Wie Bürokratie einen Handwerksbetrieb bremst

Es beginnt mit einem Missverständnis. Bei einer Pressekonferenz berichtet der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, dass die Investitionen der Betriebe seit mehreren Jahren auf einem sehr niedrigen Stand sind (hier nachzulesen). Ich frage ihn, woran das liegt. Andreas Ehlert erzählt, welche Auflagen ein Unternehmen alles beachten, welche Kontrollen und Prüfungen es jedes Jahr durchführen muss. Ich weise daraufhin, nicht nach dem Thema Bürokratisierung gefragt zu haben, sondern nach Investitionshemmnissen. Der bürokratische Aufwand sei das Investitionshemmnis Nummer eins, erklärt Ehlert. Er binde so viele Ressourcen, dass Betriebe bei den wichtigen Ausgaben so zurückhaltend seien.
Um diese Entwicklung praktisch zu verstehen, habe ich Kai Hofmann und seinen Elektrobetrieb in Eller besucht. 15 Mitarbeitende, ein 3300 Quadratmeter großes Gelände, auf dem eine 1800-Quadratmeter-Halle steht. An den Wänden sieht man Displays, über die sich so ziemlich alles im Gebäude steuern lässt. Doch obwohl sich Kai Hofmann offensichtlich mit Digitalisierung auskennt, bringt er zu unserem Gespräch zwei bestens gefüllte Aktenordner mit. Und damit sind wir mitten im Thema.

In den Ordnern finden wir als erstes die Liste der „prüfpflichtigen Einrichtungen“. Sie geben einen ersten intensiven Eindruck, womit sich der Betrieb alles beschäftigen muss. Zu diesen Einrichtungen zählen: Rolltor 1, Rolltor 2, die Auffanggurte, die Hubarbeitsbühne, die Brandmeldeanlage, die Feuerlöscher (elf Stück), die Firmenfahrzeuge, Leitern und Tritte, die Lüftungsanlage, die Klimaanlage, der Verbandskasten sowie die Wallbox 1, 2 und 3 für die Elektrofahrzeuge.
Ein Dutzend Gesetzestexte, ein Dutzend Seiten pro Formular
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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