Der fliegende Fußballplatz

Das Problem ist naheliegend, die Lösung vermeintlich auch – und gerade deshalb genial. An der Grenze zwischen den Stadtteilen Heerdt und Oberkassel entsteht das neue Hallenbad fürs Linksrheinische. Direkt daneben ist seit vielen Jahrzehnten der Fußballverein CfR Links beheimatet, der neben seinem großen Spielfeld ein weiteres für den Jugendfußball hat. Dieser zweite Platz liegt genau dort, wo das Schwimmbad gerne Parkplätze für Besucher hätte. Die Lösung? Stapeln.
Das Konzept für die Pariser Straße sieht ebenerdig Parkplätze mit einem Betondach vor, auf dem das Spielfeld entsteht. Weil sich die Kunstrasenfläche dadurch quasi in der ersten Etage befindet, wirkt es, als würde der Fußballplatz fliegen. Der Sportausschuss entscheidet am Mittwoch (16. Juni) über die Kosten (454.400 Euro plus 126.050 Euro für die Flutlichtanlage), die sich aus der Ausschreibung ergeben haben. Stimmt das Gremium zu, kann die Stadt den Auftrag direkt vergeben und die Arbeit bald beginnen.
Dirk Schneider, Sachgebietsleiter der Technischen Abteilung beim Sportamt, trug den Gedanken eines Sportplatzes auf dem Dach schon länger in seinem Kopf. Er hatte dies unter anderem oben auf dem Olympiamuseum in Köln gesehen. Auch auf dem Museum des Deutschen Fußball-Bundes in Dortmund können Sportler ihrer Berufung nachgehen. Als die Pläne für das neue Schwimmbad konkret wurden, fand die Idee ihren Weg vom Kopf in die konkrete Planung.
Das Parkhaus ist inzwischen fertig, die Arbeiten am Kunstrasen könnten direkt starten. Das sei kein Hexenwerk, sagt Dirk Schneider. Unter dem Platz liegt eine Drainage. Wenn es regnet, läuft das Wasser durch den Belag und dann Richtung Kanal. So ist es bei allen Kunstrasenplätzen, der einzige Unterschied ist, dass das Wasser in Heerdt noch eine Etage tiefer muss.
Damit keine Bälle auf die Pariser Straße oder in Richtung der Spaziergänger auf dem nahen Rheindeich fliegen, wenn eine oder einer mal übers Tor schießt, kriegt der fliegende Fußballplatz noch Fangzäune aus Stabgittern. Die werden an den Kopfseiten (also zur Straße und zum Rhein hin) jeweils sechs Meter hoch sein, an den Längsseiten (zum Schwimmbad und zum anderen Fußballplatz) jeweils vier Meter hoch. Das sind Maße, die auch an anderen Spielfeldern üblich sind und über die es aus anderen Vereinen bisher keine Beschwerden gibt. Sollte also reichen.
Das Sportamt hofft, die Arbeiten so zu vollenden, dass die Jugendmannschaften nach der Winterpause dort trainieren können. Das hängt vor allem noch von den Antworten auf drei Fragen ab:
- Wie stark ist das Unternehmen ausgelastet, das den Zuschlag erhält, und wann kann es loslegen?
- Wie leicht oder schwierig ist es, Material zu bekommen? Bei Kunstrasen kann es Lieferengpässe geben.
- Wie wird das Wetter? Kunstrasen kann nur bei 15 Grad Celsius oder mehr verlegt werden, das heißt, ein kalter Herbst oder früher Winter kann die Vollendung verschieben. Gerade im Zusammenspiel mit den anderen beiden Punkten liegt hierin die größte Gefahr für den Zeitplan.
Es gibt aktuell keinen konkreten zweiten Ort, an dem nach erfolgreichem Verlauf in Heerdt der nächste fliegende Fußballplatz entstehen könnte. Aber in einer Stadt, die wächst und in der deshalb weiter verdichtet werden muss, könnte der Bedarf schnell entstehen. „Und dann haben wir schon ein Muster, das wir verwenden können“, sagt Dirk Schneider vom Sportamt.