In einem Vergleich schneidet die Rheinbahn richtig gut ab: im Vergleich mit der Deutschen Bahn

Beide Verkehrsunternehmen haben einen Qualitätsbericht veröffentlicht. Legt man diese nebeneinander, lernt man den Düsseldorfer Anbieter durchaus zu schätzen.
Veröffentlicht am 18. Oktober 2023
Qualitätsbericht Rheinbahn und DB
Die beiden Unternehmen im direkten Vergleich: Rheinbahn (vorne) und Deutsche Bahn (hinten)

Es war einer der Tage, an denen auf dem Hinweg im ICE die Klimaanlage ausfällt und bei rund 40 Grad die Gedanken und die Insassen langsam wegfließen. Und an dem man für den Rückweg 60 Minuten Puffer einplant und das trotzdem nicht reicht, weil der Zug noch mehr Verspätung zusammenfährt. An genau solch einem Tag habe ich mich bei einem überraschenden Gedanken erwischt: Gleich am Hauptbahnhof ist das Schlimmste vorbei. Die Rheinbahn fährt um diese Uhrzeit noch im Zehn-Minuten-Takt, unterwegs wird nicht viel verzögern, und ich werde ziemlich genau so zu Hause sein, wie ich es mir jetzt vorstelle.

Wenn man viel mit der Deutschen Bahn fährt, entdeckt man auf einmal die kontemplativen Seiten des hiesigen Verkehrsunternehmens. Bei aller berechtigten Kritik an der Rheinbahn scheint sie im Vergleich mit dem nationalen Anbieter zuverlässig, pünktlich und unkompliziert. Nach diesem überraschenden Gedanken wollte ich wissen, ob die gefühlte Wirklichkeit auch zu den Fakten passt. Deshalb habe ich die Qualitätsberichte verglichen, die Deutsche Bahn und Rheinbahn veröffentlichen.

Qualitätsberichte kennt man vor allem von Krankenhäusern. In Deutschland findet man sie mittlerweile aber auch für die Verkehrsbetriebe auf lokaler, regionaler und landesweiter Ebene. Einige der darin enthaltenen Punkte sind angesichts des Themas zwangsläufig, zum Beispiel die Pünktlichkeit. Im Übrigens bestehen keine zwingenden Vorgaben, so dass jedes Unternehmen versucht, die bitteren Ergebnisse zu seinen Gunsten zu tarnen. Die Deutsche Bahn schreibt in ihrem Qualitätsbericht zum Beispiel mit großer Freude über neue Zugmodelle, frische Internetseiten und durchaus verblüffende Formulierungen: „Im Mittelpunkt der Leistungserbringung der DB Fernverkehr AG stehen die Kund:innen mit ihren Erwartungen und ihrer Zufriedenheit.“

Ich konzentriere mich im Vergleich der beiden auf die Punkte, die es in beiden Berichten gibt, und ergänzende das um Erkenntnisse aus dem Qualitätsbericht des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR), der Regionalzüge und S-Bahnen betrachtet. Diese werden von einer ganzen Reihe von Unternehmen betrieben, die Aussagen sind aber verallgemeinert. Deshalb kann man sie nicht der Deutschen Bahn zurechnen.

Pünktlichkeit

Die Rheinbahn hat die Werte nach drei Fahrzeugtypen aufgeteilt: Stadtbahnen (das sind die Linien, die ober- und unterirdisch fahren), Straßenbahnen (diese sind nur oberirdisch unterwegs) und Busse. Laut Qualitätsbericht waren 84 Prozent aller Straßenbahnen pünktlich, 80 Prozent aller Busse und rund 77 Prozent der Stadtbahnen. Die meisten Verspätungen gab es auf den Linien U79, 707 und 736. Als Vorbilder gelten 705, 727, U72 und U77.

Die Rheinbahn beschreibt im Qualitätsbericht auch, warum ihre Fahrzeuge nicht pünktlich kommen: Rund 2000 Unfälle verzögerten die Weiterfahrt ebenso wie 1500 Einsätze von Polizei und Rettungskräften. Mehr als 800 Mal blockierten Falschparker oder andere Dinge die Strecke, und in 92 Fällen fuhren sich Autos auf den Gleisen fest.

Selbst wenn man die Werte der Problembahnen im Großraum Düsseldorf nimmt, schneidet man hier besser ab als die Deutsche Bahn. 65,2 Prozent der Fernzüge waren im vergangenen Jahr pünktlich oder umgerechnet: Jeder dritte Zug kam später an, als es im Fahrplan steht. Und die Entwicklung läuft klar in die falsche Richtung, denn im Jahr zuvor (im Corona-Jahr 2021) kam man immerhin noch auf 75 Prozent. Als wesentliche Gründe nennt das Unternehmen „Zugfolgekonflikte durch Baustellen“, zu deutsch: Im Schienennetz gibt es Staus wie auf der A3. Interessant ist auch das Ausmaß der Verspätungen. Es stieg von durchschnittlich 6,4 Minuten pro Station auf 9,5.

Auf die Werte der Deutschen Bahn reagiert nun auch deren Aufsichtsrat. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet von Plänen des Kontrollgremiums, Bonuszahlungen für Vorstände leichter kürzen zu wollenmöchte. Kurzfristige Ziele wie der Unternehmensgewinn verlieren nach den Plänen deutlich an Bedeutung für den Bonus (15 statt 38 Prozent). Dadurch wird es schwieriger, Schwächen bei Zielen wie der Pünktlichkeit auszugleichen.

Der Blick auf den VRR-Bericht: Die Züge im Regionalverkehr liegen in der Mitte von Deutscher Bahn und Rheinbahn. Regionalexpresse machten ihrem Namen weniger Ehre und kamen zu 71 Prozent pünktlich, bei Regionalbahnen waren es 81,0 und bei den S-Bahnen 81,7 Prozent.

Zuverlässigkeit
Die Rheinbahn misst in dieser Kategorie auf zwei Weisen: Sie rechnet geplante Fahrkilometer gegen tatsächlich gefahrene und sie bittet ihre Kund:innen um Noten. In der Statistik kommen die drei Fahrzeugtypen auf 97,6 bis 98,3 Prozent der vorgesehenen Kilometer. Diese Angaben bestätigen die Nutzer:innen insofern, als sie für Zuverlässigkeit eine bessere Durchschnittsnote als in den Vorjahren vergaben. Sie liegt nun bei 2,79. Mit Schulnoten ist das nicht ganz zu vergleichen, weil es keine Sechs gibt.

Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sind auch im Zusammenspiel wichtig: Immer dann, wenn man umsteigen und eine andere Bahn oder einen anderen Bus bekommen muss. Bei den „eingehaltenen Anschlüssen“ brachte es die Rheinbahn zuletzt auf knapp 90 Prozent. In den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 lagen die Ergebnisse noch deutlich über dieser Grenze.

Die Deutsche Bahn rechnet umgekehrt und benennt den Anteil der ausgefallenen Züge. Er beträgt 2,3 Prozent. Bei den „eingehaltenen Anschlüssen“ liegt man dagegen wieder deutlich hinter den Düsseldorfern, bei 83,1 Prozent. Schöne Randbeobachtung: Im Jahr zuvor lag der Wert noch 3,4 Prozentpunkte höher. Für die Deutsche Bahn ist dies ein „leichter“ Rückgang.

Wegen der fast 184.000 Störungen bei der Deutschen Bahn hat das Bundesverkehrsministerium angekündigt, die 40 wichtigsten Gleisstrecken ab nächstem Jahr zu sanieren sowie das Schienennetz und die Bahnhöfe in eine „gemeinwohlorientierte Infrastrukturgesellschaft“ zu überführen. Private Anbieter bezweifeln, dass dies wirkt. Das „Handelsblatt“ zitiert dazu Ludolf Kerkeling, Vorstandsvorsitzender des DB-Wettbewerberverbands „Die Güterbahnen“: „Wir haben wenig Vertrauen in die Lösungskompetenz der Deutschen Bahn.“

In der Region stand es schlecht um die Zuverlässigkeit. Rund zehn Prozent der Fahrten fielen aus. Etwas als die Hälfte der Fälle war wegen Bauarbeiten vorhersehbar, in den übrigen Momenten trafen die Ausfälle die Fahrgäste ohne Vorwarnung.

Sauberkeit
Beide Unternehmen haben ihre Kund:innen gefragt, wie sie mit den Fahrzeugen zufrieden sind. Die Deutsche Bahn arbeitet dabei mit Schulnoten, die Rheinbahn verzichtet wie erwähnt auf die Sechs. Berücksichtigt man das, schneidet die Deutsche Bahn im Vergleich sogar noch etwas besser ab. Die Sauberkeit am Sitzplatz erhielt dort eine Durchschnittsnote von 2,2, die Zugtoiletten kamen bei den Nutzer:innen auf eine 2,8. Bei der Rheinbahn kamen die Tester für die Fahrzeuge auf die Note 2,83 – immerhin besser als in den beiden Vorjahren.

Große Herausforderung der Rheinbahn bleiben die Haltestellen. Diese wurden nur in 66 Prozent der Testfälle als sauber bewertet. Die Deutsche Bahn veröffentlicht dazu keine Angaben, sondern nur eine Wortschöpfung. Für die Bahnhofsreinigung habe man das „Produktionskonzept Infrastrukturelles Facility-Management“ fortgeführt, heißt es im Qualitätsbericht.


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