Was wir über den Müll in Düsseldorf nicht wissen, aber wissen sollten
Kurze Mail, schnelle Antwort. Das dachte ich zumindest, als mir ein Leser schrieb. Er fragte, ob es stimme, dass der in der Gelben Tonne gesammelte beziehungsweise mit dem Grünen Punkt versehene Müll in Düsseldorf verbrannt werde. Und wenn dies so sei, ob es Pläne gebe, daran etwas zu ändern. Es begann eine ungewöhnlich lange Suche.
Was wir nicht wissen
An die schnelle Aufklärung glaubte ich noch, als ich mich bei der Awista anfragte. Schließlich ist die Tochter der Stadtwerke hier für die Abfallwirtschaft zuständig. Dort fiel die Antwort aber lediglich kurz aus: „Für die Gelbe Tonne sind die Dualen Systeme zuständig. Bitte wenden Sie sich mit Ihrer Anfrage an Herrn XXX [Name aus Datenschutzgründen unkenntlich gemacht], der Ihnen sicher weiterhelfen kann.“
Der genannte Ansprechpartner ist nach eigenen Angaben dafür zuständig, Verbraucherinnen und Verbraucher „aufzuklären und zu informieren“. Mit Zahlen für Düsseldorf kann er mir nicht helfen, aber er hat bundesweite Statistiken. Danach werden über die Gelbe Tonne und den Gelben Sack pro Einwohner:in und Jahr 30 Kilogramm Leichtverpackungen gesammelt. Und immerhin rund zwei Drittel aller Verpackungsabfälle können recycelt werden. Zum Schluss empfiehlt er mir noch, mich an den für Düsseldorf zuständigen Vertreter des Dualen Systems zu wenden. Das ist das Unternehmen BellandVision mit Sitz in Pegnitz bei Bayreuth.
Ich recherchiere nun parallel. Ich probiere es bei BellandVision und bei der Stadt Düsseldorf. Die Antworten aus dem Rathaus enthalten gleich drei Mal die Formulierung „liegen keine Informationen vor“. Das betrifft die folgenden Punkte:
- Die Menge der Sortierreste: Es gibt eine Art zweite Mülltrennung. Die Abfälle aus der Gelben Tonne kommen in Betriebe, in denen die recycelbaren Verpackungen vom restlichen Müll getrennt werden. Der Rest wird laut Stadt „in der Regel einer Müllverbrennung zugeführt“. Wie hoch der Anteil ist, wisse man aber nicht.
- Die Orte für diese anschließende Verbrennung. Die Aufsicht darüber haben die Landesumweltbehörden.
- Den Anteil deponierbarer Reste: Die Stadt hat keine Daten dazu. Man geht davon aus, dass wenig bis nichts aus den genannten Abfällen deponierbar ist und deshalb nahezu alles in der Müllverbrennung landet.
BellandVision antwortet ausführlich, aber letztlich auch unbefriedigend. In Deutschland gebe es verschiedene Duale System und diese stünden im Wettbewerb. Deshalb seien die Informationen zu den Sammlungen, auch die zu den aussortierten Mengen, als sensibel einzustufen. Die Schlussfolgerung: „Folglich liegen uns einerseits für Düsseldorf nicht alle Marktinformationen vor und andererseits können wir Ihnen aus Wettbewerbsgründen keine detaillierte Auskunft zu unseren Sortier- und Verwertungsquoten geben.“
Deshalb bleibt auch BellandVision bei allgemeinen Werten: Bundesweit gehören danach etwa 30 Prozent der in Gelben Tonnen und Säcken gesammelten Abfälle nicht dort hinein. Das entspricht rund 750.000 Tonnen jährlich. Dieser falsch eingeworfene Müll erschwert das Recycling erheblich, zum Teil macht es dieses sogar unmöglich.
Ich frage nochmal nach, ob diese 30 Prozent ein für Düsseldorf geeigneter Richtwert sind. Die Antwort: Das könne man mir nicht sagen. Unabhängig vom Anteil möchte ich dann aber wenigstens noch wissen, was mit dem Rest passiert. Ich lerne den schönen Begriff „energetische Verwertung“.
Was wir wissen
Durch die Recherche sind einige Informationen zusammengekommen, die einem bei der Orientierung helfen:
- Im vergangenen Jahr wurden in Düsseldorf rund 15.000 Tonnen Leichtverpackungen gesammelt. Die Menge ist gestiegen, im Vergleich zum Jahr 2022 um 2,2 Prozent.
- Nimmt man den bundesweiten Durchschnittswert, so landen aus Düsseldorf mindestens 4500 Tonnen oder 4,5 Millionen Kilogramm Müll aus der Gelben Tonne in der Müllverbrennung.
- Um diesen Wert zu senken, gibt es zwei Ansätze: Düsseldorf macht ab dem nächsten Jahr die Gelbe Tonne zur Wertstoff-Tonne. Und man setzt auf mehr Aufklärung.
Was sich mit der Wertstoff-Tonne ändert
Die gute Nachricht vorweg: Man kann weniger falsch machen. In die farblich immer noch Gelbe Tonnen kommen neben den Leichtverpackungen dann auch Kunststoffe oder Metalle. Als Beispiele werden alte Bratpfannen und kaputte Gießkannen genannt. Diese landeten bisher (zumindest, wenn man alles richtig macht) in der schwarzen Restmülltonne und daher in der Verbrennung. Die Stadt rechnet damit, dass rund 3000 Tonnen Müll pro Jahr von dem einen in das andere Sammelbehältnis wandern.
Der Ansatz erscheint auf den ersten Blick paradox: Ein erheblicher Teil des Abfalls in der Gelben Tonne ist nicht verwertbar und wird auf Umwegen behandelt wie Restmüll. Nun ermöglicht man, einen Teil des bisherigen Restmülls in die Gelbe Tonne zu werfen und verbessert so mindestens die Menge des verwertbaren Mülls – und im Idealfall auch die Quote.
Was wir alle tun können
Die erwähnte Aufklärung der Verbraucherinnen und Verbraucher erfolgt auf der Internetseite www.muelltrennung-wirkt.de und in den angeschlossenen Social-Media-Kanälen. Zu der Frage, was in die Gelbe Tonne gehört, steht dort ganz grundsätzlich:
1. Verpackungen, die nicht aus Papier, Pappe, Karton oder Glas sind. Für die gibt es bekanntermaßen eigene Tonnen und Container.
2. Die Verpackungen müssen leer sein, aber nicht ausgespült werden.
3. Verschiedene Bestandteile der Verpackung sind zu trennen.
4. Eine Liste von Beispielen der „richtigen Abfälle“ ist hier zu finden.
Unter demselben Link findet man etwas weiter unten eine Tabelle mit Dingen, die nicht in die Gelbe Tonne gehören. Und einen Satz, der ebenso schlicht wie schön ist: „Verpackungen aus Papier, Pappe, Karton und Glas sowie sämtliche Abfälle, die keine Verpackungen sind.“
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