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Der Bademeister

Ratsherr Martin Volkenrath und die Düsseldorfer SPD kämpfen mit großer Leidenschaft dagegen, dass im Sommer städtische Hallenbäder und eine Sauna geschlossen bleiben. Aber ist das wirklich eine Frage von sozialer Gerechtigkeit?

Veröffentlicht am 17. Mai 2023
Martin Volkenrath
Die Münster-Therme in Düsseldorf soll während der Sommermonate geschlossen sein. SPD-Ratsherr Martin Volkenrath möchte das nicht hinnehmen. Foto: Andreas Endermann

Sollte der finnische Saunaverband mal einen deutschen Botschafter suchen, würde sich Martin Volkenrath sehr anbieten. Der SPD-Ratsherr erläutert gerne und umfangreich die Vorzüge hoher Temperaturen für den menschlichen Körper, zitiert Meldungen, nach denen die Finnen die glücklichsten Menschen der Welt sind, und sieht die Ursache in ihrem Hang zum Saunieren.

In seinem Einsatz für das Wohlbefinden schreckt Martin Volkenrath weder vor metaphorischen Herausforderungen noch komplexen argumentativen Zusammenhängen zurück – etwa der Verbindung von Sauna und Klimaschutz. So rechnet der Sozialdemokrat mit Aufguss-Faible gerne vor, welche zusätzlichen CO2-Emissionen es verursacht, wenn die Düsseldorfer Bäder während des Sommers alle Saunen schließen und man deshalb nach Neuss fahren muss. Und wenn er Argumente gegen die Hallenbad-Schließung zwischen Mai und September auflistet, führt Martin Volkenrath gerne auch einen „Tsunami an Beschwerden“ an, den es gegen diese städtischen Pläne geben soll.

Martin Volkenrath hat sich damit in der Düsseldorfer Politik den Spitzennamen „Der Bademeister“ erarbeitet. Dem Vernehmen nach soll dieser in seiner eigenen Fraktion erfunden worden sein. Die stellt fest, dass der 68-Jährige in der Mitte der Ratsperiode sein Thema gefunden hat. Nach der Niederlage der SPD bei der Kommunalwahl 2020 musste der Pro-Dampf-Plauderer den Vorsitz des Verkehrsausschusses abgeben und hatte damit sichtlich zu kämpfen: Während andere Mitglieder seiner Fraktion die abgestimmten Positionen vortrugen, meldete sich Martin Volkenrath immer wieder zusätzlich zu Wort – bisweilen ohne den Eindruck vermeiden zu können, es gehe ihm vor allem darum, zu zeigen, dass er immer noch der besser Vorsitzende wäre.

Mittlerweile ist die Zahl seiner Co-Referate im Verkehrsausschuss gesunken. Martin Volkenrath überlässt zumindest nicht unwesentliche Teile des Themenfelds den Kolleg:innen und widmet sich Bädern und Schwitzstuben. Im Sportausschuss war das Frühjahr geprägt von Fragenkatalogen an die Verwaltung sowie An- und Vorträgen zum Thema. Die SPD wollte wissen, welche Bäder und Saunen geschlossen werden, warum und wie die Stadt ein vernünftiges Angebot für Senioren, Behinderte und chronisch Kranke sicherstellen möchte. Die SPD beantragte, die Suomi-Sauna im Schwimmbad Niederheid möge zwischen April und September geöffnet bleiben. Und die SPD hakt nach, wie Personalmangel in den Bädern behoben werden kann.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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