Theater an der Kö muss umziehen

Die Bühne hat in den Schadow Arkaden keine Zukunft mehr. Der bis 2025 laufende Vertrag wurde nur um ein Jahr verlängert. Für Intendant René Heinersdorff ist das keine Perspektive. Offenbar sind in dem Einkaufszentrum große Umbauten geplant.
Von Hans Onkelbach (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 3. Mai 2024
René Heinersdorff
René Heinersdorff an der Kasse seines Theaters im Erdgeschoss der Schadow Arkaden: Dass er dort noch lange sitzt, ist unwahrscheinlich.

Filmstar Peter Ustinov hatte seinerzeit die Idee: „Nenn es ,Theater an der Kö’“, sagte er damals seinem Freund René Heinersdorff, als die Bühne in den Schadow Arkaden in der Düsseldorfer Innenstadt Mitte der 1990er Jahre ihre erste Premiere erlebte. Und so kam es. Obwohl die Königsallee einige Meter entfernt ist, etablierte sich die Marke und schien bis jetzt nicht mehr wegzudenken. Das könnte sich aber bald ändern. 

Bisher waren seit der Eröffnung die Verträge stets um fünf Jahre verlängert worden, automatisch sozusagen. Als nun aber das Datum der Verlängerung anstand, bat man Heinersdorff zum Gespräch. Man bot ihm nur noch eine Garantie bis 2025 und dann um ein weiteres Jahr an. Größere Umbauten stünden an, vor allem Sicherheitsanforderungen seien zu erfüllen – so gibt Heinersdorff das wieder, was ihm gesagt wurde. 

Für den Intendanten steht die Zukunft seines Hauses auf dem Spiel. Während einer wie auch immer gestalteten Umbauzeit dürfte ein Spielbetrieb nicht möglich sein. Zumal das vom Eigentümer des Gebäudes (Rheingrund Immobilien, gehört zur Rheinische Post Mediengruppe) auch gar nicht erwünscht zu sein scheint. Sonst hätte man dem Theater ja eine Lösung angeboten.

Außerdem wurde wohl auch schon mal vorgerechnet, man könne allein mit der Fläche, auf der heute im Erdgeschoss des Einkaufszentrums Kasse und Treppenabgang der Boulevard-Bühne sind, bei gewerblicher Nutzung genauso viel Miete kassieren wie bei der Gesamtfläche des Theaters. Dessen weitaus größter Teil – der Saal mit 400 Plätzen, das Foyer, die Bar, und der Bereich hinter der Bühne – liegen im Untergeschoss der Schadow Arkaden. Zurzeit zahlt das Theater für Erd- und Untergeschoss 24.000 Euro pro Monat. 

Also wird das Boulevard-Theater wohl ausziehen müssen. Die Frage ist: Wohin? Im geplanten Neubau an der Steinstraße, wo früher die „Komödie“ saß, würde Heinersdorff gern unterkommen. Der dortige Bauherr gilt als interessiert und würde entsprechende Räume einbauen. Er verlangt dafür aber zwei zusätzliche Geschosse, und die will die Stadt offenbar nicht genehmigen. 

Möglich wäre auch, an die Münsterstraße zu gehen, wo derzeit noch das Junge Schauspiel sitzt, das aber 2025 an den Hauptbahnhof zieht. Das Gebäude hat passende Räume inklusive eines Saals mit 300 Sitzen. Dort könnte sich Heinersdorff eine Kooperation mit anderen Mietern vorstellen. Aber auch für diesen Standort kommt von der Stadt kein grünes Licht. Der Intendant, Autor und Schauspieler („Die Camper“) schließt daher nicht aus, seine Adresse in Düsseldorf komplett aufzugeben und damit das Boulevard-Theater-Angebot verschwinden zu lassen. Da er noch vier weitere Häuser in Köln, Bielefeld, München und Neuwied entweder allein oder mit Partnern bespielt, sei er gut ausgelastet und auf Düsseldorf nicht angewiesen, sagt Heinersdorff. Dass er aber an der Stadt besonders hängt, ist sicher. Schließlich ist er Düsseldorfer, die Familie hier seit Jahrzehnten mit dem Kulturbetrieb eng verbunden. 

Dass man dem Theater nur einen derart kurzen Vertrag anbietet, passt zu den Gerüchten, nach denen den Schadow Arkaden grundlegende Umbauten bevorstehen. Im Obergeschoss funktioniert das Konzept dieser Art des Einzelhandels schon lange nicht mehr, im Erdgeschoss stehen seit Monaten mindestens vier Läden leer. Womöglich sogar mehr – durch geschickte Gestaltung der Schaufenster ist nur schwer erkennbar, wo Quadratmeter brachliegen. 

Dass sich keine neuen Mieter finden, wäre angesichts solcher Pläne nachvollziehbar. Niemand investiert in einen Standort, der demnächst zur Baustelle wird. Offenbar macht die Versicherung Alte Leipziger, der ein Teil des Objekts in Richtung Schadowplatz gehört, Druck und will modernisieren. In welchem Umfang, ist nicht absehbar. 

Zuletzt war aufgefallen, dass sogar die Toiletten im Obergeschoss geschlossen wurden. Der Wirtschaftsclub Düsseldorf, der auf mehreren hundert Quadratmetern im vierten Stock des Gebäudes sitzt, dürfte ebenfalls bald verschwinden. Sein Vertrag läuft mit dem Jahr 2024 aus. Neue Interessenten an der Fläche, die es tatsächlich gibt, wurden keineswegs begrüßt, sondern eher kühl darüber informiert, man sei an einer Vermietung nicht zwingend interessiert, da man größere Renovierungen plane.

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