Wie eine Kanadierin der Welt Düsseldorf erklärt
Es gibt dieses eine Video von Jenna Davis, in der man viel über ihr Erfolgsrezept erfahren kann. Es ist bis heute mehr als 600.000 Mal angesehen worden und heißt „10 incredibly easy ways to learn german fast (really fast)“, zehn unglaublich einfache Wege, schnell Deutsch zu lernen. Manche Tipps sind vorhersehbar. Es geht um Sprachlern-Apps, Intensivkurse, Freunde und Google Translate. Doch es geht auch um Schlagermusik und um Alkohol. Davis sagt nicht nur, wie ihr Helene Fischer und Mickie Krause beim Deutschlernen geholfen haben, sie singt deren Hits „Atemlos durch die Nacht“ und „Schatzi, schenk mir ein Foto“ mit leichtem Akzent gleich selbst an. „Ein bisschen flüssiger Mut tut nicht weh“, sagt sie dann auf Englisch über ihre Düsseldorfer Bar-Erfahrungen. Dabei lächelt sie beinahe pausenlos in die Kamera.
Jenna Davis ist eigentlich Kanadierin, wuchs in der Nähe von Toronto auf. Heute ist sie überzeugte Düsseldorferin und noch mehr Himmelgeisterin. Dort wohnt die 32-Jährige mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Kindern und arbeitet von dort als Vollzeit-Bloggerin. Davis betreibt drei Instagram-Accounts, einen Blog, einen Youtube-Kanal und eine Internetseite. Mit unterschiedlichen Zielgruppen, aber doch einem klaren Fokus. Sie spricht auf Englisch darüber, wie es ist, in Deutschland zu leben.
Während sie durch Himmelgeist spaziert, vorbei am Schloss und dem Rheinstrand, lacht sie noch regelmäßiger als in ihren Videos. Wer sie dabei sieht und ihr zuhört, kann sich kaum vorstellen, wie sehr sie am Anfang mit ihrem neuen Zuhause gehadert hat. Davis ist gerade Anfang 20, da trifft sie als Reisebloggerin in Südafrika ihren heutigen Ehemann. Es folgen Fernbeziehung, Fast-Trennung und schließlich das Zusammenziehen in Deutschland. Erst in Freiburg, dann in Düsseldorf, der Heimatstadt ihres Mannes. „Das erste Jahr war echt schwierig“, sagt sie. Nicht der Vergleich mit Kanada, sondern der mit Freiburg macht ihr besonders zu schaffen.
„Ich fand es dort superschön und war immer noch im Urlaubsmodus“, sagt Davis. In Düsseldorf angekommen, beginnt sie wieder voll zu arbeiten und trifft dabei auf die Mitarbeiter des städtischen Tourismusbüros, die von Kunstmuseen und der Königsallee schwärmen. „Das ist toll, aber nicht so mein Ding. Ich gehe lieber wandern“, sagt Davis. Hinzu kommen die Probleme, die englischsprachige Freiberufler in Deutschland nun mal haben: die Kommunikation mit Behörden, das komplizierte Steuerrecht, die Sprachbarriere. Davis verarbeitet das alles in dem neuen Blog „Life in Düsseldorf“. Statt ums Reisen geht es jetzt um all das, was ihr gerade Sorgen bereitet.
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