Erst Zusage, dann Absage: Rennbahn will keine Kooperation mit Walid El Sheikh

Altstadtgastronom Walid El Sheihk (unter anderem Sir Walter, Fett und Boston Bar) hat wieder Ärger. Noch immer kämpft er – auch per juristischem Antrag – für seine neue Bar in Oberkassel, die Nachbarn verhindern wollen. Nun der nächste Streit: Bald wollte er auf der Rennbahn ein Lokal eröffnen und während der Rennen Gäste mit Snacks und Getränken versorgen. Diese Einrichtung gibt es schon seit vielen Jahren, aber das Konzept sollte überarbeitet und auf ein junges Publikum ausgerichtet werden. Dafür schien El Sheikh der Richtige und man machte ihm das Angebot, den Laden zu übernehmen und entsprechend zu gestalten. Aber nun gab es einen Rückzieher von Seiten des Rennbahn-Betreibers, dem Reiter- und Rennverein von 1844.
Walid El Sheihk erhielt die Mitteilung, der Vorstand habe die ursprünglich gemachte Zusage nochmals überdacht und wolle sie revidieren. Der Grund: Man fürchte negative Auswirkungen aufgrund politischer Diskussionen. Womöglich waren es Äußerungen wie die jüngste von ihm bei Instagram und Linkedin, die die eher konservativen Macher der Pferderennen zurückschrecken ließen: „Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden mit in aller Welt“ ist dort in seinem Account zu lesen.
Der Vorwurf des Genozid
Diskussionen hat El Sheikh bereits vor Monaten ausgelöst, weil er sich nach dem Überfall der Hamas auf Israel und dem daraufhin ausgebrochenen Krieg im Gaza-Streifen im Sinne der Palästinenser ausgesprochen hatte. In einem Beitrag Anfang November sprach er sogar von Genozid am palästinensischen Volk. Seine damalige Aussage: „Heute sterben wieder 144 Kinder in Gaza, alle zehn Minuten ein Kind durch israelische Bomben, die wir legitimieren. Das ist ein Genozid im Namen der Selbstverteidigung.“
Diese kritische Haltung gegenüber dem israelischen Staat war ihm als Antisemitismus angekreidet worden. El Sheikh betonte anschließend, den Terror der Hamas und ihren Mord an über 1200 israelischen Kindern, Frauen und Männern zu verurteilen und nahm die Nutzung des Wortes Genozid mit Bedauern zurück. Er blieb aber bei seiner Haltung zu den Geschehnissen im Gaza-Streifen. Unter anderem positionierte sich die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann empört gegen ihn und zeigt sich in ihrer Haltung bis zuletzt unversöhnlich. Mehrfach forderte sie seinen Rücktritt vom Amt des Altstadtwirte-Sprechers: Der Mann könne auf keinen Fall die Stadt repräsentieren. Auch Oberbürgermeister Stephan Keller wies die Aussagen zurück und zeigte kein Verständnis.
Der Gastronom, kurz vor dem Streit um den Genozid-Vorwurf zum Sprecher der Altstadtwirte gewählt, bekam von seinen Kollegen ebenfalls Druck: Die Gemeinschaft hielt zwar an ihm fest, gab ihm aber eine eindeutige Warnung zu künftigen Äußerungen mit. Zudem erklärte man, dass er den Posten nicht behalten hätte, wenn er bei der Äußerung geblieben wäre. El Sheikh habe sich jedoch mittlerweile bei der jüdischen Gemeinde aufrichtig entschuldigt, hieß es. Und weiter: „Für uns ist die Entschuldigung glaubhaft und ernst gemeint, vor allen Dingen, weil wir Walid El Sheikh während seiner langjährigen Tätigkeit in und für die Branche als toleranten, weltoffenen, nationalitäten-, kulturen- und religionsachtenden Menschen kennengelernt haben.“ Klar wurde jedoch, dass man bei weiteren Posts dieser Art sicher keine Geduld mehr haben werde.
Gegen deutsche Waffenlieferungen
Zwar haben die Äußerungen des Gastronomen seitdem nicht mehr solche Schärfe, aber er positioniert sich eindeutig gegen den Krieg in Nahost und gegen deutsche Waffenlieferungen in die Ukraine. Entsprechende Posts auf seiner Instagram-Seite zeigen diese Haltung. Die jedoch will er allgemein gegen jeden Krieg, gegen jedes Töten verstanden wissen und bezeichnet sich als Menschenfreund, egal welcher Nationalität. Er sei gegen Gewalt, und das überall. Und wie die anderen Gegner des deutschen Engagements geht er bei seinen Äußerungen auch nicht auf die Folgen eines solchen Stopps für die Ukraine ein, nämlich die Unterwerfung unter die Vorherrschaft des Kremls.
Das alles ist seit Monaten bekannt, weil El Sheikh offen mit seiner Einstellung umgeht. Auf Seiten der Rennbahn hätte man also wissen können, mit welch streitbarem Geist man da eine Kooperation eingeht. Daher ist es unklar, wieso man den Gastronomen zuerst anspricht und um Zusammenarbeit bittet, sich mit ihm einigt – und eine knappe Woche später alles widerruft.
Die Rennbahn
Der Düsseldorfer Reiter und Rennverein von 1844 ist Betreiber der Rennbahn auf dem Grafenberg. Die Anlage selbst, nach Einschätzung von Experten eine der schönsten in Deutschland, gehört der Stadt und wird vom Verein gepachtet. Im Präsidium sitzen Alexander Bethke-Jaenicke (Präsident) und Klaus Allofs (Vizepräsident), Geschäftsführerin ist Andrea Höngesberg.
Der Verein hat es über die Jahre mit familienfreundlichen Angeboten geschafft, vom Image des Herrenreiter-Sports weg und hin zum Event für Normalbürger zu kommen. Und vor allem dem jüngeren Publikum wollte man weitere Attraktionen bieten und verhandelte deshalb mit Walid El Sheikh. Er hatte mit etlichen Bars in der Altstadt gezeigt, wie man ein Publikum deutlich unter 50 anlockt.
Als Alternative soll es nun Gespräche mit den Machern von Concept Riesling vom Carlsplatz geben.
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