Rheinmetall: Guter Sponsor, schlechter Sponsor

Sollte es Menschen geben, denen nicht klar ist, womit Rheinmetall Geld verdient, dem empfehle ich einen Blick auf die aktuelle Börse. Die Rheinmetall-Aktie ist seit Mitte Februar um mehr als 30 Prozent von 96 Euro auf über 130 gestiegen. Allein nach dem Tag, an dem der Bundestag debattierte und beschloss, 100 Milliarden Euro in die Bundeswehr zu investieren und künftig mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Rüstung zu stecken, stieg das Papier um 25 auf 134 Euro. Der Hintergrund ist klar: Wenn Deutschland und die gesamte Nato aufrüsten, wird Rheinmetall davon profitieren. Denn einen wesentlichen Teil seines Umsatzes macht die Düsseldorfer Firma neben Automobilteilen mit Wehrtechnik. Panzer (Leopard II), Geschütze, Waffenelektronik – der Konzern ist dabei ganz weit vorn. Offiziell heißt dieser Unternehmens-Bereich „Defense“, aber diese Waffen taugen nicht nur für die Verteidigung.
Soweit die Fakten.
Für viele ergibt sich derzeit daraus die Frage, ob man solcherart verdientes Geld annehmen und in sportliche, kulturelle oder karitative Zwecke fließen lassen darf. Anlass ist eine Entscheidung der städtischen Töchter D.Live und D.Sports, Rheinmetall als Sponsor für Sportvereine an Bord zu holen: für den Handball-Erstligisten Bergischer HC, die Capitol Bascats (1. Damen Basketball-Bundesliga), den HC Düsseldorf (Handball-Nachwuchsverein) sowie für Trendsportarten. Dem Vernehmen nach soll es um eine niedrige sechsstellige Summe pro Jahr gehen. Vor allem SPD-Politiker, Grüne und Linke hatten das heftig kritisiert.
Kritiker sollten allerdings Folgendes wissen:
- Rheinmetall war erster Unterstützer der Düsseldorfer Olympiabewerbung 2002.
- Rheinmetall unterstützt das Düsseldorf-Festival, wie beispielsweise hier im Festivalmagazin von 2019 auf den Seiten 4 und 5 zu lesen ist.
- Rheinmetall hat der Oper eine Halle als Ausweichspielstätte zur Verfügung gestellt.
Dieses Sponsorings sind nie beanstandet worden, auch nicht von den Politikern, die beispielsweise im Kuratorium des Düsseldorf-Festivals sitzen. Entsprechend positioniert sich jetzt auch der Düsseldorfer Sport. Seine Repräsentanten haben bei einer Sitzung am Freitag im so genannten Sportbeirat über die Frage abgestimmt, ob D.Sports den Vertrag mit Rheinmetall so schnell wie möglich beenden sollte. Dieser Vorschlag wurde mit 10:1 Stimmen abgelehnt. Auch wichtig in diesem Zusammenhang: Die städtischen Töchter haben zwar das Gesamtpaket verhandelt, die Entscheidung, wer ihr Sponsor ist, haben die Vereine selbst getroffen.
Bei sehr strenger Auslegung ethischer Regeln wären auch andere Sponsoren nur schwer akzeptabel:
- Die im Glücksspiel tätige Gauselmann-Gruppe zahlt viel Geld dafür, damit die Düsseldorfer Arena ihren Firmennamen Merkur trägt. Ein Unternehmen, das mit vielen Spielbetrieben sein Geld verdient und dem man vorwerfen könnte, dass es die Spielsucht fördert.
- Mehrere Bierbrauer unterstützen Sportvereine. Dabei weiß jeder, dass Alkohol der Gesundheit nicht förderlich ist. Proteste gibt es kaum. Immerhin beschränken einige der Firmen ihre Werbung im direkten Zusammenhang mit dem Sport auf ihre alkoholfreien Produkte. Die jedoch machen nur einen kleinen Teil ihrer Produktion aus.
- Etliche Vereine im direkten Umfeld des Flughafens hatten lange Zeit keine Probleme damit, von der Flughafengesellschaft Geld zu bekommen. Obwohl der Airport vor allem bei seinen Nachbarn wegen Lärm und Luftverschmutzung umstritten ist.
- Henkel ist Hauptsponsor von Fortuna und unterstützt viele andere sportliche, kulturelle und karitative Projekte. Dabei steht das Unternehmen bei Verbraucherschützen und Umweltverbänden in der Kritik, weil bestimmte Stoffe in seinen Waschmitteln die Umwelt belasten.
- Bayer in Leverkusen ist ein großer Gönner verschiedener Gruppen an seinem Haupt-Standort. Die dortige Fußball-Bundesliga-Mannschaft trägt sogar den Namen des Konzerns – obwohl Bayer nicht erst durch Monsanto schlechte Schlagzeilen erntete.
Wie auch die oben genannten Firmen ist Rheinmetall ebenfalls ein großer Steuerzahler in Düsseldorf. Diese Gewerbesteuer fließt in den Haushalt der Landeshauptstadt, und im Rathaus hat man da keine Berührungsängste. Daher mein Fazit: Wer bei der Frage „Guter Sponsor, schlechter Sponsor“ bei Rheinmetall für „schlecht“ plädiert, handelt heuchlerisch und müsste eigentlich dafür plädieren, Steuereinnahmen von Rheinmetall ausschließlich für soziale Zwecke zu nutzen.
Die Debatte wird fortgesetzt. Die Grünen haben für die nächste Sitzung des Stadtrats am 10. März einen Antrag zum Sponsoring angekündigt, weitere Tagesordnungspunkte könnten hinzukommen. Eine Mehrheit ist möglich, wie mein Kollege Christian Herrendorf hier dargestellt hat. Dann gäbe es künftig eine Liste, die definiert, wer guter Sponsor ist – und wer keiner werden darf.