Mein Herz bleibt in Little Tokyo

Im Düsseldorfer Viertel rund um die Immermannstraße gibt es Supermärkte, Restaurants und Geschäfte aus allen Regionen Asiens. Für mich ist es noch mehr als das, nämlich ein Teil meines Lebens. Eine Liebeserklärung.
Von Buket Yildiz (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 11. April 2025
Little Tokyo in Düsseldorf
VierNull-Autorin Buket Yildiz (mit Koray Top) hat die Liebeserklärung an Little Tokyo geschrieben.

Seit meinem Jahr in Ost-Asien ist die dortige Küche für mich viel mehr als etwas, was ich mir nur ab und zu gönne. Die Kultur dieses Teils der Welt wurde fester Bestandteil meines Lebens und prägt mich bis heute. Deshalb war bei meiner Rückkehr schnell klar, dass ich in eine deutsche Stadt ziehe, in der ich das wiederfinde. Da lag Düsseldorf nahe – denn hier gibt es Little Tokyo. Das Viertel rund um Immermann- und Oststraße gehört zur Kultur der Stadt und lockt viele Menschen an: mit lokalen Cafés genauso wie mit internationalen Restaurantkette-Ketten wie dem Ramen-Spezialisten Takumi.

Es ist das Zentrum des Ortes, an dem ich viel Freizeit verbringe. Ich treffe Freund:innen und kaufe Lebensmittel, um zu Hause nachzukochen, was ich dort kennen und lieben gelernt habe. Möchte ich allein sein, besuche ich mein Lieblingscafé: das koreanische “Coco Café”. Da trinke ich eine kalte Minzschokolade und lese ein Buch, bis sich mein Ohr und mein Herz mit koreanischer Popmusik und mit den Gesprächen junger Menschen füllen, die gemeinsam lernen, lesen und reden.

Ich fühle mich versetzt in meine Jugend, als ich meine Freund:innen in Cafés traf. Wir tauschten Fotokarten von Mitgliedern koreanischer Boybands und probierten Speisen, die sich für mich damals so weit weg anfühlten, weil ich noch nicht in Asien war. Diese Erinnerungen sind für mich nun wie ein Ort der Geborgenheit, an den ich zurückgehe, wenn mein Erwachsenen-Alltag zu sehr anstrengt. An freien Tagen schlendere ich deshalb durch die Immermannstraße und genieße die Atmosphäre mit allen Sinnen. 

Das gelingt mit handgezogenen Nudeln, die meinen Körper an kalten Tagen von innen wärmen, und mit koreanischem Shaved Ice in jeder Geschmacksrichtung, das mir selbst im Sommer Hirnfrost gibt – meine verschiedenen Wünsche werden erfüllt. In dieser Liebeserklärung an Little Tokyo beschreibe ich hier daher meine Favoriten, die ich über die Jahre entdeckt habe.

Handgezogene Nudeln: In vielen Ländern Asiens sind sie ein zentraler Teil der Küche. Mein Lieblingsrestaurant SoupDay hat eine handgezogene Uigurische Rinder-Nudelsuppe (niù rôu miân) auf der Karte – und beim Essen sieht man, wie die Speisen vorbereitet werden. Mein zweiter Tipp ist das Restaurant “Drei Chinesen”. Dort isst man Biang-Biang-Nudeln. Sie sind dick, werden aus Weizenmehl gemacht und in einer würzigen Erdnusssoße serviert. 

Matcha Himmel: In Japan ist das Brauen von Tee ein festgelegtes, sorgfältig inszeniertes Ritual. Ein Besen aus Bambus muss dabei auf 80 Grad erhitzt werden, um das Pulver zu rühren. Japanischen Matcha kann man im Matcha Café Wakaba probieren. Es arbeitet mit Ceremonial-Matcha-Pulver aus Japan. Wer mag, kann es für daheim kaufen. Neben dem Getränk gibt es dort auch Desserts wie Matcha-Tiramisu oder Matcha-Brownies. 

Das KrimsKrams-Lädchen: Bei Milier bekommt man Mode- und Haarschmuck inspiriert von ostasiatischen Trends. Dort gehe ich immer vorbei und kaufe Geschenke für Freund:innen. 

Dies sind nur einige meiner vielen Favoriten dieses Stadtteils, in dem ich unzählbare Verabredungen hatte. Habe ich Fernweh, spaziere ich durch diese Straßen. Weil sie ein Stück von Düsseldorfs Subkultur sind. Von bunten Anime-Kostümen bis zu Schlangen vor jedem Takumi-Lokal und Pop-Up-Stores, in denen man Mangas kauft. Mit seinem Samstags-Gewusel und den nie endenden Neueröffnungen von Cafés und Restaurants. Es sind nur zwei Straßen, aber ich habe viel auf diesen Straßen erlebt. Egal, wer mich wann aus welchem Ort in Düsseldorf besuchen kommt, ich bringe ihn dorthin – nach Little Tokyo. 

Little Tokyo Immermannstrasse Foto: Andreas Endermann

Little Tokyo Immermannstrasse Foto: Andreas Endermann

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