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Macht der Nacht Dancefloor seitlich
Deutschlands Nachtleben-Sensation in der zweiten Hälfte der 1980er: das Disco-Zelt der "Macht der Nacht". Foto: M. Spiesberger

„Die Macht der Nacht“: Als Deutschlands verrückteste Disco in Düsseldorf landete

Von 1986 bis 1991 tourte Rainer Wengenroth mit Europas spektakulärstem Party-Konzept von Stadt zu Stadt – mit WestBam als Stamm-DJ. Unser Autor traf den damaligen „Zirkusdirektor“ an der Lausward im Hafen – dort, wo „Die Macht der Nacht“ in Düsseldorf ihr Zelt aufschlug.

Veröffentlicht am 21. April 2023

Es ist Juli oder August 1990. So genau weiß ich das heute nicht mehr. In jedem Fall habe ich damals gerade die Abiturprüfungen hinter mir, und nun ist für mehrere Wochen mein amerikanischer Austauschschüler Danny zu Besuch. Wir reisen nach Berlin, und wir reisen nach Hamburg, und natürlich ziehen wir auch in meiner Heimatstadt Düsseldorf durchs Nachtleben. Donnerstagsparty im Zakk, Kneipentour durch die Altstadt, Wochenend-Nächte in der Bhaggy-Disco – die üblichen Teenager-Routen.

Diejenigen, die drei, vier Jahre älter sind, pilgern neuerdings an eine der abgelegensten Ecken der Stadt: die Lausward. Dort, wo kaum jemand zufällig vorbeifährt, auf einem ungenutzten Acker zweihundert Meter vom Rhein, hat eine Art Party-Wanderzirkus sein Zelt aufgeschlagen. Vorher, so konnte man in Prinz und Überblick lesen, hat „Die Macht der Nacht“ bereits in anderen deutschen Großstädten das Nachtleben umgekrempelt: Köln, Berlin, Hamburg, München. Schon seit 1986 geht das so.

Eine Disco in einem Zelt, mit einem poetischen Namen und einem Ambiente, das den Glamour und die Coolness der Clubs auf Ibiza verspricht – allerdings ohne Lasershow und übertriebenen technischen Schnickschnack. Wir hören Geschichten von Seiltänzern und von Feuerspuckern. Von Bodypainting-Performances und von Stelzenparaden schräger Clowns quer über den Dancefloor. Mitten drin: ein Raubtierkäfig als VIP-Area. Die Bars sind als Theater- oder Opernkulisse dekoriert. Als DJ-Box dient ein goldener Monsterkopf aus Pappmaché, und die Musik legt ein Mann mit (damals noch) rotgefärbter Haartolle auf: Westfalia Bambaataa alias WestBam, von dem ich mir erst ein paar Wochen zuvor die aktuelle Single „The Roof is on Fire“ gekauft habe. Darf man das verpassen – in der eigenen Stadt?

Bald wird Danny wieder zurück in die USA fliegen, ich werde einen Sommerurlaub antreten, und bis zu meiner Rückkehr wird bereits Schluss sein mit den Partynächten in Düsseldorfs Industriehafen. Fazit: Wenn nicht jetzt, wann dann? Und so kommt es, dass wir mit dem Peugeot 205 meiner Mutter ausgerechnet an einem Mittwoch zum ersten Mal „Die Macht der Nacht“ ansteuern.

Die Türsteher passieren wir problemlos, doch auf die „Wir sind drin“-Euphorie folgt die Enttäuschung: Es sind kaum Gäste da. Wir sind auf der gefloppten Party von externen Veranstaltern gelandet, die das Zelt angemietet haben. Als Live-Act bringt ein Amerikaner namens Boogie Knight einige Hip-House-Songs auf die Bühne. Nach seinem Auftritt spazierte er durchs Publikum (um die 50 Leute), kommt dabei auch mit seinem Landsmann Danny ins Gespräch und beklagt sich: „Warum haben die nicht mehr Promotion gemacht?“ Ein paar Tage später kaufe ich mir die Single „Kick the Power“ von den Boogie Boys feat. Boogie Knight, aber das kann den Abend in der Erinnerung nicht retten. Es fehlte das, was die „Macht der Nacht“-Partys so spektakulär gemacht haben soll: die Atmosphäre, das Ambiente, die Show, das „Besondere“.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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