Düsseldorfs Ordnungsdezernentin posiert mit einem Messer am Kopf

In der so genannten Waffenverbotszone der Düsseldorf Altstadt darf niemand ein Messer tragen. Um dies durchzusetzen, arbeiten Polizei und Ordnungsamt eng zusammen. In ihrem persönlichen Umfeld scheint die verantwortliche Dezernentin Britta Zur das nicht so eng zu sehen und nutzt nun eine solche Waffe als Deko. So ist es in einer Bilderserie zu sehen, die sie am 6. Mai auf Facebook geteilt hat. Am Abend des 9. Mai war ihr Profil in dem Sozialen Netzwerk nur noch eingeschränkt zu finden. Die Bilder waren aber weiterhin auf der Facebook-Seite des Fotografen öffentlich. Auf einem davon hält sie die Klinge eines Klappmessers dicht ans Gesicht und schaut Richtung Kamera.
Diese Fotos zu erstellen, muss aufwändig gewesen sein. So etwas geht nicht in ein paar Minuten, Schnappschüsse sind das nicht. Zu sehen ist eine Serie von höchst professionell gemachten Bildern. In coolem Schwarz-Weiß, verschiedene Blickwinkel. Keine Frage: Da war ein Profi am Werk und hat ein Model abgelichtet, das fotogen ist. Das Besondere an diesem Model, das auf einem der Fotos ein Messer in der Hand hält: Es ist die Ordnungsdezernentin der Landeshauptstadt Düsseldorf. In ihrem Amt ist Britta Zur eigentlich dafür da, Messer aus dem Verkehr zu ziehen. Stattdessen hält sie sich eins selbst ans Gesicht.
Wie sie das sieht, hat sie ihren Anwalt Dirk Giesen erklären lassen: „Das der Privatsphäre unserer Mandantin entstammende Foto ist Teil einer Reihe von Bildern der Serie „nightswimming“ des bekannten und renommierten Düsseldorfer Fotografen Ralf Schilberg. Dieser ist überregional bekannt für seine künstlerisch anspruchsvollen Schwarz-Weiß-Fotografien und die Erzählung dahinter stehender Geschichten der fotografierten Personen mit dem Stilmittel der Fotografie. Das von Ihnen angesprochene Bild zeigt unsere Mandantin mit einem kleinen Taschenmesser. Es entspringt dem Wunsch und der Idee des Fotografen, der in Anlehnung an ein bekanntes Portraitfoto des amerikanischen Schauspielers Willem Dafoe den Bezug herstellen wollte zu der früheren Tätigkeit unserer Mandantin innerhalb der Verbrechensbekämpfung als Staatsanwältin und Polizeipräsidentin.“
Zur ist seit August 2022 Beigeordnete in Düsseldorf – und schon wieder auf dem Absprung. Im Februar überraschte sie nicht nur ihren ahnungslosen Chef, Oberbürgermeister Stephan Keller, mit dem Entschluss, nach Berlin zu wechseln. Am 1. September fängt sie dort bei einer Tochter der Deutschen Bahn, der DB Sicherheit GmbH, an. Als Vorsitzende der Geschäftsführung soll sie ein Unternehmen mit rund 4000 Mitarbeitern leiten. Ihre Verantwortung dort: Vor allem die Sicherheit auf den Bahnhöfen Deutschlands, den Gleisen und anderen Bereichen, in denen die Bahn unterwegs ist. Wie in der Altstadt hat die Bahn ein Problem mit illegalen Waffen in ihren Arealen, vor allem Hieb-, Stich- und Schnittwaffen. Also Messern.
Dass sie die Richtige für den Job ist, davon ist sie fest überzeugt. Immerhin war die Juristin ja von 2019 bis 2022 Polizeipräsidentin in Gelsenkirchen und wechselte dann nach Düsseldorf, wo sie zunächst das Dezernat für Bürgerservice und Sport übernahm und ab August 2023 zudem für Ordnung und Sicherheit zuständig wurde.
Aus ihrem Umfeld ist zu hören, in Düsseldorf habe sie es vermisst, anerkannt zu werden. Die Stadt habe ihre Fähigkeiten weder anerkannt noch gewürdigt. Vor allem die Medien hätten sie von Anfang an verfolgt.
Von Stephan Keller, der sie sehr unterstützt und ihr ein maßgeschneidertes Ressort anvertraut hatte, weiß man, dass er das anders sieht. Offen will er sich nicht äußern, aber es heißt, er sei „menschlich zutiefst enttäuscht“, vor allem, weil sie ihm anfangs versichert habe, „so richtig Gas zu geben“. Aber offenbar fand sie das Gaspedal nicht – Zur blieb im Job farblos, versuchte sich in Aktionismus und fiel auf durch kurios schlechte Vorbereitung in Ausschusssitzungen oder Besprechungen mit Fraktionen. Ein besonders krasses Beispiel ist mir seinerzeit von mehreren Mitgliedern der CDU-Fraktion beschrieben worden: Bei einer Videokonferenz streikte erst die Technik, so der Bericht, dann war die Dezernentin nicht im Thema. Zurück blieb eine empörte Gruppe eigens zusammen gekommener Frauen und Männer.
Als klar wurde, dass sie gehen würde, tauchte umgehend die Frage auf, wie sie die Monate bis zum endgültigen Abschied verbringen würde. Über ihren Anwalt ließ sie mitteilen, den Job bis zum 1. September mit aller Kraft ausfüllen zu wollen. Das habe sie auch dem Oberbürgermeister versichert. Wörtlich: „Britta Zur wird ihre Aufgaben bei der Stadt Düsseldorf auch in den nächsten Monaten mit ihrem gewohnten Enthusiasmus und dem für die charakteristischen hohen Einsatz wahrnehmen.“ Das komplette Schreiben finden Sie am Ende dieses Texts.
Im Rathaus löst dieser Satz heute nur Kopfschütteln und Spott aus, das Gegenteil sei der Fall, heißt es. In den politischen Gremien tauche sie zwar pflichtgemäß auf, Initiativen ihrerseits gebe es aber nicht. Und offizielle Termine nehme sie nur wahr, wenn sie wisse, dass Keller anwesend sei. Der gesteigerte Rathaus-Tratsch: Es gebe dafür viele Termine beim Friseur und im Nagelstudio.
Oder beim Fotografen, wie man jetzt sieht. Aus der Führungsebene der Stadt wird dazu dieser Satz kolportiert: Wir würden uns wünschen, sie brächte hier so viel Energie und Zeit bei ihren Aufgaben ein.
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Mit dem folgenden Schreiben ließ Britta Zur am 14. Februar ihren Anwalt Dirk Giesen den Wechsel zu einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn bestätigen:
„Unsere Mandantin, Frau Britta Zur, wird ab dem 01.09.2024 Vorsitzende der Geschäftsführung der DB Sicherheit GmbH. Dies hat der Vorstand der DB am 13.02.2024 vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrates einstimmig beschlossen. Die Berufung unserer Mandantin als ausgewiesene Sicherheitsexpertin in diese verantwortungsvolle Position innerhalb der Deutschen Bahn ist die folgerichtige Konsequenz ihrer erfolgreichen Arbeit als Ordnungsdezernentin der Stadt Düsseldorf sowie auch ihrer früheren Führungsposition als Polizeipräsidentin der Stadt Gelsenkirchen.
Unsere Mandantin hat ihre Aufgabe als Beigeordnete der Stadt Düsseldorf mit großer Freude und Engagement erfüllt. Angesichts der vielfältigen Erfahrung und der Expertise unserer Mandantin auf dem Gebiet der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ist der Vorstand der DB an sie mit der Bitte herangetreten, die Führungsposition im wichtigen Sicherheitsbereich der Deutschen Bahn kurzfristig zu übernehmen. Unsere Mandantin wird auch als Sicherheitschefin innerhalb der DB in kontinuierlicher Fortführung ihrer bisherigen Arbeit werteorientiert und mit der ihr eigenen Nähe zu ihren Mitarbeitern für die Sicherheit von Menschen, Zügen, Gleisen und Schienen eintreten.
Britta Zur hat den Düsseldorfer Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller in einem persönlichen Gespräch über den Wechsel informiert und sich bei ihm und ihren Mitarbeitern für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie für die zahlreichen positiven Wünsche für die neue Aufgabe, die sie heute aus dem Rathaus erreicht haben, bedankt.
Britta Zur wird ihre Aufgaben bei der Stadt Düsseldorf auch in den nächsten Monaten mit ihrem gewohnten Enthusiasmus und dem für die charakteristischen hohen Einsatz wahrnehmen. Sie wird auch nach ihrem beruflichen Wechsel der Stadt Düsseldorf verbunden bleiben.“