Das sagen die OB-Kandidierenden zur Verkehrswende in Düsseldorf

Wir haben die Themen und Fragen gesammelt, die den Wählerinnen und Wählern besonders wichtig sind. Diese Fragen haben dann die Politikerinnen und Politiker bekommen, die an die Rathausspitze wollen. Hier kommen ihre Antworten zur Verkehrswende.
Von viernull
Veröffentlicht am 23. Juli 2025
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„Deine Stimme, Deine Themen“ ist ein Projekt, das VierNull zusammen mit Correctiv und anderen neuen Lokalmedien zur OB-Wahl am 14. September entwickelt hat. Im Mittelpunkt stehen nicht die Programme der Bewerberinnen und Bewerber, sondern das, was die Bürgerinnen und Bürgern besonders bewegt. Mehrere hundert Fragen sind so im Frühsommer zusammengekommen.

Die Einsendungen haben wir nach Schwerpunkten sortiert und innerhalb der Schwerpunkte die am häufigsten gestellten Fragen zusammengestellt. Diese haben wir den Kandidierenden geschickt, die Oberbürgermeisterin oder Oberbürgermeister werden möchten. Nun veröffentlichen wir in einer Serie die Antworten.

Verkehr und Mobilität wurden dabei mit Abstand am meisten angesprochen. Deshalb wird es dazu drei Folgen geben. In der ersten geht es um die grundsätzliche Frage, wie eine Verkehrswende in Düsseldorf erreicht werden kann. Alle Teile unserer Reihe finden Sie hier.

Frage: Welche konkreten Pläne haben Sie, um in Düsseldorf die Verkehrswende zu erreichen?
Antwort von Stephan Keller (CDU)
Mein Ziel ist eine gerechte Verkehrspolitik für alle – pragmatisch, nicht ideologisch. Ob zu Fuß auf sicheren Wegen, mit dem Rad auf komfortablen Radleitrouten, Fahrradstraßen und dem Radhauptnetz, mit dem Auto auf sanierten Straßen mit intelligenter Verkehrsführung und digitalem Baustellenmanagements oder mit dem ÖPNV mit der Verlängerung der U81 und der Umsetzung der 2. Stufe des Rheintakts. Diese sorgt dafür, dass Busse und Bahnen öfter fahren und besser zusammenpassen. Ziel ist, dass mehr Leute Bus und Bahn nutzen – auch durch einen barrierefreien Zugang für alle Menschen. Denn der ÖPNV ist für mich das Rückgrat der städtischen Mobilität. Zudem soll der Flughafen-Fernbahnhof zu einem multimodalen Hub ausgebaut werden. Unser Ehrgeiz muss sein, umweltverträgliche Mobilität so anzubieten, dass der Umstieg auf den Umweltverbund attraktiv wird. Gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass auch diejenigen mobil bleiben, die aus unterschiedlichen Gründen auf das Auto angewiesen sind.

Antwort von Clara Gerlach (Grüne)
Andere Städte zeigen: Die Mobilitätswende kann innerhalb weniger Jahre vorankommen – wenn die Stadtspitze es will und es zur Priorität macht. Das haben die bisherigen Düsseldorfer Oberbürgermeister von CDU und SPD nicht getan. Konkret geht es um:

  • sichere und komfortable Radwege, für die ich Planung und Bau beschleunige und unsere Strukturen entsprechend anpasse.
  • sichere (Schul-)Wege, denn der Schutz unserer Kinder auf ihren Wegen muss unsere absolute Top-Priorität werden. Es kann nicht sein, dass Parkplätze wichtiger sind als sichere Kreuzungen, Überwege oder Hol- und Bring-Zonen für unsere Kleinsten.
  • Mobilitätsstationen, die unter anderem durch Sharing-Angebote Alternativen zum eigenen Auto bieten. Ich sorge dafür, dass wir beim Ausbau nicht nachlassen und das Angebot weiter auf die Außenbezirke ausdehnen.
  • Ausbau von Bus und Bahn mit einer Rheinbahn, die zuverlässiger und öfter fährt und schrittweise auch auf neuen Strecken.

Antwort von Fabian Zachel (SPD)
Stauhauptstadt, Flickenteppich bei den Radwegen, langsame Takte im ÖPNV, fehlende Busverbindungen – wer sich in unserer Stadt fortbewegen will, bleibt immer häufiger stehen. Große Städte wie Paris zeigen: Das ist kein Muss. Mit einem klugen Mobilitätskonzept weiß man, was zu tun ist. Düsseldorf soll Modellstadt einer zukunftsorientierten Mobilität im Ballungsraum Rhein-Ruhr werden.

Eine bessere digitale Baustellenkoordination, neue Lieferzonen für Handwerk und Logistik, Taktverdichtungen in Stoßzeiten, U81-Ausbau bis zum Fernbahnhof und Rheinquerung, stärkere überregionale Verzahnung, mehr Aufenthaltsqualität an Haltestellen, Verkehrsberuhigung in Wohnquartieren, mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden, Radwege ausbauen, faire Ticketpreise für alle Generationen – das alles muss endlich mit einem solchen Konzept umgesetzt werden.

Das ist komplex. Doch durch weiteres Abwarten in der Stadtspitze wird es nicht einfacher. Es braucht jetzt mehr Tempo gegen den Stillstand in Düsseldorf.

Antwort von Ulf Montanus (FDP)
Freiheit hat vier Räder. Oder zwei. Oder Schienen. Für uns bedeutet eine erfolgreiche Verkehrswende in Düsseldorf, intelligente Angebote statt Ideologie zu schaffen und eine Verkehrspolitik, die wir gemeinsam und nicht gegeneinander machen. Unser Plan ist ein faires Gesamtkonzept für alle: Für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bedeutet das, dass wir die Takte verdichten, Linien wie die U73 verlängern und neue Verbindungen wie die Ringbuslinie 834 schaffen. Für Radfahrende bauen wir ein hochwertiges und sicheres Netz aus, mit baulich getrennten Wegen statt nur aufgemalter Farbe. Für Autofahrende sorgen wir mit einer intelligenten „Grünen Welle“ für flüssigen Verkehr. All das vernetzen wir durch Mobilitätsstationen. So schaffen wir ein modernes System, in dem jede Düsseldorferin und jeder Düsseldorfer frei und unkompliziert das beste Verkehrsmittel für den eigenen Weg wählen kann.

Antwort von Julia Marmulla (Linke)
Wir müssen so schnell wie möglich ins Machen kommen und Maßnahmen für das Wohl der vielen Menschen umsetzen, die den Umweltverbund (ÖPNV, Rad- und Fußverkehr) nutzen. Ganz zentral ist das Ziel, den vielen Pendler:innen den Umstieg vom Auto hin zum Umweltverbund attraktiver zu gestalten. Ebenso zentral sind die Ticketpreise: Perspektivisch wollen wir einen kostenlosen und fahrscheinfreien ÖPNV in Düsseldorf.

Zu Sofortmaßnahmen gehören ein stetiger Ausbau des regionalen Schnellbusnetzes und die Verlängerung von Buslinien, die derzeit an der Stadtgrenze enden, bis in die Innenstadt. Für die stark frequentierten Linien braucht es zudem eng getaktete Doppelgelenkbusse. 

Ebenso muss der Ausbau von Radwegen schneller umgesetzt werden. Auch ist klar, dass zu einer Verkehrswende und dem Ausbau des Radhauptnetzes dazugehört, dass bei mehrspurigen Straßen die Autospuren reduziert und in Radspuren umgewandelt werden. Außerdem setzen wir uns für mehr Fußgängerzonen mit guter Anbindung an den ÖPNV ein und für den raschen Ausbau der Sharing-Infrastruktur im gesamten Stadtgebiet. Die derzeitige Priorisierung zentraler Lagen ist nicht ausreichend, da Sharing-Angebote auch kurzfristig helfen können, private PKW in der Stadt zu reduzieren.

Antwort von Lukas Fix (Klimaliste)
Autofreie Innenstadtviertel, beginnend mit Carlstadt und Teilen der Altstadt, flächendeckende Tempo-30-Zonen und massiver Ausbau von Radwegen (50 Kilometer jährlich) nach Kopenhagener Vorbild. Umweltspuren werden zu Protected Bike Lanes umgebaut, ergänzt durch Radschnellwege nach Neuss und Ratingen. Ein dichteres, barrierefreies ÖPNV-Netz mit 10-Minuten-Takt in Außenbezirke und Nachbarstädte sowie innovative Konzepte wie Rhein-Wassertaxis machen das Auto verzichtbar. Elektrifizierung der Fähren mit Ausbau der Anleger (angesichts maroder Brücken bleiben diese relevant). Attraktive, breite und sichere Fußwege mit barrierefreien Kreuzungen, bei denen vorgezogene Gehwegbereiche das Parken verhindern – für mehr Sicherheit und bessere Zugänglichkeit für Rettungsdienste.

Antwort von Berit Zalbertus (Tierschutz)
Ich will die Verkehrswende als Mobilitätswende gestalten – nicht gegen das Auto, sondern mit besseren Alternativen für alle. In Wien überzeugt der Nahverkehr mit Verlässlichkeit, guten Takten und einem fairen Ticketpreis: nur ein Euro pro Tag für das ganze Jahr. In Barcelona wird Verkehr durch klar strukturierte Mobilitätszonen, digitale Steuerung und sichere Radwege intelligent gelenkt. Diese Ansätze will ich auf Düsseldorf übertragen. Ich setze auf ein starkes ÖPNV-System, sichere Radwege, Carsharing-Stationen und Mobilitätsstationen an den Stadtgrenzen mit Park+Ride, Fahrradboxen und direktem Umstieg. Künstliche Intelligenz kann Verkehrsflüsse analysieren, Ampeln flexibel steuern und Takte im Berufsverkehr bedarfsgerecht anpassen. Die Verkehrswende muss für alle funktionieren: für Pendlerinnen, Eltern mit Kindern, Handwerker im Transporter und Seniorinnen mit Rollator. Mein Ziel: Wahlfreiheit statt Zwang – mit Lösungen, die den Alltag spürbar erleichtern.

Antwort von Alexander Marten (Einzelbewerber)
Verkehrsarten dürfen nicht mehr diskriminiert werden, um Menschen zum ÖPNV/Rad zu zwingen. Die Peitsche ist selten nachhaltig effektiv; vielleicht versuchen wir es mal mit dem Zuckerbrot? Insgesamt muss Verkehr fließen, damit die Menschen weniger Frust dabei erleben:

1. Fürs Auto müssen wieder Ampelphasen für ‚grüne Wellen‘ eingeführt werden und Anreize für Fahrgemeinschaften.
2. Für Radfahrer müssen durchgängige Radwege entstehen – vielleicht nicht die direktesten, dafür aber die schönsten.
3. Für den ÖPNV sollen Arbeitgeber animiert werden, allen Mitarbeitern im Stadtbereich kostenfreie Monatskarten zur Verfügung zu stellen.

Und wenn wir eine digitalere Stadt wären, könnten wir über entsprechende Anreizsysteme den Bürgern für „vorbildlichere“ Verkehrsarten auch entsprechende ‚Goodies‘ zukommen lassen, die ihnen bei ihren Amtsgängen vielleicht die Wartezeit verkürzen oder ähnliches. Da so etwas aber (noch) nicht existiert, ist es müßig darüber nachzudenken. [Zynismus ein:] Vielleicht stellen wir doch mehr Mitarbeiter für die Verkehrsüberwachung ein?

Von Claus Hennig Gahr (AfD), Dominique Mirus (Die Partei), Michael Baumeister (Freie Wähler) und Hermann Bruns (Einzelbewerber) liegen bisher keine Antworten vor.


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