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Schadowstraße mit Jungmühle um 1937, Foto Ratow
Die Schadowstraße bei Nacht. Links: Das "dancing" Jungmühle, in den 1920ern einer der In-Treffes der Region. Foto: Ratow, Stadtarchiv Düsseldorf

Gebrauchsanweisung für Düsseldorf im Jahr 1928

Was nicht im Baedeker steht – so hieß in der Weimarer Republik eine erfolgreiche Reihe von alternativen Reiseführern. Unser Autor widmet sich der Düsseldorf-Ausgabe und gerät dabei auf Abwege, die beim führenden Avantgarde-Magazin der 1920er beginnen und bei Ernest Hemingway und einem „Sportroman“ enden.
Veröffentlicht am 10. März 2023

Den Anstoß geben Erika und Klaus Mann – die beiden ältesten Kinder des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann. Per Zufall entdecke ich ihr Buch von der Riviera, im Original erschienen im Jahr 1931 und heutzutage in einer mit historischen Fotos versehenen Neu-Ausgabe erhältlich: Während die NS-Diktatur bereits im Anflug ist, sausen die so avantgardistischen wie hedonistischen Mann-Geschwister, beide Mitte Zwanzig, im offenen Ford an der Côte d´Azur entlang. Sie besuchen Marseille, Nizza, Cannes und Monte Carlo und schreiben ihre Beobachtungen und Erlebnisse, garniert mit Hotel- und Restauranttipps, in einen Reisebericht – eigenwillig, unprätentiös, ironisch, subjektiv, leicht versnobt, gut lesbar. Ein Zeit-Dokument.

Als ich eine ArteDoku schaue, die der Route der beiden folgt, wird mir bewusst, dass das Buch ursprünglich eine Auftragsarbeit und Teil einer Reihe gewesen ist, mit wechselnden namhaften Autoren: Seit 1927 bringt der Piper-Verlag Was nicht im Baedeker steht heraus, eine feuilletonistisch-alternative Antwort auf den damaligen Prototyp des Reiseführers – die klassisch gestalteten Bände aus dem Verlag Karl Baedeker mit den üblichen Touristeninfos, im roten Leineneinband und in goldgeprägter Beschriftung. Im Grunde genommen scheint es sich bei Was nicht im Baedeker steht um den Vorgänger und Inspirationsgeber der Reihe Gebrauchsansweisung für … zu handeln, die seit 1978 – ebenfalls bei Piper – erscheint.

Umgehend frage ich mich, ob es in den zwanziger Jahren wohl auch eine Ausgabe über Düsseldorf gegeben hat. Ergebnis der ersten Recherche: Ja, wenn auch nur zu einem „Drittel“. Dazu später mehr. Erst mal muss ich das Buch haben. Bei den üblichen Online-Antiquariaten finde ich eine gut erhaltene Ausgabe für knapp 80 Euro und eine angefledderte für 25. Ich nehme die Zweite. Und nun, nach der Lektüre, wage ich den Versuch: eine „Gebrauchsanweisung“ für die „Gebrauchsanweisung“.

Das Buch

Unter den deutschen Städten hat es in der erwähnten Reihe nur bei Berlin, München, Hamburg und Leipzig für einen „Headliner“-Aufritt gereicht. Und so wie Frankfurt in einen Sammelband mit Mainz und Wiesbaden gepackt wird, muss auch Düsseldorf mit zwei Nachbarstädten „koalieren“. Was nicht im Baedeker steht. Das Buch von Köln, Düsseldorf, Bonn umfasst 230 Seiten. Davon entfallen 137 auf Köln, 50 auf Düsseldorf und 12 auf Bonn. Im Anhang: ein Namens- und Sachregister, ein „Kleines Wörterbuch der Kölner Mundart“ und ein Karnevalslied.

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Der etwas andere Reiseführer erschien 1928 im Piper-Verlag. Die Titelzeichnung stammt von Ernst Aufseeser, der Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie war. Foto: Wikimedia Commons

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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