Wie Düsseldorfs Messe-Chef mit Star Trek und Titanic Schiffbruch erlitt

In der neuen Folge unseres True-crime-Podcasts "Kohle, Knast und Kaviar" geht es um Hartmut Krebs. In den 90ern hatte er die Idee, ins Event-Geschäft einzusteigen. Er sah eine glänzende Zukunft mit spektakulären Shows aus Hollywood. Leider ging das schief.
Veröffentlicht am 9. Oktober 2025
Hartmut Krebs, Messe DŸsseldorf – Portrait, WZ-Archiv, 1996

Foto: Stadtarchiv DŸsseldorf / Messe DŸsseldorf
Hartmut Krebs während seiner Zeit als Chef der Messe Düsseldorf. Foto: Stadtarchiv

Im Dezember 1999, einen Tag vor Heiligabend, wurde in Düsseldorf Messe-Geschichte geschrieben. So einen Moment hatte es zuvor noch nie gegeben: Der gerade mal ein paar Monate im Amt arbeitende Oberbürgermeister Joachim Erwin lud zur Pressekonferenz in einen der Konferenzräume des Geländes und verkündete, der amtierende Chef Hartmut Krebs werde seinen Job quittieren. Was viele da schon wussten: Die Kündigung geschah nicht ganz freiwillig, sondern war erzwungen worden, denn Krebs hatte der Messe einen Verlust von über 110 Millionen D-Mark beschert. Mit einer Vision, an die er lange geglaubt hatte.  

Die Vorgeschichte: Der Messe-Chef der 1980er und 1990er Jahre, Claus Groth, wollte 1997 seinen Platz räumen. Er war zwar erst 61 Jahre alt, war aber auch der Ansicht, die Führungsspitze müsse verjüngt werden. Bei der Suche nach einem Nachfolger war er selbst beteiligt und schlug schließlich Hartmut Krebs vor. Der damals 50-jährige Sozialdemokrat war den Messe-Leuten bekannt: Der Staatssekretär aus dem NRW-Wirtschaftsministerium saß als Vertreter des Landes im Aufsichtsrat der Messe Düsseldorf. NRW hatte damals und hat auch heute noch einen Anteil von 20 Prozent an der Ausstellungsgesellschaft. Groth hielt Krebs für geeignet. Man kannte sich auch privat, war in Meerbusch-Osterath im selben Tennis-Club. Dort sprach Groth ihn an – und hatte seinen Nachfolger gefunden.

Wolfgang Clement (SPD), zu dieser Zeit Landeswirtschaftsminister, kam die Personalie gelegen. Wie Weggefährten aus dieser Zeit bestätigen, hielt Clement nicht viel von Krebs. Er war im Grunde erleichtert, ihn auf diese Weise elegant loszuwerden. Krebs hatte eine für diese Zeit typische Partei- und Polit-Karriere hinter sich. In einem zivilen Beruf hatte er nie gearbeitet, sondern war erst beim Regierungspräsidenten Düsseldorf und später Redenschreiber von Johannes Rau. Er gehörte also zum engen Macht-, Beziehungs- und Klüngelgeflecht der NRW-SPD. Der Volkswirt (Studium unter anderem in Berlin) übernahm die Führung der Messe in einer Zeit, in der die SPD auch in Düsseldorf die Oberbürgermeisterin Marlies Smeets stellte und im Stadtrat eine rot-grüne Mehrheit regierte.

Die Messe Düsseldorf war damals bereits eine der größten weltweit, in Deutschland auf Platz zwei hinter Hannover. Veranstaltungen wie K und Drupa, boot und Interpack waren Leitmessen ihrer Branche. Natürlich wollte Krebs ebenfalls Großes schaffen. Die Internationalität, immer ein gern genutztes Wort in diesem Geschäft, war nach seiner Einschätzung noch zu steigern. Aber auch im nahen Dunstkreis sah er Entwicklungs-Chancen: Eine engere Kooperation, gar Zusammenlegung mit den Konkurrenten in Köln, Dortmund und Essen – durchweg kleiner als Düsseldorf – stand auf seiner Agenda. Wirklich passiert ist da (bis heute) nicht viel.

Zugleich schlug Krebs einen Weg ein, der für ihn und die Messe zur Sackgasse wurde: Er wollte ins Eventgeschäft. Beseelt von Erlebnissen vor allem in den USA träumte er davon, Live-Shows nach Düsseldorf zu holen. Auch wegen der – an sich vernünftigen – Erkenntnis, dass in messe-armen Zeiten riesige Hallen des Geländes ungenutzt waren. Diese Lücken, so seine Idee, müssten doch mit neuen Angeboten zu schließen sein. Soweit die Theorie.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

Unser Journalismus ist werbefrei und unabhängig, deshalb können wir ihn nicht kostenlos anbieten. Sichern Sie sich unbegrenzten Zugang mit unserem Start-Abo: die ersten sechs Monate für insgesamt 1 Euro. Danach kostet das Abo 10 Euro monatlich. Es ist jederzeit kündbar. Alternativ können Sie unsere Artikel auch einzeln kaufen.

Start-Abo: 6 Monate für 1 Euro

Artikel einzeln kaufen (2 EUR)

Schon Mitglied, Freundin/Freund oder Förderin/Förderer?

Hier einloggen


Lust auf weitere Geschichten?