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Nächstes Mal auf Asche: Lieber Tusa als Fortuna

Früher war Niko Offert Vorsänger der Düsseldorfer Ultras, heute betreibt er mit seiner Freundin Bella Kraus einen Blog über Amateurfußball und Punk. Das half ihm auch, eine schwere Depression zu überwinden.

Von Marc Latsch (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 30. Oktober 2023
Fußballblogger Bella Kraus und Niko Offert
Bella Kraus und Niko Offert betreiben den Blog "Das nächste Mal auf Asche" und sind gerne am Platz von Tusa 06 in Flehe.

Samstagabend, Flutlicht, 52.000 Zuschauer. Es ist einer dieser Tage, auf die Niko Offert früher wochenlang hinfieberte. Er hätte eine große Choreografie geplant, während der Arbeit an nichts anderes gedacht und sich in den 90 Minuten im Stadion die Seele aus dem Leib gesungen. Damit sich nicht nur die Fortuna, sondern auch ihre Fans möglichst stark präsentieren. Doch während in der Düsseldorfer Arena Fortuna in einem Wahnsinnsspiel nach 0:3-Rückstand noch 4:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern gewinnt, besucht Offert im niederländischen Arnheim ein kleines Punk-Festival. „Samstagabend mal kein Fußball!“, schreibt er dazu in seinem Blog. Erst sonntags steht er wieder am Sportplatz. Wie immer, wenn Tusa 06 Düsseldorf in der Kreisliga A spielt.

„Nächstes Mal auf Asche“, so heißt der Blog, den Offert mit seiner Freundin Bella Kraus betreut. Beide kennen sich noch aus der Fanszene von Fortuna. Heute reizen sie die großen Arenen am Wochenende nicht mehr, sondern die kleinen Sportplätze der Region. In ihren Texten liegt der Fokus auf Kreisliga- bis maximal Regionalliga-Fußball. Und auf Punkmusik, wie an diesem Samstagabend in Arnheim. „Ich finde es ein bisschen echter“, sagt Kraus über die Liebe zum unterklassigen Fußball. „Es ist alles nicht so schön aufpoliert und werbetauglich.“

Zum Treffen haben die beiden nach Flehe geladen. Dort spielt Tusa 06, ihre neue Liebe. Was die beiden nicht bedacht hatten: Nicht nur wir sind an diesem Montagnachmittag vor Ort, sondern auch die Bambini des Vereins. Während die beiden Blog-Betreiber auf dem Rasen für ein Foto posieren, sind ihnen die zuschauenden Eltern und Kinder sichtlich unangenehm. Dabei ist nicht mehr viel von der „Profilneurose“ zu erkennen, die Offert sich selbst attestiert, wenn er über seine Zeit bei Fortuna spricht.

Niko Offert wuchs in Monheim bei seinen Großeltern auf. Als Kind fuhr er eine Zeit lang zu den Spielen von Bayer Leverkusen, als Jugendlicher erstmals zu Fortuna ins alte Rheinstadion. „Das hat mich fasziniert. Das Stadion war viel größer, es brannten Bengalen. Ich habe mich verliebt“, sagt er. Offert ging regelmäßig hin, auch in den sportlich schlechten Zeiten in der Oberliga. Für ihn, so klingt es heute, wurde der Reiz dadurch eher größer. Der Umzug an den Flinger Broich habe dem Verein nochmal eine „originelle Kante gegeben“, sagt er. „Auf einmal kamen auch Punker ins Stadion, das war eine schöne Sache.“

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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