Düsseldorf gittert die Theodor-Heuss-Brücke ein

Dutzende Querungen im Stadtgebiet haben immer noch zu niedrige Geländer. Nach und nach will die Stadt sie alle aufstocken. Was allerdings jetzt auf der Verbindung zwischen Golzheim und Seestern installiert wurde, ist eine Vorsichtsmaßnahme wegen Reparaturarbeiten.
Veröffentlicht am 26. September 2023
Theodor-Heuss-Brücke in Düsseldorf
Mit sehr viel Sicherheit: Radeln hinter Gittern auf der Brücke.

Führt ein Fahrradweg unmittelbar am Geländer einer Brücke vorbei, schreibt Bundesrecht eine Mindesthöhe von 1,30 Meter vor. Offenbar hat das in Düsseldorf lange Zeit keinen gekümmert, viele Querungen erfüllten diese Vorgabe nicht. Bis 2022 ein 66-jähriger Radfahrer auf der Spindel zur Theodor-Heuss-Brücke stürzte und übers Gelände mehr als sechs Meter in die Tiefe fiel. Er wurde schwer verletzt, überlebte aber. Seitdem ist die Stadt mit möglichst hohem Tempo dabei, sämtliche Sicherheitsvorkehrungen zu prüfen und anzupassen. Auch an besagter Brücke: Dort sicherte man bereits die Auffahrten stärker, schweißte entsprechende Metallbügel oben auf die vorhandene Konstruktion und erreicht somit die vorgeschriebene Sicherheit.

Als jetzt in den vergangenen Tagen über die komplette Länge Baustellen-Absperrungen von knapp zwei Meter Höhe angebracht wurden, sah auch das aus wie ein weiteres Aufrüsten. Wollte man etwa auf „Nummer sehr sicher“ gehen und derart hohe Gitter dauerhaft anschrauben?

Nein, dahinter steckt ein anderer Zweck. Unterhalb des Geh- und Radwegs sind Sanierungs- und Reparaturarbeiten an den so genannten Kragarmen fällig. Das sind die Querträger, auf denen diese beiden Bahnen liegen. Während der Arbeiten, die wechselseitig auf beiden Seiten stattfinden, werden der Rad- und der Fußweg komplett gesperrt sowie eine Ausweichroute auf die jeweils andere Seite ausgeschildert. Die normalweise in nur eine Richtung zu nutzenden Radwege dürfen während der Bauzeit in zwei Richtungen befahren werden. Und diese dann von Radfahrern und Fußgängern genutzte Seite wird durch die sehr hohen Gitter zusätzlich geschützt.

Die Arbeiten haben auf der Südseite (Blickrichtung Altstadt) begonnen. Die Stadt teilt dazu mit: „Sobald die Sonderprüfung und provisorische Instandsetzung auf der Südseite abgeschlossen sind, wird die Brückenseite gewechselt und die Arbeiten werden auf der Nordseite fortgeführt. Der Zeitpunkt kann erst kurzfristig festgelegt werden. Die Kosten für die provisorische Instandsetzung und das Aufstellen der Bauzäune belaufen sich auf rund 80.000 Euro.“

Im Zusammenhang mit den Arbeiten von „provisorischer Instandsetzung“ zu sprechen, ist der Gesamtsituation geschuldet: Das gesamte Bauwerk gilt als angeschlagen und dringend sanierungsbedürftig. Da wesentliche Teile extrem beschädigt und kaum nachhaltig zu reparieren sind, wie Experten festgestellt haben, sind Abriss und Neubau der Brücke wahrscheinlich. Ob es soweit kommt und welche Optionen es gäbe, wird derzeit untersucht. Die 1957 freigegebene Brücke ist durch einen so damals nicht erwarteten Verkehr jedenfalls mürbe und darf daher nicht mehr von Lkw mit mehr als 30 Tonnen Gewicht benutzt werden.

Sollte die Theodor-Heuss-Brücke abgerissen werden, um neu zu entstehen, hätte das enorme Auswirkungen auf den gesamten Verkehr in der Stadt, denn sie bildet eine der wichtigsten Achsen der inner- und überörtlichen Verkehrsströme. Es wird daher erwogen, ähnlich wie bei der Oberkasseler Brücke in den 1970er Jahren, die alte Brücke erst zu beseitigen, wenn die neue fertig ist, um die brückenlose Zeit möglichst kurz zu halten. Den Bau eines Tunnels untersucht die Stadt ebenfalls.

Eine klare Absage kam aus dem Rathaus in Richtung einer Living-Bridge. Diese Idee hatte ein Architekturbüro veröffentlicht. Dahinter steckt ein Konzept, ein gigantisches Bauwerk mit Wohnungen, Büros, Grünanlagen und eben Fahrbahnen zu errichten, das an dieser Stelle den Rhein quert. Ein solches Vorhaben sei dort nicht realisierbar, hieß es von der Stadt.

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