Aufsichtsrat Rheinische Post: Vorsitzender Fritz Joussen wirft hin

Der frühere Vodafone- und TUI-Chef war erst im April 2024 geholt worden. Mit seiner Erfahrung sollte er dem von der Medienkrise gebeutelten Verlag helfen. Dass er nun zurückgetreten ist, überrascht nur jene, die nichts von den handelnden Personen wissen.
Von Hans Onkelbach (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 4. September 2025
Friedrich Joussen
Fritz Joussen – nun Ex-Vorsitzender des Rheinische-Post-Aufsichtsrates. Es kann sein, dass er zu sehr auf seine Sicht der Dinge gepocht hat.

Wenn mehrere hundert Gäste aus Politik, Wirtschaft, Brauchtum, Kultur und Medienwelt so wie Anfang September bei der 200-Jahr-Feier der Stadtsparkasse Düsseldorf in der Tonhalle zusammenkommen, dann ist das auch eine Nachrichtenbörse. Da wird getuschelt und diskutiert, gefragt und manchmal geantwortet. Man redet mit- und übereinander.

Beispielsweise über Fritz Joussen. Der war zwar nicht da, verursachte aber eine für einige überraschende, an diesem Tag intern verbreitete Neuigkeit: Er hat, zum 31. August, den Vorsitz im Aufsichtsrat (AR) der Rheinische Post Mediengruppe niedergelegt. Der 62-Jährige lebt in Düsseldorf, war Teil des Gründer-Teams von Mannesmann-Mobilfunk D2 (später Vodafone), wurde Chef dieses Telekommunikationsunternehmens und stand danach an der Spitze des Tourismus-Riesen TUI.

Schwachstellen ausmerzen
Als er im April 2024 antrat, beratend und kontrollierend bei der RP zu arbeiten, gab es viele Hoffnungen und viele Vorschusslorbeeren. Dem Manager mit von etlichen Seiten bescheinigter Kompetenz (ökonomisch wie sozial) wurde zugetraut, Schwachstellen zu sehen und Rezepte zu liefern, sie auszumerzen. Er grub sich tief ein in die Materie, holte sich Hilfe von externen Beratern und dürfte erkannt haben, wo es – fachlich, menschlich, organisatorisch – hapert in dem komplexen Gebilde, den meisten bekannt unter dem Namen Rheinische Post.

Man darf davon ausgehen, dass er Ideen hatte, gegenzusteuern. Aber man darf auch davon ausgehen, dass an den entscheidenden Stellen am Ende wenig Begeisterung für diese womöglich persönlich als bedrohlich wahrgenommenen Vorschläge entstand. Weil sie sich nicht mit eigener Einschätzung der Lage deckten oder mit den nicht immer übereinstimmenden Interessen der Gesellschafter kollidierten.

Zu diesen Gesellschaftern hatte Joussen engsten Kontakt, weil er neben dem AR-Vorsitz auch die Leitung der Gesellschafterversammlung innehatte. Dass man für dieses Konstrukt einen Vorsitzenden von außen gewählt hatte, lässt auf – sagen wir: komplizierte Verhältnisse schließen, von denen ein Externer nicht betroffen ist. In dem Gremium sitzen sämtliche Anteilseigner, jeweils im Besitz eines Teils der Gruppe. Wobei diese Teile unterschiedlich groß sind. Der exakte Umfang und sich daraus ergebende Mehrheiten werden nicht kommuniziert.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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