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Der „Komplize“ des Sonnenuntergangs

Stephan Schall alias „Schalli“ war Stamm-DJ im Beachclub „Monkey‘s Island“ im Düsseldorfer Medienhafen. Unser Autor traf ihn 20 Jahre nach der Eröffnung am ehemals schönsten Arbeitsplatz der Stadt. Als Bonus gibt es eine Affeninsel-Top-10 und Strandbar-Tipps für die Niederlande.

Veröffentlicht am 21. September 2023
DJ Schalli
DJ Schalli an der Hafenspitze, wo er von 2003 bis 2006 im "Monkey´s Island" auflegte. Foto: Andreas Endermann.

Der Song, den man jetzt beim Lesen im Hintergrund laufen lassen könnte, heißt „Moments in Love“ von Art of Noise. Warum? Dazu kommen wir noch. Der Protagonist des Textes heißt Stephan Schall, 57, auch bekannt als „DJ Schalli“ und (für Insider) „Schallmeister“.

Es ist Freitagmittag, und Schall ist für den Interview-Termin aus Oberkassel über die Kniebrücke geradelt. Trägt kurze Hose, Adidas-Sneakers, ein „Made in Florence“-Shirt und eine blau-weiße Kappe von North Sails. Wir sitzen auf einer Stufe am Hyatt Regency Hotel. Vor uns öffnet sich der Panoramablick auf City, Fluss und Medienhafen: die Fußgängerbrücke über der Hafeneinfahrt, die Gehry-Bauten, der Rheinturm. „Das war damals vermutlich der schönste und bestgelegene Arbeitsplatz der Stadt“, sagt Schall und zeigt auf die untere Ebene der Landzunge, wo zwei einsame Pflanzenkübel stehen und sonst alles aus Beton ist, sogar die Sitzbänke. Von 2003 bis 2006 war die Hafenspitze an der Speditionsstraße komplett mit feinem Sand bedeckt, hier und da von Bäumen beschattet. Über 5000 Quadratmeter mit drei Strandbars, einem Biergarten, dutzenden Strandkörben, Rattanmöbeln, Sonnenschirmen, einem Beachvolleyball-Feld und dem Edel-Restaurant im ehemaligen Feuerwehrhaus. Dazwischen: der „Mais-Garten“ von Pflanzenkünstlerin Tita von Giese, die Affenskulpturen von Jörg Immendorff und ganz vorne, exponiert: das DJ-Pult.

Die Rede ist von „Monkey‘s Island“, dem ersten urbanen Beachclub Deutschlands, von dem nicht nur viele Düsseldorfer bis heute sagen, er sei der schönste seiner Art gewesen. Dass Stephan Schall von Anfang an mit von der Partie gewesen ist – das hängt nicht zuletzt mit dem erwähnten Art-of-Noise-Song zusammen, den nur wenige beim Namen, aber viele vom Hören kennen.

Schalls Vorgeschichte, von der ich nun erfahre, geht so: Der gebürtige Viersener hat mit fünf Jahren angefangen, Feldhockey zu spielen – als Torwart, wie sein Großvater. Neben Schule und Studium spielt er in der ersten und zweiten Bundesliga in Krefeld, Essen und Düsseldorf. Höhepunkt 1994: ein Europapokalsieg mit Uhlenhorst Mülheim. Musikbegeistert ist er ohnehin, doch erst, nachdem er mit Ende Zwanzig durch eine Verletzung die Sportkarriere beenden muss, kann er das vertiefen. 1995 besucht er zum ersten Mal das „Café del Mar“ auf Ibiza – jenes Lokal an der Strandpromenade von Sant Antoni, wo der Sonnenuntergang mit Lounge- und Chillout-Sounds zelebriert wird wie nirgendwo sonst. „Dort habe ich José Padilla auflegen sehen, den Macher der Café-del-Mar-Compilations“, erzählt Schall. „Den Abend habe ich bis heute nicht vergessen, und als Padilla Moments in Love spielte, war ich total gerührt, weil das einfach perfekt zur Atmosphäre passte.“ Er nimmt nicht nur einen neuen Lieblingssong mit nach Hause, sondern auch die Erkenntnis, dass DJs nicht notwendigerweise Musik zum Tanzen auflegen, „sondern auch für Herz und Seele“.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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