Grüne OB-Kandidatin: Ohne Lächeln hofft sie auf viele Ja-Sager

Die Botschaft auf den Plakaten für die Grüne-OB-Kandidatin ist unmissverständlich: Wen Sie hier sehen, das ist die Chefin. Punkt und basta. Widerspruch? Offenbar ist damit nicht zu rechnen, überall steht links unten „Ja, Clara!“. Ein zwar grammatisch unvollständiger Satz, dafür aber eine mehrdeutige Botschaft. Er kann Zustimmung bedeuten, aber auch für die Wahlentscheidung stehen, also das Kreuzchen neben ihrem Namen. Der Begriff Ja-Sager, eigentlich nicht positiv besetzt, erlebt eine gänzlich andere Interpretation. Provokant, daher auffällig und damit ganz im Sinne der Kampagne: Klar für Clara. Entsprechend selbstbewusst bis an die Grenze der Arroganz und einer herablassenden Attitüde guckt sie uns an: Wähl! Mich!
Clara Gerlach (49), seit 2020 nach Josef Hinkel (CDU) zweite Bürgermeisterin der Stadt, hat nicht zuletzt wegen dieses repräsentativen Jobs an ihrer Optik gearbeitet. Wie man bei welchen Terminen in welchem Outfit auftritt, was man damit signalisiert, das hat sie drauf, ohne Zweifel.
Anders als bei männlichen Kandidaten, denen über die Kleidung (Anzug, Jeans, Krawatte ja, nein) nur eine begrenzte nonverbale Kommunikation möglich ist, können Frauen da weitaus, sagen wir: gesprächiger sein. Rock, Kleid, Hosenanzug, farbig, nicht farbig, modisch aktuell oder eher konservativ – da ist vieles möglich. Clara Gerlach weiß das und guckt aktuell nicht nur wie die Chefin, sie könnte so gewandet auch Geschäftsführerin eines Unternehmens sein. Es hat Zeiten bei den Grünen gegeben, da wäre ein solches Aussehen jenseits jeder Vorstellung gewesen. Doch das ist lange vorbei. Die Lehrerin (Deutsch und Kunst) ist wie NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur ein typisches Beispiel für diese – zumindest optisch vollzogene – Metamorphose.
Denn nun geht’s ums Ganze: Nach der klar als Vorbereitung genutzten Zeit im Bürgermeisteramt möchte sie ganz nach oben. Clara Gerlach will Oberbürgermeisterin von Düsseldorf werden, die Nummer eins im Rathaus, Vorstandsvorsitzende des Konzerns namens Landeshauptstadt. Da muss eine entsprechende Bildsprache her. Eindeutig, und vor allem: glaubhaft.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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