Zwei Düsseldorfer Weinbars überzeugen mit ihrer Küche

Die eine liegt mitten in der Altstadt, die andere in einem Wohnviertel. Die eine ist sizilianisch geprägt, die andere international. Trotz dieser Unterschiede haben sie eine entscheidende Gemeinsamkeit: Das Amuni (Altstadt) und das Claude (Friedrichstadt) bringen den Weinbar-Trend in Düsseldorf auf eine neue Stufe. Bei vielen anderen gibt es vorrangig Häppchen, Käse und Aufschnitt und die Inhalte von Glas und Flasche stehen im Mittelpunkt. Bei den beiden genannten hingegen sind die Küchen so gut, dass man dort auch bliebe, wenn man nur Wasser trinken könnte.
Für mich kam das insofern überraschend, als ich beide Bars ursprünglich nur privat nach Feierabend mit meiner Frau besuchen wollte. Ein Glas, vielleicht zwei trinken und dann nach Hause – das war unser Plan. Weil wir in beiden aber so positiv vom Essen überrascht wurden, ist daraus nun ein doppelter Gastro-Tipp geworden, selbstverständlich nach den bei VierNull üblichen Kriterien: Wir haben anonym getestet und unsere Rechnung selbst bezahlt.
Amuni Wein- und Käsebar
An derselben Stelle, an der wir jetzt interessante Wein- und Speisekarten studierten, tanzten wir wenigen Monate zuvor nicht ganz freiwillig Polonaise. Die Liefergasse 9 war über mehrere Jahrzehnte die Adresse der Pinte, eine Definition von Altstadtkneipe, wie es sie immer seltener in Düsseldorf gibt. Die Pinte zählt seit Karneval nicht mehr dazu. Der Höhepunkt der Session war zugleich der Schlusspunkt in der Geschichte des Lokals.
Die vermutlich zu Recht eher dunkel gehaltene Kneipe hat sich geöffnet und ist eine helle Bar geworden – einschließlich Freiluft-Erweiterung in Form einer Terrasse auf dem Lieferplätzchen. Der Schwerpunkt auf beiden Karten und der Tafel mit aktuellen Vorschlägen der Küche ist eindeutig sizilianisch. Vereinzelt stammen die Weine aus anderen Regionen Italiens, mancher Käse aus Frankreich und der Schinken natürlich aus Parma. Aber das ändert nichts daran, dass man Inhaber Gerardo Agnello nicht fragen muss, wo er herkommt.
Die Hauptkarte beginnt mit Käse- und Salami-Tellern (12 bis 16 Euro für eine Person, 18 bis 30 Euro für zwei), nennt ein paar Antipasti- und Pasta-Gerichte, die es immer gibt, und verschieden belegte Pinse. Diese etwas noble und schmalere Verwandte der Pizza kommt im Amuni vegetarisch, mit Gambas, Parma-Schinken oder Bolognese-Sauce auf den Tisch (16 Euro). Die noch spannenderen Gerichte haben wir auf der Tafel mit den wechselnden Gerichten, vor allem frische Pasta und Risotto-Kreationen (15 bis 20 Euro).
Zwei Aspekte sind uns neben dem richtig guten Essen sehr angenehm aufgefallen: der Service und die Flaschenpreise. Gerardo Agnello und seine Partnerin Brigitte Ebel sowie ihr Team sind viel unterwegs, haben ein gutes Gespür, wann jemand Fragen hat, geben hervorragende Tipps und sind spürbar daran interessiert, ob und dass es einem schmeckt.
Das Amuni hat genügend offene Weine. Die Probier-Neugier verteilt man dann aber doch auf mehrere Besuche, da die meisten Flaschen zwischen Ende 20 und Mitte 30 Euro liegen. Unsere deshalb einzige Wahl beim Test-Besuch war zugleich eine große Entdeckung. Ich bin sehr skeptisch bei italienischen Weißweinen. Aber als ich las, dass der „Isolanuda“ (35 Euro) vom Fuße des Ätna stammt, habe ich die Pflege der Vorurteile aufgegeben. Und so einen Wein kennengelernt, der viel Sonne in sich trägt und zugleich mineralisch wie ein Riesling von der Mosel schmeckt.
Adresse und Öffnungszeiten der Amuni Weinbar
Liefergasse 9 (Altstadt), Telefon 0162 5171826, geöffnet: dienstags bis donnerstags 17 bis 24, freitags 17 bis 1 und samstags 16 bis 1 Uhr
Claude Weinbar
An schönen Sommertagen gehen die Terrassen am Fürstenplatz in Friedrichstadt fließend ineinander über. Bei Sonnenuntergang sieht das am besten aus, weil die meisten der Restaurants ihre Tische angenehm beleuchten. Einen wesentlichen Beitrag zu diesem „Unser Kiez soll schöner werden“ leistet seit November 2023 das Claude.
Die Wurzeln dieser Bar liegen in Essen-Kettwig, in einem vielfach gelobten Restaurant namens Ange d’Or Junior. Dessen Tradition setzen Claude Huppertz und seine Kolleg:innen nun an der Adresse fort, an dem zuvor das „Feinstil“ beheimatet war. Und dank der Kettwiger Erfahrungen haben sie von Anfang an die Wein- mit einer wenigseitigen, aber vielfältigen Speisekarte kombiniert.
Die dreht mit wenigen Positionen eine Runde um den Planeten: von der Enten-Terrine mit Caramel-Brioche bis zum Tatar, wie er in Harry’s Bar in Venedig serviert wird. Und von Fischküchlein nach einem Rezept aus dem US-Bundesstaat Maryland bis zum Crazy Birma Huhn. Die Geschmacksrichtungen und -überraschungen sind so, wie man sie vom Wein erwartet, nur eben auf dem Teller. Und das zu fairen Kursen zwischen 15 und 23 Euro.
Wein-Empfehlungen stehen zum Teil direkt bei den Gerichten, haben aber noch ihren eigenen Platz auf der Karte. Dort geht die Welttournee in die zweite Runde: mit Vorschlägen aus allen wichtigen europäischen Weinländern plus Argentinien, Chile und Neuseeland. Handverlesen ist ein leider abgenutztes Adjektiv, aber man kann mit Sicherheit sagen, dass jeder Vorschlag bewusst platziert wurde. Einen Großteil der Weine kann glasweise bestellen, Ausnahmen bilden vor allem diejenigen, deren Flaschenpreise jenseits der 40 oder gar 80 Euro liegen.
Das Team des Claude wirkte auf uns wie Bayer Leverkusen in seinen besten Spielen der vorherigen Fußball-Saison: sehr gut ausgebildet und perfekt eingestellt. Alle Mitarbeitenden waren schnell und umsichtig, herausragend freundlich und fachkundig.
Bezahlt wird am Ende drinnen an der Kasse. Dort kam bei uns noch ein Außer-Haus-Posten hinzu, weil uns der Wein so gut geschmeckt hat, dass wir eine Flasche für Daheim kauften: einen Primitivo mit dem Untertitel The Chocolate Tube. Und ja: Er hält, was man assoziiert, und gefällt auf eine Weise, die man kaum für möglich gehalten hätte.
Adresse und Öffnungszeiten des Claude
Kirchfeldstraße 120/Fürstenplatz (Friedrichstadt), Telefon 0211 15870695, Internetseite: www.claude-weinbar.de, geöffnet: dienstags bis samstags 18 bis 24 Uhr