Ilna_Ewers-Wunderwald_1904
Ilna Ewers-Wunderwald 1904 auf der Insel Capri. Foto: Heinrich-Heine-Institut, Rheinisches Literaturarchiv

Hommage an Düsseldorfs erste Rebellin

Die Stadt ehrt die Künstlerin Ilna Ewers-Wunderwald 2025 mehrfach. Doch wer war sie und wo hat sie hier gelebt, wenn sie nicht gerade auf Weltreise war? Eine Tour auf ihren Spuren: Stadtmitte, Oberkassel, Pempelfort – mit einem Finale an der kürzlich nach ihr benannten Straße in Flingern.
Veröffentlicht am 6. Juni 2025

Mein bester Freund P. ist verliebt. Schon seit Jahren. In eine andere. Also eine andere als die, mit der er verheiratet ist. Kein Drama. Denn zum einen muss man „verliebt“ in Anführungsstriche setzen. Und zum anderen findet P.s Partnerin die „andere“ ebenfalls ziemlich apart. Die „andere“ – das ist die Jugendstil-Künstlerin Ilna Ewers-Wunderwald. Geboren in Düsseldorf am 7. Mai 1875. Vor wenigen Wochen jährte sich ihr Geburtstag zum 150. Mal, gewürdigt unter anderem durch einen Vortragsabend im Heine-Institut.

P. und seine Frau würdigen Ilna schon länger: im Flur ihrer Wohnung, durch ein auf Leinwand gezogenes Schwarzweiß-Foto aus dem Jahr 1904. Entstanden auf Capri, der italienischen Insel, die ihr mehrere Jahre als Lebensmittelpunkt diente. Als Teil einer Künstler- und Nudisten-Kolonie – Experimente mit halluzinogenen Drogen inklusive.

Auf dem Foto sitzt, nein thront die 29-jährige Ilna Ewers-Wunderwald am Rande eines Tisches. Der Oberkörper gestreckt, die Hüfte sanft angelehnt. Elegant, aber auch irgendwie lässig. Das Gesicht blass, wie aus Porzellan gegossen, fast maskenhaft ruhig. Ihr Haar, lang und gewellt, fließt über die Schultern. Ein Stirnband verleiht ihr einen Hauch von Mystik. Man versteht sofort, warum sie seit ihrer Wiederentdeckung Ende der 2010er in der Presse als „Jugendstil-Hippie“ bezeichnet wird.

Ilna trägt ein selbst designtes, schulterfreies Kleid, gehalten von einer Perlenschnur, verziert mit floralen Mustern, die an mittelalterliche Tapisserien erinnern. Die langen Ärmel umhüllen ihre Arme, ab der Hüfte fällt der Stoff in weichen Falten zu Boden, wo er sich zu ihren Füßen ausbreitet. In den Händen hält sie einen Dolch. Eine symbolische Referenz an Frauenfiguren wie Salomé oder Judith, wie P. Besuchern der Wohnung gerne erklärt. Ilna nehme die Motive auf, breche sie aber auch, spiele mit der Assoziation von Macht und Selbstbestimmung. Eine symbolische Selbstermächtigung. Das habe ihm sein Schwager erklärt, der habe irgendwas mit „Kunst“ und „Geschichte“ studiert. Und dann mit ironisch hochgezogener Augenbraue und seinem typischen P.-Grinsen: Er selbst habe als überaus einfach gestrickter Werbetexter von so was ja keine Ahnung, sehe immer nur die Oberfläche. Und immerhin – auch die sei bei Ilna so schön wie faszinierend …

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