“In 95 Prozent der Fälle ist der Mensch das Problem”

Alle lieben Katzen. Aber sind sie wirklich so einzelgängerisch, wie viele Menschen meinen? Nein, sagt die Düsseldorferin Miriam Kuhl. Als Katzenpsychologin ist sie Expertin für verhaltensauffällige Samtpfoten. Und davon gibt es offenbar eine Menge
Von Frank Lorentz (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 6. November 2025
Katzenpsychologin Miriam Kuhl aus Düsseldorf
Miriam Kuhl ist Katzenhotelchefin in Lohausen – und Katzenpsychologin.

Vor wenigen Tagen rief eine verzweifelte Katzenhalterin bei Miriam Kuhl an. Ihre Katze habe regelrecht Jagd auf sie gemacht, ihr die Ferse blutig gebissen, klagte die Frau. Miriam Kuhl machte sich direkt auf den Weg, im Stil einer Notärztin.

Vor Ort, in der Wohnung der Frau, erkannte sie: Aha, Scottish Fold. Faltohrkatze. Sehr beliebt, unter anderem bei Popstars wie Taylor Swift und Ed Sheeran. Sieht ja auch niedlich aus mit diesen abgeknickten Ohren. Allerdings muss man schwer im Genpool herumwüten, damit solche Lauscher zur Welt kommen. Mit anderen Worten: Ein Fall von Qualzucht – Faltohrkatzen leiden unter Knorpelschäden und lebenslangen Schmerzen. „Da sind dann auch mir Grenzen gesetzt”, konstatiert Kuhl, die die Katze zunächst zu einer Tierärztin brachte, welche Schmerzmittel verabreichte. Anschließend quartierte sie das Tier in ihrem Katzenhotel ein – Tapetenwechsel. „Die Katze war zu viel alleine. Ich musste ihr die Langeweile nehmen.” Auf die Couch legen und befragen geht schlecht, so was funktioniert nur mit Menschen, und auch da nicht immer.

Miriam Kuhl, 51 Jahre, ist Katzenhotelchefin in Lohausen – und Katzenpsychologin. Die letztgenannte Bezeichnung ist nicht rechtlich geschützt. Jeder darf sich so nennen. So wie sich jeder, der möchte, Journalist oder Influencerin nennen darf. Im Unterschied zu Influencerinnen gibt es nur wenige Katzenpsychologinnen. Bei Pferden und Hunden ist es heutzutage üblich, tierpsychologische Hilfe zu Rate zu ziehen oder gar das Tier in eine Therapie zu schicken, wenn es aggressive Ausfälle oder Essstörungen hat. Wenn es apathisch wirkt oder sich nicht mehr putzt. Wenn das Fell auf einmal struppig ist und die Haut schuppig. Bei Katzen dagegen ist es noch selten. Sie laufen offenbar so mit.

Dabei ist die Katze das Haustier Nummer eins in Deutschland. Statistiken zufolge gibt es bundesweit 16 Millionen Samtpfoten, sie stromern durch vier von zehn Haushalten. Die Düsseldorfer Katzenpopulation ist schätzungsweise 150.000 Tiere groß. Früher galten Katzen beziehungsweise Tiere ganz allgemein als minderkomplex, rechtlich im Rang von Sachen stehend.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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