Der junge Mann und der Strom
Wie man in den 1950er-Jahren den Rhein überquert: Als Teenager unternahm der Onkel unseres Autors eine Mutprobe mit starkem „Tiefgang“. Nun hat Sebastian Brück die Geschichte aufgeschrieben.

Es ist Sommer, und es ist 1957 oder 1958, und mein Onkel Klaus ist 16 oder 17. So ganz genau weiß man das nicht mehr. Er steht an der Oberkasseler Rheinseite auf einer Sandbank am Ufer – dort, wo heute die Kniebrücke den Fluss überquert. Gleich wird er etwas Gefährliches wagen. Etwas, das heute 99 Prozent aller Eltern verbieten würden und das umgehend die Wasserschutzpolizei auf den Plan riefe. Damals ist das anders, damals, nicht viel mehr als zehn Jahre nach dem Ende des Krieges, haben die Menschen einen anderen Sinn für Gefährlichkeit. Sie kennen Bombennächte, sie kennen Armut, und sie kennen Trümmer. Fahrradhelme tragen nur Radrennfahrer, wenn überhaupt. Die Kinder baden im Rhein, und in der Innenstadt machen sie sich ein Vergnügen daraus, an den bereits fahrenden und damals noch hinten offenen Straßenbahnen auf- und wieder abzuspringen, und meistens lassen die Kontrolleure sie gewähren.
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