Gastro-Tipp: Das beste vegane Restaurant der Stadt

Dass man ohne Tierprodukte gut kochen kann, beweisen inzwischen einige Lokale in Düsseldorf. Dass es zugleich aber auch verdammt cool möglich ist, zeigen nun die Urban Gorillas in Friedrichstadt.
Veröffentlicht am 10. Juli 2023
Urban Gorrilas in Düsseldorf
Restaurant mit Street Art auf der anderen Seite der Wand: die Urban Gorillas an der Oberbilker Allee. Foto: Andreas Endermann

Die Erfahrung war neu. Bisher habe ich Restaurants mit vegetarischem Schwerpunkt immer besucht, weil ich wusste, dass sie so kochen, und schauen wollte, ob es gelungen ist. Ins Urban Gorillas bin ich dagegen zunächst gegangen, weil ich von draußen sehen konnte, wie cool der Laden innen gestaltet ist. Und erst dann habe ich festgestellt, dass dort ausschließlich ohne Tierprodukte gekocht wird. Bacon wird in An- und Abführungsstrichen geschrieben, das „Crispy Chickn“ entsteht auf der Basis von Reismehl und Weizeneiweiß und wird dann in eine Cornflakes-Panade gehüllt.

Was mich anfangs gereizt hatte, war der Instagram-Traum einer Innenraumbemalung. Das komplette Lokal ist ein Bild – Street Art, nur auf der anderen Seite der Wand: Orang-Utans und Gorillas, Papagei und Tukan, Großstadtdschungel und echte Urwälder, alle extrem gut gesprüht und zu einer Welt verwoben. Dazu kommt ein Vogelkäfig, in dem eine Leuchtreklame mit dem Wort „Bird“ liegt. Die Botschaft dazu steht bei Instagram: „Until every cage is empty“ (Bis alle Käfige leer sind). Musikalisch begleitet wurde die Kunst bei meinen Besuchen vor allem von 90er-Jahre-HipHop, einem Wiederhören mit Xzibit und Eminem.

Düsseldorf war auch vor dem Start der Urban Gorillas schon ganz gut mit veganen Restaurants versorgt. Der Unverpackt-Laden „Pure Note“ in Bilk kocht tierfrei zum Dortessen und Mitnehmen, das vietnamesische Restaurant „To1980“ (meinen Gastrotipp dazu finden Sie hier) hat eine vegane Filiale an der Immermannstraße, das „Fleischfrei“ in Oberbilk ist ein Der-Name-ist-Programm-Lieferservice. Verschiedene Bowl-Zusammensteller machen es Veganern leicht, die „Sattgrün“-Restaurants ebenso.

Die Urban Gorillas kündigen dennoch im Untertitel eine Revolution an. Und die gelingt ihnen in zweierlei Hinsicht.

Erstens: das Image. Andere Vegan-Spezialisten sind in Düsseldorf zwar auch keine Öko-Lokale, aber innenarchitektonisch doch eher zurückhaltend. Die Erinnerung an Möbel und Wände verschwimmt schnell, es bleibt vor allem die Erkenntnis, dass vegan schmeckt und man nichts oder nicht all zu viel vermisst. Das Urban Gorillas ist dagegen eine Silberrücken-Demonstration von Selbstbewusstsein. Das Restaurant ist so cool, dass die meisten Burger-Läden plötzlich bieder wirken und Bowl-Lokale wie Fliesenausstellungen.

Zweitens: die Breite und Kreativität der Küche. Der Silberrücken hat auch die Karte geschrieben. Es gibt nicht einen veganen Burger mit ein paar Variationen von Stapelware. Nicht bloß drei, vier Wrap-Füllungen. Es gibt richtig was zu lesen. Beim Burger wählt man zwischen sieben Patties. Zwei davon (Crispy chickn und Moving Mountain) erinnern am ehesten an Fleisch, die anderen sind eigenständige Bratlinge mit Gemüse, Kräutern und in einem Fall sogar Frucht.

Zwischen die Brötchen-Hälften kommen diese Patties dann mit quasi-eigenen Gerichten, die etwas esoterische Namen von „Inspiration“ bis „Frieden“ tragen. Unsere Favoriten beim Testbesuch waren „Liebe“ und „Beglückung“. Liebe ist roter als Sahra Wagenknecht, weil darauf Rote-Bete-Hummus und Rote-Bete-Chips, gegrillte Paprika, Chili und Granatapfelkerne liegen. Beglückung wiederum kombiniert gebratene Banane mit Erdnuss-Variationen.

Das kleine Buch namens Karte verdankt seine zahlreichen Seiten unter anderem dem Getränke-Teil. In der Mitte des Restaurants steht eine Bar, die wichtiger Teil des Konzepts ist. Wer abends vorbeikommt, kann Gin, Wodka, Rum und Bourbon in Cocktails kennenlernen, die gleichermaßen zum Dschungel-Bild wie der jetzigen Jahreszeit passen. Und weil die wenigsten Kapitel in der Karte kurz ausfallen, folgen mehrere Seiten nicht-alkoholischer und/oder limonaden-haltiger Getränke, bevor je zwei Bier-Sorten und Wein-Farben das Ganze beschließen.

Die Coolness gilt ausdrücklich und im besten Sinne auch für den Service. Die Kellner:innen helfen von sich aus mit der Karte, sie kommen zwischenzeitlich vorbei und haben ernsthaftes Interesse, ob und wie es schmeckt, zum Kassieren hat sich unsere Kellnerin in Ruhe zu uns gesetzt.

Und trotz allem gibt es ein Aber: Es sind die Preise. Ich habe einmal mittags bei den Urban Gorillas gegessen und für Wrap und Wasser 17 Euro bezahlt. Bei unserem Test-Abendessen standen für zwei Burger, einen Wrap und drei Getränke 65 Euro am unteren Ende des Bons. Ich bin niemand, der für Geiz bei Lebensmitteln oder Gerichten im Restaurant plädiert. Aber ich merke, dass diese Dimension der Preise etwas mit mir gemacht hat. Wenn mich Menschen fragen, wie das Restaurant denn sei, habe ich immer die Preise erwähnt. Das tue ich sonst so gut wie nie.

Ich habe mich gefragt, warum das so ist. Hätte ich über 65 Euro für drei Personen gesprochen, wenn wir in einem Burger-Restaurant gewesen wären? Wenn nein, warum erscheinen Preise bei Standard-Fleischgerichten gerechtfertigter als bei Gemüse-Kreationen? Gönnt man sich nicht auch etwas, wenn man fleischlos und klasse isst? Kann es sein, dass in Deutschland manche Lebensmittel zu hoch besteuert beziehungsweise andere zu stark subventioniert werden (Die Kolleg:innen von „Perspective Daily“ haben dazu dieses Interview geführt)?

Fazit: Aus meiner Sicht servieren die Urban Gorillas das beste vegane Essen der Stadt. Keine Mangel-Erscheinungen, keine Verzweiflungs-Kompensation mit Gewürzen – die Kreationen wurden spürbar lange erarbeitet und führen zu eigenständigen Geschmäckern und ungeahnten Mischungen. Das Ganze dann noch gelungen in einen HipHop-Kontext zu setzen, ist tatsächlich eine kleine Revolution. Und vielleicht werden wir uns eines Tages an die ersten Besuche erinnern und „Weißt du noch, als wir uns gewundert haben, dass vegane Gerichte einen guten Preis haben?“ sagen.

Weitere Informationen zum Restaurant

Adresse: Oberbilker Allee 23, Telefon 0211 15842458, Instagram: Urban Gorillas – Vegan Revolution (@urban.gorillas)

Öffnungszeiten: montags bis donnerstags 12 bis 22, freitags 12 bis 23, samstags 14 bis 23, sonntags 14 bis 22 Uhr

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