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Robert Gonnella
Raging-Rob-Sänger Robert Gonnella (rechts) und "Papidoux"-Chef Rocco Melzer

Düsseldorfs Metaller, die Ronsdorfer Straße und das „Papidoux“

An der Liefergasse treffen sich seit Jahrzehnten die Fans von harter bis schneller Gitarrenmusik. „Raging Rob“-Sänger Robert Gonnella und „Papidoux“-Chef Rocco Melzer haben unserem Autor die Heavy-Metal-Geschichte der Stadt erzählt.

Von Sebastian Brück (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 18. Januar 2024

Donnerstag, kurz nach 18 Uhr im Papidoux. Im Fokus: eine mit dunkelrotem Leder bezogene Bank vor der ebenfalls roten Theke, flankiert von einem Vintage-Spiegel mit der Aufschrift „Tuborg Beer“. Darunter, an der Wand, klebt ein kleiner Fortuna-Aufkleber: „1895“. Lemmy Kilmister soll sich bevorzugt an eben dieser Stelle niedergelassen haben – für die Absacker-Drinks nach seinen Live-Konzerten in der Philipshalle. Überhaupt gleicht das rustikale Altstadtlokal an der Liefergasse einem Wallfahrtsort für die Fans des 2015 verstorbenen Motörhead-Sängers. Mehrere Poster mit dem Konterfei des „Godfather of Metal“ zieren die Wand, eines ist eingerahmt von blau illuminierten Jack-Daniels-Flaschen. Nicht ohne Grund, wie Papidoux-Chef Rocco Melzer (46) erzählt: „Lemmy hat natürlich auch bei uns immer sein Lieblingsgetränk bestellt – Jacky Coke.“

An diesem Abend sitzt Robert Gonnella (56) auf der roten Lederbank. Aufgewachsen in Golzheim hat er als Sänger der Düsseldorfer Thrash-Metal-Band Assassin Fans in aller Welt gehabt. Seine persönliche „Metal-Geschichte“ ist automatisch auch die „Metal-Geschichte“ der Stadt Düsseldorf – und ein wenig die des Ruhrgebiets. Weil in der Region „alle“ vernetzt sind, man sich als „Metaller“ früher oder später über den Weg läuft.

„Ich habe zwei ältere Schwestern, und die haben Police und Abba gehört“, erzählt er. „1980 hat mir ein Kumpel AC/DC vorgespielt. Meine Schwestern fanden die Gruppe scheiße, ich fand sie geil.“ Die Folge: Gonnella ist angefixt, entdeckt peu à peu die Stars des Genres: Iron Maiden – und natürlich auch Motörhead.

Für den nun folgenden Weg zur eigenen Band spielen die Düsseldorfer Lokalmatadoren von Warlock eine entscheidende Rolle. 1983, als Robert Gonnella immer mehr den Metal für sich entdeckt, probt die frisch gegründete Formation um die 18-jährige Sängerin Doro Pesch an der Ronsdorfer Straße 77 für Konzerte und das erste Album. In den Kellerräumen einer ehemaligen Backfabrik trifft sich die lokale Bandszene. Und die Metal-Fans, damals „Heavys“ genannt, vertreiben sich in und vor den Proberäumen die Zeit. Eine so kreative wie familiäre Atmosphäre. „In dem Umfeld habe ich sehr schnell all die Leute in der Stadt kennengelernt, die auf die gleiche Musik wie ich abfuhren.“

Im Juli des gleichen Jahres erscheint das Debüt von Metallica: „Kill ‘em all“. Heute gilt das Werk als erstes Thrash-Metal-Album überhaupt. Für Gonnella war es die zündende Inspiration: „Noch härter, noch schneller – das war genau die Musik, die wir wollten damals.“ Inspiriert von weiteren amerikanischen Thrash-Metal-Bands wie Slayer und Exodus beschließen er und seine Freunde etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. „Die anderen haben Instrumente gekauft – und gelernt, die zu spielen.“ Weil Robert Gonnella auf die Internationale Schule in Kaiserswerth geht, wird er als Sänger auserkoren: „Ich konnte am besten Englisch, wobei ich mich selbst gerne als Shouter bezeichne, weil ich ja im ursprünglichen Sinne kein großer Sänger bin.“

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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