Düsseldorfer Dorfdiscos außerhalb von Düsseldorf
Partytourismus in den 1990ern: Meist waren die benachbarten Großstädte das Ziel – manchmal aber auch das Remix in Ratingen oder das E-Dry in Geldern. Erinnerungen an eine Polaroid-Jugend.

Es ist Wochenende. Wir: vollbesetzter Wagen, von den Eltern geliehen. Fahrtzeit: 30 bis 60 Minuten. Route: raus aus der Stadt, über die Autobahn, über die Landstraße. Lange Alleen, Felder, einsame Häuser, einsame Ampeln, Ortseingang- und Ortsausgangschilder. Es gibt noch keine Navis, dafür den Stadtatlas Rhein-Ruhr, aber den hat keiner dabei. Wo abbiegen? Welche Kreuzung? Ach ja, da vorne, da geht´s lang. Nein, doch nicht. Wenden, nächster Versuch. Mist, wir hätten das vorher aufschreiben sollen. Immerhin: Spätestens beim dritten Mal kennen wir den Weg.
Ritual: Vorher an einer Tankstelle halten. Vorfreude: Was heute wohl passiert? Oder nicht passiert? Vorglühen: Erst mal eine Zigarette, ein Bier, ein Red Bull, ein Joint. Der Fahrer: bleibt nüchtern, sicher ist sicher. Wobei, komm, was soll´s: Eine Dose ist erlaubt, die Nacht ist jung.
Erst mal die Lage checken: Da vorne stehen noch andere, die wollen sicher auch dahin, wo wir hinwollen. Blick aufs Autokennzeichen. Ach, schau an, ganz schön lange Anfahrt. Warum sind die hier? Die haben doch gute Läden in ihrer eigenen Stadt. Wobei: Haben wir ja auch.
Am Ziel angekommen: Parkplatz suchen, am Straßenrand oder am Feldweg oder auf einem staubigen Areal mit Schlaglöchern und potenziellen Pfützen. Es regnet? Aufpassen, sich nicht das Outfit versauen. Manchmal: keine Parkplatzsuche nötig, alles asphaltiert, sogar Parkwächter mit gelben Neon-Westen und Taschenlampen vor Ort, um uns einzuweisen. Im Hintergrund: schon die Musik zu hören.
Als nächstes: anstellen, denn natürlich ist da eine Schlange vor dem Eingang. Türsteher: Gucken meistens böse – oder cool. Egal, rein kommt so gut wie jeder. In einer Jungsgruppe unterwegs? Dann doch lieber aufteilen. Und: Die Verzehrkarte auf keinen Fall verlieren, sonst wird die Nacht teuer.
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