fbpx

Kö und Altstadt: Düsseldorf muss auf Jahre mit Bauruinen leben

Hinter den stockenden Projekten stecken die Immobilienentwickler René Benko und Uwe Reppegather. Beider Firmen sind in Schieflage geraten, Handwerker bekommen kein Geld, stellen die Arbeiten ein und ziehen jetzt am Carschhaus ihr Material ab.

Von Hans Onkelbach (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 9. November 2023
Baustelle Carschhaus
Es fließt kein Geld, also wird die Baustelle am Carschhaus geräumt. Ob und wie es weitergeht, ist derzeit völlig unklar.

Wochenlang passierte nichts auf der riesigen Baustelle am Carschhaus, aber jetzt ist Bewegung, und zwar sehr emsige. Eine Gruppe von Bauarbeitern, vorschriftsmäßig in Warnwesten und mit Schutzhelmen, räumen Maschinen zusammen. Aber es geht nicht etwa weiter mitten in der Innenstadt – nein: „Die räumen die Baustelle und packen ihr Material ein“, erklärt ein Immobilien-Experte, der das Treiben vom Rand aus durch eine Lücke im Bauzaun beobachtet und den ich zufällig treffe.

Später bestätigt mir ein Mitarbeiter des Abbruchunternehmens aus Bielefeld den Eindruck: Da Rechnungen nicht mehr beglichen werden, packe man nun zusammen. Ein großer Bagger, mehrere kleine sowie Spezialgerät für das Aufknacken und Abtragen von Betondecken oder -schutt werden in Transporter geschoben. Rund ein Dutzend Männer hatten mehrere Monate dort gearbeitet, um zu erschaffen, was ich bei VierNull als „Carschloch“ beschrieben habe.

In diesem Beitrag zitiere ich einen FDP-Politiker, der davor warnte, sich bei der Gestaltung des Platzes in die Hand eines einzigen Bauträgers zu begeben. Womit er Recht behielt: Die Firma dieses Investors, René Benko, ist nun in finanziellen Problemen und hat deren Leitung an einen Restrukturierungsexperten übergeben. Sein Imperium zerbröselt. Insidern zufolge kreisen bereits die Geier und warten ab, wann und wo sie niedergehen, um brach liegende Bauruinen günstig einkaufen zu können. Das jedoch kann noch Jahre dauern. Was für den Bereich Heinrich-Heine-Platz und Carschhaus ein jammervolles Dasein als Bauruine bedeutet.

Eine Aussicht, die im Rathaus ängstlich beäugt wird. Spätestens Ende nächsten Jahres beginnt der Wahlkampf für die Kommunalwahl 2025. Den in einer Stadt zu führen, deren Herz von Bauruinen verunstaltet wird, will keiner. Dabei wären die Verantwortlichkeiten keineswegs eindeutig. Auf den Weg gebracht wurden die gesamten Projekte vor der Wahl 2020. Es wird interessant zu beobachten sein, wie man sich gegenseitig die Schuld für das Debakel zuschiebt. Ex-OB Thomas Geisel jedenfalls wird künftig nicht mehr stolz darauf sein, Benko zu duzen.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

Unser Journalismus ist werbefrei und unabhängig, deshalb können wir ihn nicht kostenlos anbieten. Sichern Sie sich unbegrenzten Zugang mit unserem Start-Abo: die ersten sechs Monate für insgesamt 1 Euro. Danach kostet das Abo 8 Euro monatlich. Es ist jederzeit kündbar. Alternativ können Sie unsere Artikel auch einzeln kaufen.

Start-Abo: 6 Monate für 1 Euro

Artikel einzeln kaufen

Schon Mitglied, Freundin/Freund oder Förderin/Förderer?

Hier einloggen


Lust auf weitere Geschichten?