Die ganze Welt auf dem Tisch (Teil 1): Lateinamerika

Die neue Kolumne von Karina Rodriguez ist randvoll mit guten Tipps: zu lateinamerikanischen Supermärkten und Restaurants, für den Kauf von Ananas, Limetten und Avocados - und für die Zubereitung der sehr gesunden Chicha Morada.
Veröffentlicht am 24. August 2022
Hola Mundo Düsseldorf
Ingrid Delgado (links), Karen Lunabiuti und Mehrdad Adjelleh im "Hola Mundo" an der Kölner Straße. Foto: Andreas Endermann

„Mama schau! Trauben aus Peru!“, hörte ich ein Mädchen eines Nachmittags im Dezember 2014 in einem Supermarkt laut sagen. Skeptisch über das, was ich gehört hatte, wollte ich sofort überprüfen, ob das, was das Mädchen sagte, wahr war. Am Obststand angekommen, sah ich sie, diese leckeren oder sonnengebräunten Trauben (wie ich sie nenne, wegen der Karamellfarbe, die einige von ihnen haben), die meine Sommer in meiner Heimatstadt Lima erfrischten.

Als ob es sich um ein wunderschönes Kunstwerk handelte, blieb ich eine ganze Weile stehen und betrachtete diese Trauben. Ich konnte es einfach nicht glauben. Trauben aus Peru in Düsseldorf? Unglaublich! Vor zwei Monaten war ich in dieser Stadt angekommen, und diese Trauben im Winter zu essen, war ein Geschenk.

Wieder zu Hause angekommen (natürlich mit mehreren Traubenpackungen), packte ich Gemüse und Obst aus, das ich gekauft hatte, und war überrascht, dass ich nicht nur Trauben aus Peru, sondern auch Tomaten aus Holland, Zwiebeln aus Neuseeland, Knoblauch aus China, Kartoffeln aus Israel, Bananen aus Ecuador, Äpfel aus Frankreich und Orangen aus Spanien gekauft hatte. „Die ganze Welt liegt auf unserem Tisch“, sagte ich aufgeregt zu meinem Mann.

Diese Früchte und Gemüse aus allen Kontinenten auf meinem Tisch liegen zu sehen, war für mich etwas völlig Neues. In Peru ist der Import von Obst und Gemüse etwas, das sehr selten vorkommt, es sei denn, durch eine Naturkatastrophe oder einen Streik sind die Straßen im Land blockiert.

Seit damals sind viele Jahre vergangen und auf meinen Streifzügen, die ich mache, um Informationen für meine Kolumnen zu sammeln, wie zum Beispiel über japanisches und chinesisches Essen in Düsseldorf, habe ich festgestellt, dass es nicht nur in hiesigen Supermärkten Produkte aus aller Welt gibt. In der Stadt gibt es auch Geschäfte und kleine Märkte aus verschiedenen Ländern, durch die man Zugang zu einer neuen „Welt der Geschmacksrichtungen“ hat.

Da eine einzige Kolumne zu lang würde, um dieses Thema abzudecken, habe ich mich entschieden, hier erst einmal damit zu beginnen, Ihnen von zwei Geschäften in Düsseldorf zu berichten, in denen Sie Produkte aus Lateinamerika kaufen können. Darüber hinaus gebe ich Ihnen einige Tipps, wie Sie mit drei Früchten aus Mittel-und Südamerika einen guten Kauf machen. Damit Sie mit diesen Tipps etwas anfangen können, gebe ich Ihnen weiter unten auch ein Rezept meiner Mutter für ein sehr typisches Erfrischungsgetränk, den „Chicha Morada“. Dessen Hauptzutat ist der „Lila Mais“,  ein uraltes und gesundes Produkt aus Peru.

Hola Mundo: In Erinnerungen schwelgen
Meine Freude war riesengroß, als ich vor sechs Jahren zum ersten Mal diesen Laden betrat. Es war wie eine Zeitreise. In diesem Moment kamen viele Erinnerungen an meine Stadt und mein Heimatland in mir hoch. Ich erinnerte mich an die Speisen und Desserts, die meine Mutter zu Hause zubereitete, und an die Erfrischungsgetränke und Süßigkeiten, die ich als Kind in der „Bodega de la esquina“ (so nennt man in meiner Heimatstadt die Tante-Emma-Läden, die man früher dort an jeder Straßenecke fand) gekauft habe. Für diejenigen, die nicht hier geboren sind, ist die Erfahrung, in diesem Geschäft einzukaufen, wie nach Hause zu kommen.

Zehn Jahre gibt es „Hola Mundo“ jetzt schon an der Kölner Straße 45 unter der Leitung von Señora Mercedes, einer Peruanerin, die in der Stadt Trujillo im Norden des Landes geboren wurde. Dieser Laden ist nicht nur ein Treffpunkt für die lateinamerikanische Gemeinde in Düsseldorf, sondern auch für Düsseldorfer Liebhaber lateinamerikanischer Geschmacksrichtungen und Produkte.

Was es dort zu kaufen gibt? Alkoholische und andere Getränke, Getreide, Bohnen, Gewürze und Chilis, Konserven, Mehl-Produkte, Soßen/Pasten, Süßwaren/Snacks, Tiefkühlkost (Mais, Chilis, Tortillas, und Fruchtkonzentrate) und Esoterische (Genau so steht es in der Liste der verkauften Waren) Produkte. All diese Waren kommen hauptsächlich aus Peru, Mexiko, Kolumbien, Ecuador, Venezuela und Argentinien.

Wenn Sie Gerichte oder Getränke aus Peru zubereiten möchten (insbesondere, wenn Sie hoffentlich das von mir empfohlene Buch über peruanisches Essen* gelesen haben), sind Sie dort am richtigen Ort, um die Zutaten zu erhalten. Dort finden Sie auch den lila Mais, den Sie für die Zubereitung der „Chicha Morada“ brauchen.

Da viele Latinos in diesen Laden kommen, können Sie dort Rezepte auszutauschen oder nach Rezepten fragen, und dabei Spanisch üben. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Ich bin zwar nicht deshalb dorthin gegangen, aber bei meinem letzten Besuch habe ich viel von einem jungen Mexikaner gelernt, der mir die Geschmacksrichtungen und Verwendungen der verschiedenen scharfen mexikanischen Saucen erklärt hat, die der Laden anbietet.

Und da ich gerade bei mexikanischen Produkten bin: Ich habe da einige Nachos zusammen mit einer Guacamole gegessen. Wenn Sie auf Diät sind, empfehle ich Ihnen eher nicht, die Maistortillachips zu kaufen, da diese so lecker sind, dass Sie nicht aufhören werden, bevor die Packung leer ist. Für mich sind das die besten Nachos, die ich in Düsseldorf gefunden habe.

Mercado Tropical: Spezialitäten aus Lateinamerika
Ich habe diesen Laden im Juni dieses Jahres zum ersten Mal besucht. Eine Vitrine mit den Farben der brasilianischen Fahne und ein Tisch mit verschiedenen Produkten aus Lateinamerika begrüßen Sie in diesem farbenfrohen Laden, der seit sechs Jahren in der Stadt ist und dessen Eigentümer aus Brasilien stammt.

In diesem Laden finden Sie eine Vielzahl von Produkten hauptsächlich aus Brasilien, Mexiko, Kolumbien, Venezuela, Peru, der Dominikanischen Republik, Ecuador, Paraguay, Argentinien und Kuba. Dort habe ich kurioserweise noch eine Seife aus Brasilien gefunden, die in meiner Heimatstadt, als ich ein Kind war, sehr beliebt war. Was für eine Entdeckung!

Etwas, das mir in diesem Laden auch auffiel, ist, die Vielfalt an nicht-alkoholischen und alkoholischen Getränken. Wenn Sie typische Getränke aus Lateinamerika zubereiten möchten wie eine Caipirinha aus Brasilien, einen Mojito aus Kuba, eine Margarita aus Mexiko, einen Pisco Sour aus Peru oder einfach ein Agua Ardiente aus Kolumbien – in diesem Geschäft finden Sie die besten Marken, um diese typischen Getränke bequem zu Hause zuzubereiten.

Tipps, wie und wann man Ananas, Limetten und Avocados kauft

Ananas aus Costa Rica, Limetten aus Kolumbien und Avocados aus Peru. Das sind die Früchte, die wir in Düsseldorf normalerweise kaufen können, wobei wir aber oft nicht wissen, ob das ein guter Kauf ist. Ich versuche, Ihnen da ein wenig zu helfen.

Die Ananas. Wie weiß man, ob sie reif ist? 1. Riechen Sie an der ganzen Frucht, aber hauptsächlich unten an der Ananas. Wenn eine Ananas reif ist, riecht sie süß. 2. Achten Sie auf die Farbe der Frucht. Die Farbe einer reifen Ananas ist gelblich. Eine überwiegend grüne Ananas ist noch nicht reif. 3. Die Frucht drücken. Wenn sich die Ananas beim Drücken weich anfühlt, ist dies ebenfalls ein Zeichen dafür, dass sie reif ist. 4. Und zum Schluss den Blatttest machen. Wenn sich die Blätter der Ananas beim Ziehen am Strunk leicht lösen, ist dies ein Zeichen, dass sie reif ist.

Die Limetten. Um zu wissen, ob diese saftig und nicht trocken sind, sollten Sie sich die Textur, die Farbe und den die Farbton der Schale ansehen: Eine saftige Limette hat nicht das raue Aussehen einer Zitrone, sondern sie ist glatt und gibt bei Druck leicht nach. Die Farbe ist hellgrün und nicht dunkelgrün. Zusätzlich hat die Schale einen leichten Glanz.

Die Avocados. In einer früheren Kolumne über meine erste Erfahrung in der Sauna, habe ich darüber schon einmal etwas geschrieben. Es geht ganz einfach. Wickeln Sie die zu harte Avocado für ein paar Tage in Zeitungspapier. Die leichte Ausgasung der Druckerschwärze wirkt Wunder. Überprüfen Sie danach, ob sich die Avocado weich anfühlt und ob sich der kleine Strunk der Avocado (das „Hütchen“) leicht lösen lässt. Danach ist sie essfertig.

Das Rezept für eine Chicha Morada

Chicha Morada wurde schon von den Inkas zu Feierlichkeiten getrunken. Damals wurde das Getränk vergoren, um einen guten Geschmack zu bekommen, daher der Name „Chicha“. Mit der Ankunft der Spanier in Peru hörte die Gärung auf und es wurden Zutaten wie Ananas, Zimt, Gewürznelken und Äpfel hinzugefügt. Und obwohl der Name „Chicha“ geblieben ist, ist es heute ein gesundes Getränk für jede Gelegenheit.

Zutaten
½ Kilo Lila Mais, ½ Ananas mit der Schale, 2 Limetten, ½ Zimtstange in Stücke gebrochen, 4 Gewürznelken, Zucker nach Belieben oder eine halbe Kugel Rohzucker (Panela), den Sie in beiden Läden kaufen können, die ich hier vorgestellt habe.

Zubereitung
1. Brechen Sie den lila Mais in zwei Stücke und entkernen Sie ihn (der Mais sollte sich vor dem Waschen trocken und nicht nass anfühlen). Die entkernte Maisspindel sollte im Inneren violett sein. Dies gibt dem Getränk die Farbe. Dann den Mais und die Maisspindel waschen. 2. Ananas gut waschen, schälen und dann halbieren. Behalten Sie die Schale. 3. In einen Topf mit Deckel vier Liter Wasser geben, die lila Maiskörner, die Maisspindeln, die beiden Ananashälften nebst Ananasschalen, die Gewürznelken und die Zimtstücke hinzufügen. 4. Alle Zutaten 45 Minuten kochen lassen. 5. Den Topf vom Herd nehmen und eine halbe Stunde abkühlen lassen. 6. Zutaten abseihen. 7. Gießen Sie die Flüssigkeit in einen Krug. Wenn Sie möchten, können Sie kleine Stücke der bereits gekochten Ananas hinzufügen. 8. Fügen Sie für jeweils zwei Liter des Getränks den Saft einer Zitrone hinzu. 9. Nach Belieben süßen. Wenn Sie Rohzucker verwenden, schlage ich vor, dass Sie diesen in kleine Stücke schneiden und probieren, bis Sie den süßen Geschmack erhalten, den Sie mögen. 10. Servieren Sie das Getränk kalt.

Restauranttipps
Sie sind sich immer noch nicht sicher, ob Sie die Chicha Morada, die Guacamole (als Vorspeise) und die anderen von mir vorgeschlagenen Getränke zubereiten sollen? Möchten Sie den Geschmack erst einmal probieren, bevor Sie zu Hause an die Zubereitung gehen? Kein Problem; hier sind vier Orte in der Stadt, wo Sie diese lateinamerikanischen Aromen erst einmal probieren können.

1. Limas Restobar, Münsterstraße 242. Dort gibt es Inka Kola, Chicha Morada, peruanisches Bier und Pisco Sour.

2. La Isla de Cuba, Bolkerstraße 24. In der Cocktailbar bekommen Sie unter anderem Mojito, Cuba libre und Piña Colada.

3. Casita Mexicana, Bilker Allee 128/Beuthstraße 1/Hunsrückenstraße 15. Dort werden Chips & Guacamole, mexikanisches Bier, Tequila und Margarita serviert.

4. Lunitas, Ulmenstraße 18. Auf der Speisekarte stehen Empanadas, kolumbianisches Bier, Aguardiente (Anisschnaps) und Agua de Panela (natürlicher Rohrzucker mit Zitrone).

Adressen und Öffnungszeiten

Hola Mundo, Kölner Straße 45, Telefon 0211 41668484, Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag, 13 bis 19 Uhr

Mercado Tropical, Münsterstraße 7, Telefon 0211 436338738, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 15 bis 19 Uhr, Samstag, 10 bis 16 Uhr, Website: mercadotropical.de

Bücher

Gaston Acurio: „Peru: das Kochbuch“, 2016.

Thomasina Miers: „Cantina Mexicana. Originelle Rezepte für zu Hause“, 2015.

Scott Myers und Gabriele Gugetzer. „Rezepte aus Mexico“, Umschau Verlag, 2012


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