Präsent und penetrant: Die Düsseldorfer Beauty-Boys

Kennen Sie Oer-Erkenschwick? Nein? Nun, dann gehören Sie vermutlich zu einer Mehrheit in diesem Land. Der kleine Ort in Westfalen ist nicht gerade eine Metropole. Und wenn man böse wäre, könnte man ihn als Provinz bezeichnen. Doch womöglich wird er in die Annalen der Medizin-Historie eingehen, weil sich von dort aus zwei junge Ärzte auf den Weg machten, das Antlitz der Menschheit ansehnlicher zu machen.
Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Die beiden Mediziner Henrik Heüveldop und Dominik Bettray haben sich tatsächlich auf ein Gebiet spezialisiert, das sich an einer optimierten Optik von Stirn, Nase, Kinn orientiert. Schönheits-Chirurgie heißt es, und schon bei der Namensgebung geht der Streit los. Denn die Bezeichnung „Ärzte für ästhetische Medizin“, den die beiden nutzen, ist im Grunde nicht rechtens.
Bei diesem Titel handelt es sich um eine Fantasiebezeichnung. Als eigenständiges Fachgebiet in der Medizin gibt es „ästhetische Medizin“ nicht, Rick und Nick verfügen auch nicht über eine richtige Facharztausbildung. Laut dem Oberlandesgericht Bochum sei insbesondere der Begriff „Arzt“ in diesem Fall irreführend und erkannte den beiden diesen Titel daher ab. Seitdem bezeichnen sie sich auf ihrer Website als „Experte[n] auf dem Gebiet der ästhetischen Medizin“.
Oer-Erkenschwick
Zurück zu den Anfängen in Oer-Erkenschwick. Dort hat das Duo begonnen, aber auch schnell bemerkt, dass man in den nicht gerade prickelnden Gegenden zwischen Recklinghausen und Datteln mit dem Thema Schönheit keinen (Blumen-)Pott gewinnen kann. Was man schon am eher holprig klingenden Namen der Stadt sieht.
Die beiden verließen das nördliche Ruhrgebiet und nahmen die nächstgelegene Metropole ins Visier: Düsseldorf. Hier ist der Schein bei einigen nicht nur ausschlaggebend für das Sein, sondern auch sonst sehr wichtig zu nehmen. Die beiden sind inzwischen an feiner Adresse in der Innenstadt sesshaft und locken eine oft krummnasige oder sonstwie vermeintlich entstellte Kundschaft an, der eine Korrektur nicht idealer Optik viel Geld wert ist.
Und wer sind die beiden? Sicher ist: Es sind Ärzte. Beide haben Medizin studiert. Der eine (Dr. Rick) in Budapest, ohne Dissertation. Daher darf er sich in Deutschland lediglich dr. med – exakt in dieser Schreibweise – nennen. Der andere hat die Uni in Erlangen abgeschlossen, ist also ein Dr. med. Das kleine womöglich irritierende Problem mit der Schreibweise umgeht man übrigens, irgendwie passend, mit einer geschickten optischen Korrektur: Beide Titel werden stets in Großbuchstaben geschrieben, also DR. Damit ist der Juristerei Genüge getan.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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