Magazin für puren Luxus – aber der Chefsessel ist ein Schleudersitz

Falstaff – ist der Name ein Begriff? So heißt eine stark expandierende Genusszeitschrift, deren deutsche Ausgabe in Düsseldorf entsteht. Hinter den Kulissen geht es wie in Verdis gleichnamiger komischen Oper zu.
Von Frank Lorentz (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 25. Juli 2025
Falstaff Magazin

Foto: Andreas Endermann
Genuss auf höchstem Niveau – darüber berichtet Falstaff.

Leckeres Essen. Hmm. Ein Gläschen Wein dabei. Jaa. Und eine schöne Reise – her damit! Das sind die drei Zutaten, aus denen „Falstaff” gemacht ist, ein „Genussmagazin”, in dem es um nichts anderes geht als Essen, Trinken und Reisen. Falstaff, erhältlich mit jeweils eigenen Ausgaben in Österreich, der Schweiz, Italien und Deutschland (hinzu kommt eine internationale Ausgabe auf Englisch), bezeichnet sich selbst als Marktführer in seinem Segment.

Die deutsche Ausgabe entsteht in Düsseldorf. Anfangs war Falstaff am Carlsplatz zuhause, inzwischen zog man an die Cecilienallee um, in ein villenartiges Bürgerhaus. So, und nun alle mediengestählten Jobsuchenden die Ohren gespitzt: Falstaff Deutschland sucht aktuell eine*n Geschäftsführer*in. An der Cecilienallee logieren in einer schicken Hütte mit Rheinblick, professionell genießen und sogar noch bezahlt werden dafür – gibt’s etwas Besseres?

Akt 1
Ehe Sie hektisch Ihre Bewerbungsunterlagen zusammenkramen, schnell eine Wissensfrage: Falstaff, wer war das noch mal? Antwort: Eine Figur aus Shakespeares Komödie „Die lustigen Weiber von Windsor”. Zugleich der titelgebende Held in Guiseppe Verdis gleichnamiger berühmter opera buffa, sprich komischen Oper (das Libretto ist eine Adaption von Shakespeares lustigen Weibern). Drei Akte, Uraufführung war 1893 in der Mailänder Scala. Falstaff, mit vollem Namen Sir John Falstaff, ist ein dicklicher Ritter, der den Frauen nachsteigt und die Zeche prellt. Ein verfressener, versoffener Dreckskerl. Aus heutiger Sicht: der Inbegriff des toxischen Mannes.

Ziemlich kühn von den beiden Wirtschaftsjournalisten Hans Dibold und Helmut Rome, das Magazin, als sie es 1980 in Österreich ins Leben riefen, nach dem weltbekannten Unsympathen zu benennen. Marketingtechnisch war es durchaus weitsichtig. „Der Name Falstaff”, sagt Wolfgang Rosam, der heutige Inhaber und Herausgeber (er kaufte den Laden vor knapp 20 Jahren), „lässt sich international verwenden.” Mit einem Namen wie „Der Feinschmecker” – Rosam ist ein Genussmensch, der Seitenhiebe auf die Konkurrenz zu goutieren weiß – gehe das nicht.

Wolfgang Rosam, Falstaff

Foto: Falstaff / Stefan Gergely
Wolfgang Rosam, Chef von Falstaff. Der Mann ist offenbar sehr präsent und sehr umstritten. Foto: Falstaff / Stefan Gergely

An Rosam, dessen Name gerade kurz hintereinander dreimal fiel, führt bei Falstaff kein Weg vorbei. Der Österreicher, Jahrgang 1957, ist ein PR-Profi und Strippenzieher. Er war Chef einer Agentur namens Publico, die er vor etwas mehr als 20 Jahren verkaufte, beriet nach eigenen Worten fünf österreichische Kanzler und schmückt sich mit einem Professorentitel ehrenhalber, den er „für Verdienste um die Republik” erhielt. Ehe der Respekt zu sehr anschwillt: In Österreich wird solch ein Titel „allen möglichen Tunichtguten umgehängt, die als Schnittlauch auf der österreichischen Suppe um die Wette nach den Plätzen in den Fettaugen schwimmen”, schreibt Armin Turnher im österreichischen Magazin „Falter”, dessen Chefredakteur er ist.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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