Einmalig: Düsseldorfs gelbe Fußgängerampel

Keine andere Stadt Deutschlands hat eine dritte Ampelfarbe für Fußgänger. Das ist eine vielen nicht bewusste Einmaligkeit. Keineswegs nur ein Gag, sondern eine Frage der Sicherheit. Sagen jedenfalls Experten.
Veröffentlicht am 15. Mai 2021
Gelb am Graf-Adolf-Platz - wer schnell genug ist, kann jetzt noch losgehen. Foto: Andreas Endermann
Gelb am Graf-Adolf-Platz - wer schnell genug ist, kann jetzt noch losgehen. Foto: Andreas Endermann

Mit Einmaligkeiten ist das so eine Sache. Vor allem sind sie, wie es der Name schon sagt, selten, sonst wären es ja keine. Es gibt den Düsseldorfer Senfrostbraten (der ist – Vegetarier bitte weghören – vom Rind oder Schwein und berühmt wegen seiner Senf-Zwiebelkruste, sehr lecker), es gibt die Düsseldorfer Tabelle (die kennt jeder, der mal Unterhalt einfordern, zahlen oder bekommen musste), und es gibt die Benrather Linie, an der entlang sich zwei Formen des rheinischen Platt trennen. Alles das findet sich nirgendwo sonst, wie viele wissen.

Aber das mit der Gelbphase hiesiger Fußgängerampeln, deren Einzigartigkeit, die ist nur wenigen bewusst. Wie sich neulich in einer der zahllosen Quizsendungen im Fernsehen zeigte. Dort lautete sinngemäß die Fragestellung: Was ist in Düsseldorf einmalig? Die möglichen Antworten:

1. In Fußgängerzonen ist das Joggen verboten.
2. Auf der Kö sind die Zebrastreifen mit Pelz bezogen.
3. Fußgängerampeln haben eine Gelbphase.

Der mit-ratende Martin Rütter, Deutschlands populärster Hunde-Versteher, hatte zwar keine Ahnung, war aber klug genug, per Ausschlussverfahren die Antwort zu finden. Joggen untersagt in Fußgängerzonen? Unwahrscheinlich, außerdem von ihm selbst mehrfach beobachtet. Pelz auf Kö-Zebrastreifen? Hielt er zurecht selbst in Düsseldorf für schwer vorstellbar (zumal es auf der Kö gar keine Zebrastreifen gibt), also Antwort drei: die gelbe Ampelphase. Und er lag richtig damit.

Viele Düsseldorfer wird das erstaunen. Denn ihnen dürfte diese Besonderheit nicht bewusst sein, sie glauben, gelbe Fußgängerampeln seien auch anderswo üblich. Was vermutlich auch an mangelnder Aufmerksamkeit bei auswärtigen Städtetouren liegt. Oder haben Sie beim Bummeln durch New York, Paris, Köln oder Oer-Erkenschwick schon mal auf die Farbgebung dortiger Fußgängerampeln geachtet? Sehen Sie. 

Sollten Sie aber mal tun. Dann werden Sie nämlich feststellen: Es gibt kein Gelb. Nirgends. Von Rot auf Grün geht der Sprung, oder umgekehrt. Blitzschnell, eine gewisse Hektik verbreitend, und die bange Frage, ob man denn jetzt noch Zeit hat, die andere Straßenseite zu erreichen, bevor man eine Nummer in der Verkehrsunfallstatistik wird.

Das hatten Anfang der 1950er Jahre Düsseldorfer Planer ebenfalls so empfunden und schufen in einem Modellversuch die dritte Phase, die in Gelb. Sozusagen Balsam für gestresste Fußgängernerven beim Überqueren der Straße. Aus dem anfänglichen Versuch wurde eine Dauerlösung, und heute würden sicher viele Rot sehen, wenn das Gelb abgeknipst würde. Jedenfalls hat man sich dran gewöhnt: Ist man unterwegs und sieht plötzlich Gelb, heißt das, salopp gesagt „alles gut, keine Eile“. Denn Düsseldorfs Verkehrsexperten wären keine, wenn die Dauer der einzelnen Phasen nicht, abhängig von der Breite der Fahrbahn, fein austariert wäre. Will sagen: Trete ich meinen Gang auf die andere Seite an, und habe den Fuß auf die Fahrbahn gesetzt, dann habe ich auf jeden Fall Zeit satt drüben anzukommen, auch wenn die Ampel plötzlich von Grün auf Gelb springt. Nun sind die Menschen unterschiedlich schnell unterwegs, ein junger Mensch braucht weniger Zeit als ein älterer, womöglich noch mit Rollator auf dem Weg. Es gibt daher Empfehlungen: Sieht man Gelb, bevor man überhaupt los geht, kann der junge Mensch es noch problemlos schaffen, aber der Senior sollte eine Pause einlegen.

Übrigens nutzt das zusätzliche Farbenspiel auch Autofahrern. Jedenfalls solchen, bei denen die Signale intellektuell ankommen. Wer nämlich im Auto vor einer roten Ampel wartet, der kann an der Schaltung der Fußgängerampel sehen, wann ihm selbst die grüne Phase bevorsteht. Springt das Licht für jene um, die zu Fuß von A nach B wollen, folgt Gelb-Grün wenig später für die motorisierten Verkehrsteilnehmer. Idealerweise legt man dann schon mal den Gang ein oder nimmt den Fuß von der Bremse. So wird man nicht zum Trödelnden und fördert den Verkehrsfluss.

Insofern ist das dritte Licht in Düsseldorfs Verkehrsampeln wirklich so was wie das Gelbe vom Ei. Für alle.

Zur gelben Fußgängerampel gibt es sogar eine eigene Broschüre.


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