Kö: Rolex lehrt Uhrenhändler das Fürchten

So ticken sie halt, die Schweizer: Wer das derzeit weltweit begehrte Produkt verkaufen darf, ist an ein klares Regelwerk gebunden. Er kann nicht einfach so bestellen, was der Kunde wünscht, sondern bekommt zugeteilt, was Rolex für angemessen befindet. Das Geschäftsprinzip ist schon lange die künstliche Verknappung der Ware. Das klingt riskant, ist es aber in diesem Fall überhaupt nicht, sondern steigert das Verlangen. Die Folge: Wartezeiten von zum Teil mehreren Jahren. Einmalig dürfte sein, dass der Kunde sich in Wartelisten eintragen darf (!) – mit dem Hinweis, man werde sich beizeiten melden, wenn das Objekt der Begierde verfügbar ist. Das kann dauern. Oder auch überhaupt nicht passieren.
Es kommt noch etwas Besonderes hinzu: Das Unternehmen gehört der Schweizer Hans-Wilsdorf-Stiftung, die (zumindest nach außen) nicht den Profit an erste Stelle setzt. Es pocht vielmehr darauf, Gewinne ins Unternehmen fließen zu lassen oder in Bildungs- und Wohltätigkeitsprojekte. Konkrete Zahlen nennt man nicht, da man nicht verpflichtet ist, sie zu veröffentlichen.
Coke, Pepsi, Kermit
Knapp oder nicht – Düsseldorfs Königsallee ist jedenfalls einer der weltweit wichtigsten Umschlagplätze für diese Uhren, die auf so schöne Namen hören wie Coke, Pepsi, Kermit, Panda oder Hulk. Das sind keine offiziellen Bezeichnungen, sie wurden von Fans der Marke anhand der Farbe von Zifferblatt und Lünette vergeben. Inzwischen sind sie in Fachkreisen etabliert. Die Modelle ticken fast lautlos in dezentem Stahl oder ähnlich unauffälligem Weißgold, aber auch Augenkrebs verursachend in Gold mit Brillanten. Was Kenner naserümpfend als „Modell Zuhälter“ bezeichnen.
Egal, welcher Typ es sein soll, an der Kö werden nun die Karten neu gemischt. Denn Rolex, so meldete es die „Rheinische Post“ vor einigen Tagen, hat an der Ecke zur Steinstraße 400 Quadratmeter Fläche in einem Gebäude angemietet, das der Ex-Calatrava-Boulevard-Träumer Uwe Reppegather gekauft hat und derzeit umbaut. Vor allem für diesen Premium-Kunden, der willens und fähig ist, die Monatsmiete von 150.000 Euro zu bezahlen. Ein solches Verkaufskonstrukt heißt natürlich nicht Laden oder Geschäft, sondern Flagship-Store.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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