
Düsseldorfs berühmtestes Gemälde hängt in New York
1851 malte Emanuel Leutze in Düsseldorf ein Gemälde, das heute als nationale Ikone der USA gilt: „Washington Crossing the Delaware“. Unser Autor hat das Kunstwerk im Metropolitan Museum of Art besucht. Das behauptet er zumindest …
Vor ein paar Stunden sind wir in New York gelandet, und nun sitzen mein bester Freund P. und ich auf einer Bank schräg vor dem Gemälde, das in den USA jedes Kind kennt und jeder Erwachsene sowieso. Es hängt im Metropolitan Museum of Art, heißt „Washington Crossing the Delaware“ und misst monumentale 3,8 mal 6,5 Meter, eingefasst von einem goldfarbenen Rahmen. Zu sehen ist, wie General George Washington 1776 im Morgengrauen mit seinen Männern den Fluss Delaware überquert. Die durch Eisschollen erschwerte Truppenverlegung an den Weihnachtstagen ist der Beginn eines Überraschungsangriffs gegen die zahlenmäßig überlegenen britischen Kolonialherren, der in der Schlacht von Trenton siegreich endet. Eine Sternstunde der US-Geschichte – mit weitreichenden Folgen: 13 Jahre später wird George Washington zum ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Neben dem aufrechtstehenden und Zielstrebigkeit ausstrahlenden General repräsentieren die anderen Männer im Boot das multi-ethnische Amerika. Wir sehen einen Mann mit Schottenmütze, einen Afroamerikaner, zwei Farmer, einen Gewehrschützen aus dem Westen des Landes und einen indigenen Ureinwohner. Bei dem Mann, der neben Washington die Landesflagge hochhält, handelt es sich – so erklärt uns der Audio-Guide – um Lieutenant James Monroe, ab 1817 der fünfte Präsident der USA.
Kurzum: Dieses Gemälde ist eine Ikone, es ist der Inbegriff der „Idee“, die den Vereinigten Staaten zugrunde liegt, eine künstlerische Interpretation des Strebens nach Eigentum, Glück und persönlicher Freiheit.
Wir schweigen, sind eingenommen von Kraft und Symbolik der Szene.
Irgendwann sage ich: „Kaum zu glauben, dass das berühmteste Bild der USA einst in Düsseldorf gemalt worden ist.“
Mein bester Freund P. ergänzt: „Und dass die meisten Düsseldorfer nichts davon wissen. Das hier ist ja quasi die amerikanische Mona Lisa – also vom Bekanntheitsgrad her.“
Ich muss zugeben: Bevor P. mir davon erzählte, war auch mir die Düsseldorf-Vergangenheit des Bildes nicht geläufig. Eindruck nach der ersten Online-Recherche: Das „Washington überquert den Delaware“-Vermächtnis, über das unter anderem die „Zeit“ und die „Welt“ in den vergangenen Jahren groß berichteten, wird von und in der Stadt zwar nicht verschwiegen, aber auch nicht gerade promotet.
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