Die Wurzeln des Renten-Rebellen Johannes Winkel

Der Düsseldorfer CDU-Abgeordnete ist in diesen Tagen die zentrale Figur im Mehrheitszerren der Großen Koalition. Im Siegerland, wo er aufgewachsen ist, sorgt das für wenig Überraschung.
Von Marc Latsch (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 3. Dezember 2025
Johannes Winkel CDU Düsseldorf
Johannes Winkel am Abend der Bundestagswahl: Um sein Direktmandat in Düsseldorf musste er eine Weile zittern, seit dem Einzug ins Parlament hat er es zu großer Aufmerksamkeit gebracht.

Der Dörnberg hat im kollektiven Gedächtnis Kreuztals noch einen zweiten Namen. Die idyllische Einfamilienhaussiedlung am Waldrand kennen die Bewohner:innen auch als „schwarzen Hügel“. Es ist ein Hinweis auf dessen katholische Prägung im sonst so protestantischen Siegerland. Wer Kreuztaler nach Johannes Winkel fragt, hört die Geschichte immer wieder. Wer Johannes Winkel danach fragt, hört zunächst ein Lachen. „Naja, ich habe mich jetzt nicht als Minderheit gefühlt.“

Hier, rund um den Dörnberg, ist der in Olpe geborene Katholik aufgewachsen. Hier ging er zur Grundschule, engagierte sich in der Kolpingjugend und trat irgendwann in die Junge Union (JU) ein. Und hier, so die Idee, ist bestimmt auch eine Erklärung zu finden, wie aus Johannes Winkel der Mensch wurde, auf den in diesen Wochen das gesamte politische Berlin blickt. Und der mit seiner Position im Rentenstreit zu einer Gefahr für den großkoalitionären Frieden wurde.

Es ist der Dienstag vor einer Woche. Winkel wandelt in Berlin zwischen Bundestagsalltag und Verhandlungen im Hintergrund. 20 Minuten hat er Zeit für ein Telefonat, dann muss er weiter. Die eigene Fraktion versucht eine Lösung zu finden, mit der er und die übrigen 17 JUler der „Jungen Gruppe“, die sich alle gegen den Kompromiss mit der SPD gestellt haben, zufrieden sein könnten. Es geht um 120 Milliarden Euro, so haben es Winkel und seine Mitstreiter:innen vorgerechnet. Mehrkosten, wenn das Rentenniveau, wie im Gesetzentwurf vorgesehen, auch nach 2031 einen Prozentpunkt über dem geltenden Recht liegen soll.

Wie lebt es sich mit dieser Aufmerksamkeit? „Ich finde das weder gut noch schlecht“, sagt Winkel am Telefon. „Es ist eine Sachfrage, die für die Zukunft in diesem Land einfach extrem wichtig ist.“ Dass sie diesem Gesetzentwurf nicht zustimmen würden, habe die junge Gruppe um ihn bereits Anfang Juli der Fraktionsführung mitgeteilt. „Uns war wichtig, es zuerst intern zu klären. Das wäre der beste Weg gewesen.“ Als daraus nichts wurde, sei die öffentliche Debatte nicht mehr vermeidbar gewesen. So rutschte der zuvor eher unauffällige JU-Chef in die Rolle des Widerständlers. Die „taz“ schrieb über den Deutschlandtag der Jugendorganisation, dass ein „Hauch von Revolte“ in der Luft lag.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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