Das sagen Düsseldorfs OB-Kandidierenden zur Kultur

Wir haben die Themen und Fragen gesammelt, die den Wählerinnen und Wählern besonders wichtig sind. Diese Fragen haben dann die Politikerinnen und Politiker bekommen, die an die Rathausspitze wollen. Hier kommen ihre Antworten zu freier Szene und Vielfalt.
Von viernull
Veröffentlicht am 26. August 2025
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„Deine Stimme, Deine Themen“ ist ein Projekt, das VierNull zusammen mit Correctiv und anderen neuen Lokalmedien entwickelt hat. Im Mittelpunkt stehen nicht die Programme der Bewerberinnen und Bewerber, sondern das, was die Bürgerinnen und Bürgern besonders bewegt. Mehrere hundert Fragen sind so im Frühsommer zusammengekommen.

Die Einsendungen haben wir nach Schwerpunkten sortiert und innerhalb der Schwerpunkte die am häufigsten gestellten Fragen zusammengestellt. Diese haben wir den Kandidierenden geschickt, die Oberbürgermeisterin oder Oberbürgermeister werden möchten. Nun veröffentlichen wir in einer Serie die Antworten. Diesmal geht es um die Düsseldorfer Kulturszene. Die Reihenfolge der Kandidierenden rotiert von Folge zu Folge.

Frage 1: Wie möchten Sie Kultur bunt, vielfältig und zugänglich für die Düsseldorfer Bevölkerung gestalten?

Antwort von Alexander Marten (Einzelbewerber)
Ich würde mich am Anfang gerne auf die großen Themen fokussieren, die die Mehrzahl der Bürger betrifft. Kultur ist wichtig – aber Prioritäten müssen dort gesetzt werden, wo der größte Handlungsbedarf besteht. Kultur ist ein Thema, dass m.E. nicht zu den ersten gehört, die wir angehen sollten bei einer Verschuldung der Stadtkasse im Milliardenbereich, als die deutsche Stauhauptstadt Nummer 1, Wohnraumverlusten für Menschen mit kleineren und mittleren Einkommen, etc.. Wenn wir es geschafft haben, diese nachhaltig zu lösen, können auch diese Themen mit mehr Geld und Ressourcen ausgestattet werden.

In der Zwischenzeit könnte die Stadt ungenutzte Gebäude/Flächen über einen Zweckverband Künstlern für Ausstellungen, etc. zur Verfügung stellen, Dies würde Ressourcen nicht übermäßig belasten und trotzdem dabei helfen mehr Angebot zu schaffen.

Antwort von Stephan Keller (CDU)
Ich bekenne mich zur Vielfalt der Düsseldorfer Kulturlandschaft, auf die wir alle stolz sein können. Ich möchte u. a. die Stadtteilbüchereien ausbauen und mehr Angebote für Kinder und Jugendliche in den städtischen Kulturinstituten und Spezialmuseen.

Ich setze mich weiterhin für eine stabile Finanzierung der Düsseldorfer Kunst und Kultur ein. Der Düsseldorfer Kulturhaushalt liegt aktuell bei über 200 Millionen Euro im Jahr – und damit bei rund 304 Euro pro Einwohnerin und Einwohner in Düsseldorf. Das ist fast das 18-Fache im Vergleich zum Land NRW, das für Kultur knapp 17 Euro pro Kopf aufwendet.

Antwort von Clara Gerlach (Grüne)
Voraussetzung für gute Kulturpolitik ist das Verständnis für die Vielfalt der Kultur in Düsseldorf: von den großen Bühnen bis zum Off-Raum, von Street-Art bis Kunstakademie. Ich kenne diese Vielfalt und die unterschiedlichen Situationen und wir GRÜNE konnten in den vergangenen Jahren viele Verbesserungen erreichen, z. B. bei der Förderung der Freien Szene und der Sanierung des Schauspielhauses und des Kunstpalasts.

Wichtig ist mir, dass wir die Sanierungen fortsetzen, z. B. bei Kunsthalle und Tonhalle und der Freien Szene mit neuen, mehrjährigen Rahmenverträgen Planungssicherheit geben.

Besonders am Herzen liegen mir Projekte, die viele Kinder in Stadtteilen mit besonderen Herausforderungen erreichen. Dazu möchte ich die Zukunft der Singpause absichern und die Kooperationen der Clara-Schumann-Musikschule mit Schulen ebenso ausbauen wie die kulturellen Angebote im Rahmen des Offenen Ganztags (OGS) insgesamt.

Antwort von Fabian Zachel (SPD)
Die Kulturszene braucht Planungssicherheit. Kulturveranstaltungen, Kulturinitiativen und -institutionen sollen in einer neuen Systematik durch mehrjährige Zuschüsse gefördert werden. Klar ist, dass diese Förderung stärker deutlich macht, dass eine faire Bezahlung zum Standard gehört.

Die Kunst und Kultur leben davon, dass sie aktiv angenommen wird und nicht nur aus der Rolle des Publikums. Dafür braucht unsere Stadt mehr Atelier- und Proberäume, die durch neue Zuschüsse entstehen sollen. Ich unterstütze die Forderung der Düsseldorfer Kulturszene zur Errichtung eines Werkkunsthauses, mit dem besonders der Nachwuchs gefördert werden soll.

Ob große Bühne oder Off-Kultur-Space, ob Ausstellung oder Tanz, ob Streetart oder Fashion – all das ist Düsseldorf. Diese Vielfalt gilt es zu erhalten.

Antwort von Ulf Montanus (FDP)
Düsseldorf ist eine Kulturstadt von Weltrang, und das soll für alle erlebbar sein. Wir werden öffentliche Plätze wie den Grabbeplatz oder den Burgplatz im Sommer als Bühnen für Konzerte, Lesungen und Tanz freigeben. Wir brauchen ein professionelles Kulturmarketing, das unsere Juwelen von der Kunstakademie bis zur Tonhalle sichtbar macht. Der Zugang zu Kultur darf keine Frage des Geldbeutels sein; daher unterstützen wir Formate mit freiem Eintritt. Leuchtturmprojekte wie der Opernneubau und das Deutsche Fotoinstitut werden die Strahlkraft Düsseldorfs weiter erhöhen.

Antwort von Julia Marmulla (Linke)
Schon heute ist das kulturelle Treiben dieser Stadt von einem großen Facettenreichtum gekennzeichnet, was es zu schützen und zu fördern gilt. Einer unserer Erfolge war der kostenfreie Sonntag in städtischen Museen, an dem wir lange festgehalten haben und es auch weiter tun. Allerdings müssen wir Kultur auch zunehmend dezentral denken.

Die Altstadt und Innenstadt als kulturelles Epizentrum funktionieren schon heute gut, wir wollen aber noch mehr Räumlichkeiten ermöglichen. Dazu wollen wir unter anderem die Unterführung am Worringer Platz und die Reisholzer Mühle entwickeln. Auch soll der Betriebshof Am Steinberg dauerhaft als Kulturort gesichert werden.

Den Kaufhof am Wehrhahn möchten wir als Zentrum für Handel und Kultur umgenutzt sehen und eine Zwischennutzung ermöglichen. Wir fordern zudem weiterhin den Kulturkalender, der an Haltestellen und in Rheinbahn-Fahrzeugen Kulturangebote von großen Häusern und kleinen Vereinen sowie der Club-&Musiklandschaft vereint. Auch möchten wir den öffentlichen Raum leichter für kulturelle Veranstaltungen nutzbar machen. Für uns ist die Erschließung von neuen Kulturorten ein wichtiges Anliegen.

Antwort von Berit Zalbertus (Tierschutz)
Kultur ist kein Luxus – sie ist das Herz unserer Stadt. Ich möchte, dass Kultur in Düsseldorf für alle da ist: für die Kinder auf dem Schulhof, die Großeltern im Park, für Menschen mit wenig Geld genauso wie für Opernliebhaber. Kultur soll uns verbinden – nicht ausgrenzen. Deshalb setze ich mich ein für mehr Veranstaltungen in den Stadtteilen, für mobile Bühnen und offene Festivals, für Lesungen im Waschsalon oder Theater unter freiem Himmel. Die Stadt kann dabei unterstützen: mit Räumen, Technik und unkomplizierter Hilfe. Auch unsere großen Häuser sollen sich öffnen – mit freiem Eintritt an bestimmten Tagen, einfachen Zugängen und Angeboten, die neugierig machen. Ich wünsche mir eine lebendige Stadtkultur, bei der jede und jeder mitmachen kann. Denn wenn Menschen gemeinsam singen, tanzen oder lachen, entsteht etwas ganz Besonderes: Nähe, Verständnis und ein Wir-Gefühl. Das ist der wahre Wert von Kultur.

Antwort von Lukas Fix (Klimaliste)
Statt kostenintensiver neuer Oper: dezentrales Kulturangebot in den Stadtteilen. Kulturzentren fördern lokale Künstler*innen mit niedrigschwelligen Angeboten. Stärkung des Kreativquartiers als Zentrum der freien Kunstszene. Partizipative Design- und Kulturwettbewerbe. Einbindung verschiedener Communities durch interkulturelle Festivals.

Von Claus Hennig Gahr (AfD), Dominique Mirus (Die Partei), Michael Baumeister (Freie Wähler) und Hermann Bruns (Einzelbewerber) liegen bisher keine Antworten vor.

Frage 2: Wie möchten Sie die nicht-institutionalisierte Kultur fördern?

Antwort von Alexander Marten (Einzelbewerber)
Da kann ich mich nur wiederholen: Erst die großen Dinge, die alle betreffen, dann langsam runterarbeiten zu den Themen, die nicht mehr alle betreffen. Erst müssen die großen, drängenden Themen gelöst werden – bezahlbarer Wohnraum, funktionierende Infrastruktur, solide Finanzen.

Nicht-institutionalisierte Kultur ist wichtig für Vielfalt und Kreativität. Aber sie kann nur dann nachhaltig unterstützt werden, wenn die Stadt wieder in der Lage ist, ihre Grundaufgaben zuverlässig zu erfüllen.

Sobald diese Basis geschaffen ist, kann ein Förderprogramm für freie Kulturschaffende aufgelegt werden – mit fairer Beteiligung und möglichst wenig Bürokratie.

Antwort von Stephan Keller (CDU)
Die finanzielle Förderung der freien Kunst- und Kulturszene wurde um rund 20 Prozent erhöht – von 8,6 auf 10,3 Millionen Euro jährlich. Für die Jahre 2026 bis 2028 setze ich den neuen „Masterplan freie Szene“ um. Damit erhalten größere freie Kulturbetriebe, Festivals und Projekte erstmals eine dreijährige städtische Förderung, die eine Dynamisierung zum Inflationsausgleich einschließt. So schaffe ich für die Kulturengagierten Planungssicherheit und stärke Düsseldorf als künstlerischen Produktionsort. Mit überarbeiteten Förderkriterien in den städtischen Kulturbeiräten stelle ich sicher, dass weiterhin auch neue und kleinere künstlerische Vorhaben, die das kulturelle Leben in Düsseldorf bereichern, eine Chance auf Einzel- oder auch mehrjährige Förderung haben. Das Verfahren zur Beantragung von städtischen Fördermitteln will ich noch weiter digitalisieren. Mein Anliegen bleibt, in Düsseldorf mehr Räume für Proben, Ausstellungen und Aufführungen zu gewinnen.

Antwort von Clara Gerlach (Grüne)
Ich möchte auf unseren Erfolgen der letzten Jahre aufbauen: wir haben die städtischen Zuschüsse an die Freie Szene deutlich erhöht und wir starten ab 2026 endlich mit mehrjährigen Rahmenverträgen, die den Künstler*innen und Initiativen Planungssicherheit geben.

Für neue Projekte und Ideen und für eine weitere Stärkung der etablierten Akteur:innen schlage ich darüber hinaus vor, Mittel aus der Beherbergungssteuer einzusetzen. Die Steuereinnahmen sind deutlich höher als erwartet und die Projekte kämen der Hotellerie und Gastronomie wiederum zugute.

Neben dem Geld möchte ich auch für mehr und bessere Räume sorgen: das Zakk und das tanzhaus.nrw. brauchen endlich eine Perspektive für Sanierung oder Neubau. Vielen kleineren Institutionen fehlt die Sicherheit, nicht aus ihren Räumen verdrängt zu werden. Ich setze mich für die dauerhafte Absicherung von Kultur ein, z. B. über Gebietsausweisungen zum Schutz von Kulturquartieren und für kreative Zwischennutzungen durch Kunst und Kultur.

Antwort von Fabian Zachel (SPD)
Die Förderung von Kunst und Kultur in Düsseldorf darf sich nicht nur an ein ausgewähltes und wohlhabenderes Publikum richten. Sie muss der Diversität der Düsseldorfer Stadtgesellschaft Rechnung tragen.

Deshalb braucht es ein Diversitätsprogramm für städtische Kultureinrichtungen und – beteiligungen. Wir möchten Kunst und Kultur für alle fördern.

Zudem braucht die Arbeit der freien Szene mehr Planungssicherheit. Im Rat haben wir deshalb die Einführung von Rahmenverträgen erfolgreich durchgesetzt. Dadurch sichern wir inflationsgeschützt finanzielle Zuwendungen für die künstlerische Arbeit. Wir werden in den kommenden Jahren evaluieren, ob diese Mittel ausreichend sind.

Als Oberbürgermeister setze ich mich in mehrfacher Hinsicht für ein Versprechen ein: Die freie Szene bekommt mehr Raum.

Antwort von Ulf Montanus (FDP)
Die freie Szene ist der kreative Motor unserer Stadt, das sieht man in Vierteln wie Flingern oder Bilk jeden Tag. Wir werden sie von Bürokratie entlasten, indem wir eine zentrale Anlaufstelle in der Verwaltung schaffen. Wir müssen mehr bezahlbare Räume für Ateliers und Proberäume sichern, zum Beispiel durch die Förderung von Zwischennutzungen in leerstehenden Ladenlokalen. Mit einem jährlichen „Fest der Kulturen“ wollen wir zudem die beeindruckende Vielfalt der freien Initiativen und Vereine aus allen Düsseldorfer Stadtteilen sichtbar machen und den Austausch untereinander fördern.

Antwort von Julia Marmulla (Linke)
Zum einen ist Geld die wichtigste Quelle der kulturellen Angebotsentwicklung, deren Töpfe in den heutigen Sparten wachsen muss. Wir plädieren zuerst für 50.000€ mehr Mittel für die Sparten Bildende Kunst, Kulturelle Bildung, Musik, Tanz&Theater sowie Literatur, damit der Anteil an zu fördernden Projekten vergrößert werden kann. Auch werden wir die Dynamisierung der Mittel für die Freie Szene im Blick behalten, die über die Jahre wahrscheinlich angepasst werden muss.

Zudem wollen wir einen Anmietungsfond für Stadtteilkultur, damit Leerstand für kulturelle Nutzungen angemietet werden kann. Junge Künstler, aber auch Designer und Handwerker brauchen grundsätzlich mehr Sichtbarkeit in ihrem Schaffen. Deswegen unterstützen wir Kooperationen unter den Hochschulen, da auch hier viel mehr produktive Synergien geschaffen werden können, die der Stadt Ausdruck verleihen. Auch braucht es deutlich mehr Bemühungen, um die Clubkultur zu sichern, da sich das Ausgehverhalten in den Corona-Jahren deutlich gewandelt hat und wollen den Beirat für Musik auch für Clubkultur anpassen.

Antwort von Berit Zalbertus (Tierschutz)
Ich möchte die kreative Energie fördern, die oft jenseits großer Institutionen entsteht – in Ateliers, Hinterhöfen, auf der Straße. Dafür braucht es Räume, Sichtbarkeit und Rückenwind. Ich setze mich für ein städtisches Förderprogramm ein, das Mikroprojekte unbürokratisch unterstützt: Street-Art, Pop-up-Galerien, Stadtteil-Konzerte oder Lesungen im Park. Leerstehende Läden könnten zeitweise als Kulturorte genutzt werden – mit fairen Mietmodellen. Und ja, auch Urban Gardening gehört dazu: Gemeinschaftsgärten mit Sitzgelegenheiten, Workshops und Kunstaktionen – als Treffpunkte im Quartier. Mobile Gärten auf Parkflächen oder Dachgärten wie in Berlin zeigen, wie öffentliches Grün mit Kultur verbunden werden kann. „Essbare Städte“, Garten-Schulprojekte oder kreative Upcycling-Workshops machen Kultur erlebbar und nahbar. Mein Ziel: Düsseldorf als Stadt, die Vielfalt nicht nur zulässt – sondern einlädt, mitzumachen.

Antwort von Lukas Fix (Klimaliste)
Mikro-Förderfonds für spontane Kulturprojekte. Zwischennutzung leerstehender Gebäude. Kostenfreie Probe- und Aufnahmeräume mit professioneller Ausstattung in öffentlichen Einrichtungen. Kunstakademie als Innovationstreiber für kreative Stadtentwicklung. Neue Kreativquartiere mit günstigen Ateliers in Flingern und Medienhafen.

Von Claus Hennig Gahr (AfD), Dominique Mirus (Die Partei), Michael Baumeister (Freie Wähler) und Hermann Bruns (Einzelbewerber) liegen bisher keine Antworten vor.

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