Euro 2024: Fan-Zone am Schauspielhaus, Top-Teams in Flingern
Im Moment macht es wenig Spaß, an Fußball-Großereignisse zu denken. Die nächste Weltmeisterschaft findet bald in Qatar statt, viele Düsseldorfer Wirte verzichten deshalb auf Public Viewing. Im Bekanntenkreis gibt es eigentlich immer Leute, die erklären, das Turnier nicht zu gucken. Da wir hier bei VierNull aber immer auch lösungsorientiert sein möchten, habe ich einen Weg gesucht, sich wieder auf Fußball zu freuen – und habe den Projektleiter für die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Düsseldorf kontaktiert, Thomas Neuhäuser.
Ehrlicherweise bin ich davon ausgegangen, dass wir ziemlich grundsätzlich und vorwiegend über Eckpunkte sprechen. Umso erstaunter war ich daher, wie konkret die Pläne für die Zeit in knapp zwei Jahren schon sind. Es ging überhaupt nicht um die Frage, warum wir jetzt schon über die Euro sprechen, sondern vor allem darum, dass genau jetzt ein sehr guter Zeitpunkt ist, darüber zu reden.
Von Thomas Neuhäuser habe ich zunächst gelernt, welche Dimension das Turnier haben wird: 24 Mannschaften bestreiten zwischen Mitte Juni und Mitte Juli 51 Spiele. Knapp drei Millionen Menschen werden in den Stadien dabei sein. Zudem kommen viele Fans auch ohne Ticket in die Austragungsorte, um sie dort auf Leinwänden und Fernsehern zu verfolgen. Die Organisator:innen rechnen im Moment mit insgesamt rund zwölf Millionen Menschen in den Fan-Zonen der zehn deutschen Städte. Weltweit werden laut dem europäischen Fußball-Verband Uefa bis zu fünf Milliarden Menschen das Ganze am Bildschirm verfolgen.
Die Spiele in Düsseldorf
Fünf EM-Begegnungen werden in Düsseldorf angepfiffen: drei Vorrunden-Partien (17., 21. und 24. Juni) sowie ein Achtel- und ein Viertelfinale (1. und 6. Juli). Das hiesige Projektteam denkt aber anders. Es sieht die Euro 2024 als eine 30-tägige Großveranstaltung. Die Fans werden an jedem Spieltag Lust haben, die Duelle zu gucken und drumherum etwas zu erleben. Erst recht, weil es drei weitere Austragungsorte in NRW gibt (Dortmund, Gelsenkirchen und Köln) und deshalb 20 Partien in unserem Bundesland stattfinden. Mindestens bei Spielen in Dortmund und Gelsenkirchen kann man sich gut vorstellen, dass die Anhänger auf dem Hin- oder Rückweg in Düsseldorf Station machen.
So wie sie das Turnier als Ganzes betrachten, sehen die Organistor:innen auch die Stadt. Es wird spezielle Orte zum gemeinsamen Spieleschauen geben, letztlich aber ist die Fan-Zone elf Quadratkilometer groß und liegt zwischen Flughafen, Alt- und Innenstadt.
Die Fan-Bereiche in Düsseldorf
Die 2021 ausgetragene Europameisterschaft von 2020 ist in einem Punkt zum besonderen Vorbild für das Turnier in Deutschland geworden. In den Spielorten gab es nicht mehr einfach riesige Flächen mit diversen Leinwänden fürs Public Viewing, sondern gediegene kleinere Orte mit sportlichen Angeboten und guter Gastronomie. Schöne Beispiele dafür waren zum Beispiel die Fan-Zonen am Wasser in Kopenhagen oder neben der Tower Bridge in London.
Daran orientiert sich Düsseldorf und stellt so sicher, dass die Vorzüge der Stadt bei den Übertragungen gut zu sehen sein werden. Die Fan-Zonen oder -Dörfer sind an den folgenden drei Punkten geplant:
- Football-Village auf dem Burgplatz: Rahmenprogramm und Übertragungen aller Spiele im Herzen der Altstadt
- Public Viewing am Unteren Rheinwerft: Auf der städtischen Fläche südlich der Kasematten und damit direkt am Wasser werden Spiele der deutschen Mannschaft und die fünf Düsseldorfer Partien gezeigt.
- Fan-Village auf dem Gustaf-Grüngens-Platz: Die Stadt hofft, die Tribüne des Schauspielhauses nutzen zu können, die das Theater für seine Open-Air-Inszenierungen im Sommer aufbaut. Kulissen wären dann das sehr grüne große Gebäude des Kö-Bogen II sowie die Dreiecks-Rasenfläche.
Ein vierter Fanbereich wird nach Bedarf im Rheinpark entstehen. Das hängt davon ab, wer sich für die Europameisterschaft qualifiziert und wer im Dezember 2023 in die Gruppen gelost wird, die Begegnungen in Düsseldorf austragen. Sollte hier zum Beispiel die Niederlande auf England treffen, wird man diese vierte Zone sicher brauchen (auch unter Sicherheitsgesichtspunkten, um die Fan-Gruppen zu trennen). Treten hier eher kleinere Nationen oder Außenseiter an, kann man das Ganze eine Nummer kleiner halten.
Wie die vier Fan-Zonen konkret aussehen sollen, möchte die Stadt mit den Düsseldorfer:innen erarbeiten. Deshalb startet sie mit genau dieser Frage nun eine Kampagne, an der sich alle Bürger:innen mit Vorschlägen beteiligen können.
Der Nachhaltigkeitsplan
Der Chef des Euro-Organisationskomitees, Philipp Lahm, möchte das Turnier zum bisher nachhaltigsten seiner Art machen. Das Düsseldorfer Projektteam hat sich deshalb entschieden, das Thema nicht in einer einzelnen Arbeitsgruppe zu behandeln, sondern mit allen Themenbereichen zu verknüpfen. Der Grundsatz dabei: Lieber Umsetzbares als Symbolträchtiges. Das Vorhandene soll bestmöglich genutzt werden, in der Arena und in den Fan-Zonen soll möglichst viel im Kreislauf geführt und möglichst wenig weggeworfen werden.
Düsseldorf praktiziert vieles davon schon auf Festivals oder Großveranstaltungen und stellt jährlich 60 Millionen Euro für den Klimaschutz bereit. Dennoch hoffen die Verantwortlichen auf weitere Fortschritte durch das Turnier und damit für spätere Großereignisse in der Stadt.
Das Vorhaben ist absolut lobenswert, ich möchte aber einen bedenklichen Punkt ansprechen: Profifußballer haben Reisegewohnheiten, die fern von klimafreundlich sind. Bisher ist an der Stelle auch noch keine Veränderung zu erkennen. Wenn es gelänge, dies anlässlich der Euro 2024 zu entwickeln, wäre das ein enormer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.
Hotels und Trainingsstätten in Düsseldorf
Gute Nachricht für alle Selfie-Freunde: Spieler, Trainer und weitere prominente Begleiter der teilnehmenden Teams werden in Düsseldorf zu sehen sein. In mindestens acht Hotels (unter anderem an der Königsallee und im Medienhafen) werden Mannschaften und ihr Umfeld wohnen. Von dort fahren sie zum Rather Wald- oder zum Paul-Janes-Stadion am Flinger Broich, um zu trainieren und sich auf die Spiele vorzubereiten.
Düsseldorfer:innen helfen mit
Bis zu 80 Prozent der Besucher:innen in der Stadt werden nicht ortskundig sein. Deshalb braucht es eine Menge Menschen, die an festen Punkten stehen oder unterwegs sind, um den Gästen zu helfen. Diese Volunteers werden mit die wichtigsten Düsseldorf-Botschafter sein. Das Projektteam möchte deshalb neben dem allgemeinen Aufruf, freiwillige Helfer:in zu werden, auch die hiesigen Unternehmen ansprechen. Deren oft internationale Mitarbeiterschaft könnte in vielen Sprachen viele Fragen beantworten und Gutes über die Stadt berichten. Zu den Argumenten, Volunteer zu werden, zählt auch deren Zentrale: das Maxhaus in der Carlstadt.
Bauarbeiten in der Arena
Düsseldorfs Arena ist grundsätzlich gut in Schuss, braucht bis zum Großereignis aber noch ein paar Modernisierungen: Es werden zusätzliche Rollstuhlplätze geschaffen, und das Flutlicht wird erweitert. Die gesamte Stromversorgung gibt es während des Turniers in zwei unabhängigen Systemen, damit beim Ausfall des einen Kreislaufs der andere einspringt. Eine der Baumaßnahmen bedeutet auch gute Nachrichten für die Arena-Besucher ganz allgemein, die bisher vergeblich ein stabiles Handy- oder Datennetz suchen. WLan und 5G sollen ausgebaut werden.
Deutsche Mannschaft in Düsseldorf?
Man möchte der Nationalmannschaft natürlich keine Rückschläge wünschen, dennoch wäre es aus Düsseldorfer Sicht ein bisschen erfreulich, wenn das Team nur Zweiter in seiner Gruppe wird (wegen der schlechteren Tordifferenz zum Beispiel). Deutschland ist als Gastgeber nämlich bereits für Gruppe A gesetzt und würde als Zweiter dieser Gruppe im Achtelfinale gegen den Zweiten der Gruppe B antreten. Der Sieger dieser Partie wiederum würde sich für das Viertelfinal-Spiel in Düsseldorf qualifizieren.
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