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Alena, bist du wirklich linksextrem?

Im Januar besetzte Alena Hansen mit anderen Aktivist:innen die Parteizentrale der NRW-Grünen. Über Ostern besuchte sie ihre Eltern an der Nordsee. Begegnung mit einer Frau, die den Kapitalismus abschaffen möchte.

Veröffentlicht am 24. April 2023
Alena Hansen
Alle, die linksextrem sind, bitte mal lächeln. Alena Hansen möchte die Welt verbessern, notfalls auch mit einem CDU-Oberbürgermeister. Foto: Markus Luigs

Mein Freundeskreis besteht aus lauter Linken, die niemals zugeben würden, dass sie links sind. Wenn sie sich politisch verorten, dann sagen sie Mitte, denn mit Mitte kann man nichts falsch machen. Vielleicht sagen sie „irgendwie links“ oder auch sehr beliebt: linksliberal. Das angehängte „liberal“ soll zeigen: Ich bin kein verbohrter Linker, ich folge keiner Ideologie und auf keinen Fall werfe ich Steine auf Polizisten oder stecke Luxuslimousinen in Brand. Alena Hansen hingegen sagt am Telefon: „Ich bin linksextrem.“ Deshalb will ich sie treffen. Wann möchte jemand, der sich als linksextrem bezeichnet, schon mit der Presse sprechen? Jedenfalls stelle ich mir Linksextreme so vor: Kein Wort zu den bürgerlichen Medien.

Also stehe ich an einem Dienstagmorgen vor einem Haus an der Siemensstraße in Oberbilk gleich neben der Geschäftsstelle von Fifty-Fifty und drücke die Klingel. Untergebracht ist hier der Verein „Housing First Düsseldorf“, der Obdachlose wieder zu Mieter:innen machen möchte. Sozialarbeiterin Alena öffnet die Tür, bittet mich aber nicht herein, sondern stellt sich raus zu mir. Erstmal eine rauchen. Alena, 33, fällt gleich auf, auch in einer Großstadt. Pinke Haare, Ringe an diversen Stellen im Gesicht, Tätowierungen auch am Hals, schwarzes Punkrock-T-Shirt, schwarze Jeans mit Löchern an den Knien, schwarze Schuhe mit Plateausohle. Ein freundliches Gesicht macht sie trotzdem. Sie erzählt, sie habe über die Osterfeiertage ihre Eltern an der Nordsee besucht. Macht sie regelmäßig. Erst vor zwei Jahren ist sie von zuhause ausgezogen, nach Düsseldorf, für den Job.

Nach der Zigarette gehen wir rein und setzen uns in einen Gemeinschaftsraum mit Teeküche. Bloß ihr Hund Henry ist da, ein schwarzer Labrador, den sie im Scherz Kampfhund nennt. Ich fange harmlos, also ganz am Anfang an. War die Kindheit gut? „Definitiv.“ Aufgewachsen ist Alena in einem Dorf bei Husum, als Einzelkind, aber einsam war ihre Kindheit nicht. Sie hatte zwei Pferde, ritt Dressurturniere, „mit Zylinder und so. Fast spießig“. Noch heute hat sie eine Reitbeteiligung, das Pferd steht auf dem Hof ihrer Eltern. Der wiederum liegt „am Arsch der Heide“. Die Pubertät machte sie empfänglich für den Punk. Freunde gründeten Bands, Alena hing mit ihnen in Proberäumen ab, besuchte Konzerte, in Husum, Flensburg, Kiel, Hamburg. Der letzte Zug von Hamburg fuhr um 22.30 Uhr, „so, dass man die letzten Songs der Bands nicht mehr sehen konnte“.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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