Das besondere Verhältnis der Düsseldorfer zur Kartoffel

Unsere Kolumnistin stammt aus Peru und kennt viele Sorten der Knolle – in ihrer neuen Heimatstadt hat sie sie nochmal anders entdeckt: in der Altstadt, durch besondere Rezepte und das Pommes-Dilemma.
Von Karina Rodriguez (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 15. April 2024
Die demokratische Kartoffel
Unsere Kolumnistin hat neue Ideen zur Kartoffel gesucht, so wie man auf diesem Bild die Knollen suchen muss.

Heinrich Heine hatte eine hohe Meinung von der Kartoffel: „Warum die Rose besingen, Aristokrat! Besing die demokratische Kartoffel, die das Volk nährt!“, schrieb Düsseldorfs großer Dichter. Für diese Kolumne habe ich leider kein Lied oder jemanden, der in Düsseldorf die Kartoffeln besingt, gefunden – wohl aber besondere Orte, wo man sie kaufen und essen kann, Aktivitäten in der Stadt rund um die beliebten Knollen, Rezepte und Kuriositäten.

Alles fängt mit einer guten Kartoffel an
In meinen Leben habe ich schon viele Kartoffelsorten probiert, denn ich komme aus dem Land, in dem es mehr als 4000 Sorten gibt. Die Kartoffeln der „Kartoffelhandlung Theus“ auf dem Carlsplatz brachten mir die geschmackliche Erinnerung daran wieder zurück.

Eine alte und sehr sympathische Dame hat mir dort am Stand mit viel Geduld die unterschiedlichen Kartoffelsorten und deren Verwendungen gezeigt und erklärt: Sieglinde (festkochend), Leyla (halb mehligkochend) und Augusta (mehligkochend) sind meine Favoriten einheimischer Sorten, die ich dort für Rezepte in dieser Kolumne kaufte.

Für Ihr Rezept müssen Sie also zuerst einmal die richtige Kartoffel finden; das Buch „Kartoffelliebe: Pflanzen, ernten, Sortenvielfalt genießen“ führt Sie an diese und deren Verwendungen heran. Man findet dort:

  • Festkochend (f) für: Salzkartoffeln, Kartoffelsalat, Bratkartoffeln, Pommes frites.
  • Vorwiegend festkochend (vf) für: Salzkartoffeln, Pellkartoffeln, Kartoffelsalat, Bratkartoffeln, Auflauf, Eintöpfe, Rösti.
  • Mehligkochend (m) für: Püree, Klöße, Eintöpfe, Suppen, Backkartoffeln.

Kartoffelrezept aus Düsseldorf
Sehr zufrieden war ich dann, als ich im Buch „Düsseldorf-Kulinarische Welten“ eine leckere Überraschung entdeckte: die „Kartoffel-Apfel-Suppe“, die das Restaurant „[a]dress kitchen & bar“ im Hotel Indigo an der Kaiserswerther Straße anbietet. Da ich noch nie Kartoffeln mit Äpfeln zusammen gar als Suppe gegessen hatte, hat mein Mann dieses mit ingenieursmäßiger Präzision für mich nachgekocht. Es war eine der besten Suppen, die ich in meinem Leben genossen habe. Alle Geschmacksnuancen waren darin gut und fein kombiniert.

Das Pommes-Dilemma
Weil mir immer die große Liebe zu Pommes in der Stadt auffällt, habe ich mir eine Liste gemacht, um die dafür bekannten Läden zu besuchen. Nach langen Wartezeiten in langen Schlangen bei diesen und jenen war ich jedoch sehr enttäuscht. Weder die Pommes noch die dazu angebotenen Saucen waren geschmacklich besonders oder neu für mich. Überall in der Stadt kann ich solche Pommes als Beilage zum Essen bekommen, dafür muss ich nicht zu den Spezialisten gehen.

Nach dieser Erfahrung entschied ich mich zunächst, nicht über Pommes zu schreiben. Dann stieß ich eher zufällig auf „Leo‘s Grill“ an der Martinstraße in Bilk. Dieser Laden war der dritte in meiner erwähnten Liste, und, wie man in meinem Heimatland sagt: „La tercera es la vencida“ (Aller guten Dinge sind drei), wenn man zweimal nicht finden konnte, was man suchte.

Bei Leo‘s Grill habe ich in Pflanzenöl frittierte, leckere und frische Pommes gefunden und richtig gute Saucen entdeckt. Der Besitzer, ein Holländer, hat mich sechs verschiedene Saucen probieren lassen. Alle waren lecker und neu für mich, mein Favorit die holländische Joppiesauce. Süß, scharf, sauer, salzig, erdig und noch mehr sind die Geschmacksrichtungen der Saucen, die man bei „Leo‘s Grill“ finden kann.

Aktivitäten und Kuriositäten in Düsseldorf
Während meiner Recherche über das Thema habe ich die große Liebe bemerkt, die Düsseldorfer zur Kartoffel haben. Das zeigt sich neben dem kulinarischen Bereich auch in verschiedenen Kulturveranstaltungen. Im Jungen Schauspielhaus hat soeben das Stück „Pommes-Paradies“ Premiere gefeiert. Es handelt von Kinderarmut in einer reichen Welt und ist für Zuschauer ab zehn Jahren geeignet. Im vergangenen Jahr gab es im Polnischen Institut eine Veranstaltung namens „Die Kartoffel im Zen Garten“ von Sławomir Rumiak und Kanon Myokoin. Die Fotos sind noch auf der Internetseite des Instituts zu sehen.

Am 30. Mai feiern wir in Peru den „Tag der Kartoffel“. Das wäre doch eine gute Gelegenheit, das hiesige peruanische Restaurant „Lima‘s RestoBar“ zu besuchen, um dort Kartoffelgerichte zu probieren. Oder Sie warten bis September und feiern dann das Kartoffelfest in Kaiserswerth.

Im Buch „Auf den Spuren der Kartoffel in Kunst und Literatur“ fand ich eine Karikatur, in der ein Mann eine Kartoffel behandelt, als sei sie ein Diamant. Das erinnerte mich an die Nachricht über einen Düsseldorfer, der im vergangenen Jahr einem Kunden, der bei ihm Goldbarren bestellt hatte, stattdessen vier Kartoffeln per Post schickte. Sogar in Peru hatte man so etwas noch nie gehört.

Weiterführende Informationen

Adressen

Kartoffelhandel Theus, Carlsplatz, Stand G4, Telefon: 0211 323365

[a]dress kitchen &bar im Hotel Indigo, Kaiserswerther Straße 20, Telefon 0211 4999-922, geöffnet: 6.30 bis 22.30 Uhr

Leo’s Grill, Martinstraße 18, Telefon 0211 3037650, Internetseite: www.leosgrill.de; geöffnet: montags bis samstags 11.30 bis 22, sonntags 12 bis 22 Uhr; Lieferzeiten: montags bis freitags 11.30 bis 15 und 17 bis 22 Uhr, am Wochenende 12 bis 22 Uhr

Bücher

Heidi Lorey: „Kartoffel Liebe. Pflanzen, ernten, Sortenvielfalt, genießen“, Ulmer Verlag

Martina Vogt & Katharina Richter. „Düsseldorf – Kulinarische Welten“, Droste Verlag

Daniel Tischer: „Cocina Latina. Eine Reise durch die Küchen Lateinamerikas“, Christian Verlag

Gastón Acurio: „PERU. Das Kochbuch“, Phaidon

Manuela Rüther: „Kartoffel Küche. Über 70 herzhafte und süße Rezepte mir der Lieblingsknolle“, DK Verlag

Wilhelm Völksen: „Auf den Spuren der Kartoffel in Kunst und Literatur“, Gieseking Verlag

Videos

3 Tricksereien mit Kartoffeln, die dich verblüffen werden: https://youtu.be/dl-YC1vHtWg?si=3Ygerr9ryE9y2pNd

3 Rezepte mit Kartoffeln, die ALLES in den Schatten stellen: https://youtu.be/P5k5dFPD0Xo?si=OitOuihe9qMzTg8_

Rezept

Ajiacoist die Bezeichnung für eines der ältesten Kartoffelgerichte Südamerikas. Kartoffeln und „Ajies“ (Chilischoten) sind die Hauptzutaten der peruanischen Version dieses Gerichts, das aus den peruanischen Anden stammt. Weil meine Mutter aber von der Küste, also aus Lima, kommt, teile ich mit Ihnen die dortige Variante, die sie mir beigebracht hat. Das Rezept ist einfach und man verwendet dafür eine Art getrocknete Chilischoten, genannt „Aji Panca“. Diese können Sie in Düsseldorf bei „Hola Mundo“ kaufen, die Adresse finden Sie in meiner Kolumne „Die ganze Welt auf den Tisch: Lateinamerika“.

Die Zutaten: Kartoffelpüree aus einem halben Kilogramm gekochter Kartoffeln (ich habe eine Mischung zwischen halb mehligkochend (Leyla) und mehligkochend (Augusta) verwendet), eine rote Zwiebel klein und fein gehackt, 2 Knoblauchzehen gehackt, 2 EL Aji Panca (Chilipaste, s.u.), 50g Frischkäse in kleine Stücke geschnitten, ein Schuss Pflanzenöl, ein kleiner Schuss Wasser, Salz und Pfeffer nach Geschmack. Optional können Sie auch zusätzlich Rindfleisch oder Hähnchen klein und fein geschnitten hinzufügen.

Für die Chilipaste: Waschen Sie 3 Chilischoten. Entfernen Sie die Samen und die Trennhäute. In einer Schüssel mit Wasser die Chilischoten für 3 Stunden einweichen, dabei zwei Mal das Wasser wechseln. Die eingeweichten Schoten kochen Sie dann mit frischem Wasser für 5 Minuten, pürieren diese mit einem Mixer und stellen die Masse bis zum Gebrauch in den Kühlschrank.

Ajiaco Zubereitung: Das Pflanzenöl bei niedriger Temperatur in einem Topf erhitzen, dann die Zwiebel und den Knoblauch hinzufügen. Lassen Sie alles eine Minute sanft anbraten und geben Sie die Chilipaste, Salz und Pfeffer zu. Dann das Kartoffelpüree und den Schuss Wasser hinzugeben, alles vorsichtig köcheln lassen, bis das Wasser sich reduziert hat. Am Ende geben Sie den Frischkäse hinzu und kochen alles zusammen kurz auf.


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