ausdrücklich, dass diese Vorgaben „auch für das Radfahren“ gelten.

Quellen dieses Artikels/Weiterführende Links

Interviews mit Stephan Austrup (Team D des Deutschen Alpenvereins Sektion Düsseldorf), Stefan Kiefl und Niklas Stausberg (Verein für Geländeradsport Düsseldorf) und den Nachwuchssportlern Ben Bodenburg und Vincent Vogt.

Die Seite des Vereins für Geländeradsport

Die Seite der Mountainbiker des Deutschen Alpenvereins

Die Seite der Mountainbiker im Ski-Klub Düsseldorf

Informationen zum Bikepark in Aachen

Informationen zu den Strecken in Krefeld


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