Verona Pooth ordnet ihr Imperium neu
Das lange Zeit eher unscheinbare, hinter einer Mauer liegende Haus an der Stadtgrenze zwischen Düsseldorf und Meerbusch erstrahlte plötzlich in neuem Glanz. Dort hatte über Jahre eine Werbeagentur gesessen. Als sie verschwand, bekam das Objekt, das zum umfassenden Besitz des Meerbuscher Immobilien-Entwicklers Franjo Pooth senior (gestorben im Januar 2023) gehört, eine neue Bedeutung. Dort zog die Firma Pacific Health Care, kurz PHC, ein. Laut Handelsregister handelt sie mit Beauty-Produkten und Nahrungsergänzungsmitteln.
Nach der Sanierung war das Gebäude nicht mehr zu übersehen: Die weiße Mauer ums Grundstück wird geschickt angestrahlt, in Großbuchstaben steht dort PHC. Rund 200 Meter entfernt, an einer Kreuzung, ist auf einer Werbetafel zu sehen, wer die Firma prägt: Verona Pooth. Die durch legendäre Werbespots („Da werden Sie geholfen“ oder „Der mit dem Blubb“) berühmt gewordene Ex-Frau von Dieter Bohlen zeigt sich dort als scheinbar altersloses Gesicht von PHC. Ihr Mann Franjo war – anfangs – der Vorstand. Es gilt als sicher, dass das Unternehmen der Familie gehört. Die beiden sind seit mehr als 20 Jahren verheiratet.
Kompliziertes Geflecht
Das Poster rotiert immer noch, aber der Firmensitz wirkt merkwürdig ruhig. Manchmal sieht man Handwerker, die Material aus einer Garage holen. Die Ruhe kann mit einem Umzug zusammenhängen. Denn ins Firmen-Konglomerat der Frau Pooth ist Bewegung geraten. Was man auch an unterschiedlichen Adressen sieht, die mal aktuell waren, noch aktuell oder aber neu hinzugekommen sind. Eins vorweg: Das gesamte Geflecht ist höchst undurchsichtig.
Angefangen hat diese neue wirtschaftliche Aktivität an einer Privatadresse im Büdericher Villenviertel Meererbusch. Dort lebten Verona und Franjo mit ihren beiden Söhnen, nachdem sie die Familienresidenz in Mönchenwerth (ebenfalls Büderich) verlassen hatten.
Offenbar expandierte das Unternehmen schnell, als nächste Adresse tauchte 2021 die Hansaallee 159 auf. Ein Komplex verschiedener Gewerbeflächen, Jahrzehnte alt und vom Stil her das, was man gern als Loft bezeichnet. Doch wenig später ging es schon weiter in das beschriebene Domizil an der Oberlöricker Straße, seit einigen Wochen gibt es nun eins an der Kaiserswerther Straße. Allerdings firmiert man dort nun nicht mehr unter Health-, sondern unter Skincare.
Die Namen wechselten ebenfalls, wenn auch nur in Nuancen. Es gab eine Pacific Health Care AG, manchmal schrieb sie sich auch Pacific Healthcare. Das kann ein Versehen oder Absicht sein. Welche Rolle Veronas Mann Franjo spielt, ist ebenfalls schwer zu durchschauen. Ganz am Anfang taucht er als Vorstand auf, zwischenzeitlich wurde er als Geschäftsführer genannt, dann stand nur noch der Satz „Allein vertreten durch Franjo Pooth“ dort. Das sind wichtige Unterschiede, vor allem wenn es um die Haftung geht, sagen Insider.
Bei PHC Skincare – womöglich Schwester-, Tochter- oder Ersatzunternehmen oder neue Firma mit anderen Eigentümern – und erst seit August im Handelsregister, tauchen völlig neue Namen auf. Außerdem steht Skincare nun als GmbH im Handelsregister. Die Familienstiftungen Thomas Hagedorn (12.675 Euro) und Christian Hülsewig (3825 Euro) haben Anteile des Eigenkapitals von 25.000 Euro, das Unternehmen Spiamos (3750 Euro) aus Mönchengladbach und die 4PFoundation aus Boppard (4750 Euro) sind ebenfalls an Bord. Zu dem Mönchengladbacher Unternehmen hat ein gewisser Marcel Spieler einen engen, aber nicht klar erkennbaren Draht. Er ist Geschäftsführer bei PHC Skincare.
Ein Name ist in diesen offiziellen Papieren (egal ob Health- oder Skincare) nie zu finden: Verona Pooth. Allerdings steht sie in der Werbung mit „Verona Pooths Hautpflege Favoriten“. Man nutzt also auch hier die Zugkraft ihres Namens.
Angesichts dieses Geflechts stellt sich die Frage: Was soll das? Die De-Facto-Chefin jedenfalls lebt jetzt in Dubai. Sie sagt, weil ihr jüngerer Sohn dort ein Auslandsjahr verbringt. Dass diese Aufenthalte Jugendlicher in der Regel dazu dienen, sinnvolle Distanz zu den Eltern aufzubauen, selbstständig zu werden, scheint hier keine Rolle zu spielen. Die Mutter will den Filius nicht alleinlassen. Und der Vater? Der bleibe in Deutschland, verkündete sie in entwaffnender Offenheit in einem großen Interview in einem bunten Blatt. Einmal im Monat komme er zu Besuch. Fernbeziehung auf Sparflamme, sozusagen.
Champagner und Kaviar
An mangelnder Flugverbindung oder Kapital für häufigere Trips kann es nicht liegen: Emirates fliegt täglich zwischen Düsseldorf und Dubai. Und nach wie vor geht es der Sippe finanziell offenbar glänzend. In Meerbusch heißt es, Pooth senior habe einen großen Immobilienbesitz aufgebaut und nach seinem Tod hinterlassen. Die häufig wechselnden Automarken sind ebenfalls ein Hinweis auf gut gefüllte Kassen. Veronas zeitweise gefahrener Mini (mit ihren Initialen VP im Kennzeichen) war trotz Top-Ausstattung noch das bescheidenste Mitglied der Flotte. Ansonsten sind Porsche oder Bentley üblich.
Ein neuer Range Rover trägt zwar wie die anderen Fahrzeuge immer noch das Familienkürzel FP auf dem Nummernschild, aber statt des NE des Kreises Neuss (wegen Meerbusch) steht nun ein D vorn. Womöglich, weil der Ehemann eine Wohnung in Düsseldorf genommen haben soll. Die braucht er auch, denn die Villa in Meererbusch, unweit des streng bewachten Domizils von Rheinmetall-Boss Armin Pappberger, stand eine Weile leer und ist inzwischen entweder verkauft oder vermietet, wollen langjährige Nachbarn beobachtet haben.
Wenn das Ehepaar Pooth sich äußert oder gar gemeinsam im TV auftritt, wird das natürlich in den einschlägigen Medien aufmerksam registriert. Als man sich vor laufenden Kameras ein bisschen anzickte, wurde das im Fachblatt „Intouch“ mit kühnem Geschwurbel als Anzeichen erster Trennungstendenzen gedeutet.
Auf Distanz zu Mann und deutscher Firma ist die Unternehmerin auf jeden Fall. Zwischen Düsseldorf und den Emiraten liegen 5000 Kilometer und rund sieben Stunden Flugzeit. Letzteres ist allerdings bei ausreichendem Budget kein Problem: Die First Class bei Emirates ist famos, es gibt Kaviar in feinen Porzellanschalen und den Champagner Dom Pérignon aus edlen Kristallgläsern. Beides unbegrenzt.